3:4 in Bremerhaven: Der DEL-Neuling zieht am DEL-Rekordmeister vorbei

Der Super-GAU ist eingetreten. Die Eisbären Berlin schließen das „Wochenende der Wahrheit“ mit null Punkten ab. Der 3:6-Niederlage vom Freitagabend in Straubing folgte heute eine 3:4-Niederlage bei Verfolger Fischtown Pinguins Bremerhaven. Durch den Sieg zog der DEL-Neuling am DEL-Rekordmeister in der Tabelle vorbei und hat weiterhin noch ein Spiel weniger absolviert. Für die Eisbären bedeutete die Niederlage in Bremerhaven zugleich die siebte Pleite in Folge, die zehnte Niederlage aus den letzten elf Spielen und die 15. Niederlage (!) im 20. Auswärtsspiel. Eine Statistik des Grauens – vor allem für eine Mannschaft, wie sie die Eisbären mal vor langer Zeit waren. Aber die jetzige Mannschaft hat mit den damaligen Mannschaften überhaupt nichts mehr zu tun.

Eisbären-Chef-Coach Uwe Krupp strich für das heutige Spiel Barry Tallackson aus dem Kader. Unsere Nummer 22 musste sich das Spiel daher von der Tribüne aus ansehen. Somit traten die Eisbären beim Liga-Neuling mit sechs Verteidigern und nur zehn Stürmern an.

Früh in der Partie kassierten unsere Jungs die erste Strafzeit der Partie. Aber bei den Überzahlspielen sollte heute ja eigentlich nicht viel passieren, trafen doch die beiden schlechtesten Powerplay-Teams aufeinander. Bremerhaven mit dem zweitschlechtesten und die Eisbären mit dem schlechtesten Powerplay. Da die Eisbären aber auch in Unterzahl meistens sehr schlecht agieren, hatte das heute nichts zu bedeuten. Und prompt nutzte der Gastgeber sein Powerplay zur frühen Führung aus. Querpass an den langen Pfosten, wo Jason Bast lauerte und ungestört zum 1:0 einschießen konnte (4.).
Doch die Eisbären gaben die perfekte Antwort auf den Rückstand. Nur 34 Sekunden später glichen die Berliner aus. Micki DuPont hatte von der blauen Linie abgezogen, Kapitän André Rankel fälschte unhaltbar ab und so stand es 1:1 (5.). Der wichtige Ausgleich für unsere Jungs.
Fortan die Hausherren mit einem sehr guten Forechecking, sie stellten damit die Eisbären immer wieder vor große Probleme im Spielaufbau. Und vor dem Berliner Tor sorgte Bremerhaven dadurch auch immer wieder für Gefahr.
Wenn die Eisbären aber mal einen guten Spielaufbau hin bekamen, dann kamen sie auch zu Chancen. So scheiterten André Rankel, Jamie MacQueen und Spencer Machachek an Jani Nieminen.
Dann lief die 12. Spielminute. Die Eisbären setzten Bremerhaven aggressiv im Spielaufbau unter Druck, allerdings ohne Erfolg. Denn die Eisbären kamen nicht an die Scheibe und Bremerhaven fand dann doch irgendwie in den Spielaufbau, Jeremy Welsh startete sein Solo und brachte die Hausherren per sehenswerten Sonntagsschuss, welcher unter der Latte einschlug, erneut in Führung – 2:1.
Nur Sekunden später ein Fehler von Alex Roach, Corey Quirk mit der Chance zum dritten Treffer, aber Petri Vehanen war zur Stelle. Immer wieder sorgten leichtsinnige Fehler der Eisbären für Chancen der Hausherren. Da Bremerhaven aber keine weitere Chance mehr nutzen konnte, ging es beim Stand von 2:1 in die Kabinen.

Da sich Jens Baxmann und Jordan Owens nach der Schlusssirene noch kurz anlegten, ging das zweite Drittel mit 4-gegen-4 los. Nach dem Bremerhaven innerhalb kürzester Zeit auch noch zwei weitere Strafzeiten kassierte, hatten die Berliner zwischenzeitlich sogar die Chance, 4-gegen-3 und 5-gegen-3 zu spielen. Ja, man erspielte sich Chancen aber nein, man konnte sie einfach nicht nutzen. Da fehlte unseren Jungs einfach das nötige Glück vor dem Tor.
Wie man sein Powerplay aber effektiv nutzt, zeigten dann die Hausherren wieder. Kai Wissmann saß gerade elf Sekunden auf der Strafbank, da durfte er schon wieder zurück auf das Eis. Bremerhaven wieder in der Formation, mit dem Querpass an den langen Pfosten, wo Jack Combs stand und zum 3:1 einnetzen konnte (25.). Natürlich wieder einmal ungestört.
Danach wirkten die Eisbären angeschlagen, wirkten ideen- und ratlos, nach vorne fiel ihnen einfach nichts ein. Das 1:3 hatte sie mächtig geschockt, zumal man kurz zuvor ja eigentlich die Riesenchancen hatte, zum Ausgleich zu kommen. Aber man sah heute auch, wenn man es mal schnell spielte, wenn der erste Pass mal kaum und der Spielaufbau klappte, konnte man durchaus für Gefahr sorgen. So auch beim zweiten Treffer. Die Eisbären im Angriff, Spencer Machacek mit dem Pass von hinter dem Tor vor das Tor, wo Jamie MacQueen im Slot lauerte und per Direktabnahme auf 3:2 verkürzen konnte (29.).
Nur Sekunden später hätten die Eisbären erneut jubeln können, aber Kyle Wilson scheiterte freistehend mit seinem Schuss an Jani Nieminen. Ein Wahnsinns-Save des Bremerhavener Goalies.
Dann die Eisbären mit der nächsten Chance zum Ausgleich, als man ein Powerplay hatte. Aber nein, stimmt ja, Powerplay und die Eisbären passt in dieser Saison einfach nicht zusammen. Bezeichnend, dass Bremerhaven per Konter in Unterzahl die beste Chance dabei hatte.
Nun entwickelte sich ein munteres Auf und Ab mit Chancen auf beiden Seiten. Und es war Bremerhaven, welches erneut vorlegen konnte. Jeremy Welsh bekam im Slot die Scheibe zugespielt, wurde nicht gestört und konnte so zum 4:2 einschießen (35.).
Nur wenige Sekunden später Bremerhaven mit der Riesenchance zum 5:2, aber die Eisbären konnten das irgendwie verhindern und leiteten direkt den 3-auf-2-Konter ein, welchen Kyle Wilson per Rückhand sehenswert abschloss – 4:3 (36.). Ganze 33 Sekunden lagen zwischen diesen beiden Treffern.
Danach Bremerhaven noch einmal mit zwei Überzahlspielen. Und das ging da einfach zu leicht, wie die Hausherren immer wieder in ihre Formation fanden und dann auch zum Abschluss kamen. Die Eisbären viel zu passiv in Unterzahl. Bei Petri Vehanen durfte man sich bedanken, dass es beim 4:3 nach 40 Minuten blieb.

Für das letzte Drittel hatten sich die Eisbären sichtlich was vorgenommen, dementsprechend engagiert kamen sie zurück auf das Eis. Und nach 43 Minuten bot sich auch die Chance, in Überzahl zu agieren. Aber auch nur für vier Sekunden, denn dann kassierte nämlich Nick Petersen ebenfalls eine Strafzeit und so ging es mit 4-gegen-4 weiter.
Bremerhaven hatte seine Taktik nun umgestellt, versuchte nun hinten sicher zu stehen und lauerte auf Konter. Die Eisbären konnten so also das Spiel machen, nur was taten sie? Wenn sie im Angriffsdrittel waren, dann waren es zu oft Einzelaktionen, die zum Abschluss führten. Zu selten, dass sie mal eine Kombination wagten. Irgendwie versuchte jeder das Ding alleine drehen zu wollen. Lediglich acht Minuten vor dem Spielende mal ein gelungener Angriff, als Micki DuPont mit einem langen Pass Jamie MacQueen fand, der aber an Jani Nieminen scheiterte.
Drei Minuten vor dem Ende dann noch einmal eine Strafe gegen die Hausherren wegen Spielverzögerung, aber lassen wir es, ein Powerplaytor der Eisbären werden wir in dieser Saison nicht mehr sehen. Am Ende brachte Bremerhaven das 4:3 souverän über die Zeit.

Die Talfahrt der Eisbären hält an. Auch in Bremerhaven konnte man die Negativserie nicht beendet. Und die Niederlage hat viele Gründe. Man war heute deutlich zu undiszipliniert, kassierte zu viele Strafen. Bremerhaven nutzte das zu zwei Toren aus. Man selbst agierte im eigenen Überzahlspiel mal wieder zu umständlich und ließ diese Chancen daher ungenutzt. Bei den Gegentoren stand man meistens zu weit weg vom Gegenspieler, so dass diese keine Probleme hatten, die Scheibe unbedrängt im Tor unterzubringen. In der Defensive leistete man sich zu viele einfache Fehler, was es Bremerhaven ermöglichte, zu Chancen zu kommen. Im letzten Drittel verzettelte man sich zu sehr in Einzelaktionen anstatt einfach mal geschlossen und als Team um die Punkte zu kämpfen.

Nächstes Wochenende treffen unsere Jungs dann gleich zweimal auf die Adler Mannheim. Und nach den zuletzt gezeigten Leistungen muss man schlimmes befürchten. Es werden wohl die Niederlagen Nummer Acht und Neun in Folge werden. Denn im Moment sehe ich rein gar nichts, was Hoffnung auf Besserung macht. Auch wenn man immer wieder die selbe Laier der Spieler hört, dass man ja eigentlich gar nicht so schlecht spielt und es nur an Kleinigkeiten fehlt. Und wenn man dann einen Uwe Krupp vor dem Spiel hört, der meint, dass nach einer möglichen Niederlage in Bremerhaven noch jede Menge Wasser den Bach herunter fließt, dann fehlen mir so langsam aber sicher die Worte. An diesem Wochenende hätte man die beiden ärgsten Verfolger auf Abstand halten können. Aber nein, man hat sie noch näher an sich heran gebracht und im Fall Bremerhaven sogar vorbei gelassen. Dass man sich das anders vorgestellt hat, haben wir ja gehört, aber wie so oft in dieser Saison folgten den Worten nicht wirklich Taten.

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