1:7 – Eisbären-Debakel in Ingolstadt

Einen Abend vor Heiligabend hatten die Eisbären Berlin ihren Fans mit einem knappen 2:1-Sieg gegen Wolfsburg ein Vorweihnachtsgeschenk gemacht, dabei vor allem kämpferisch eine klasse Leistung über 60 Minuten gezeigt. Zum Ende des Weihnachtsfestes haben die Berliner ihre Fans nun aber maßlos enttäuscht. In einer richtungsweisenden Partie beim direkten Konkurrenten ERC Ingolstadt kamen die Hauptstädter unter die Räder. Vor 4.030 Zuschauern in der Saturn-Arena setzte es eine herbe 1:7 (0:2,1:2,0:3)-Klatsche. Die höchste Saison-Niederlage für unsere Jungs in so einem wichtigen Spiel.

Im Vergleich zum Wolfsburg-Spiel gab es eine Änderung im Line-up. Kyle Wilson fehlte aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung, dafür stand Daniel Fischbuch wieder im Kader. Im Tor begann Petri Vehanen.

Beide Mannschaften starteten mit viel Tempo ins Spiel, es ging sofort hin und her. Keine 30 Sekunden waren gespielt, da hatten sich die Berliner bereits das erste Mal im Drittel der Gastgeber festgesetzt und durch Spencer Machacek die erste Chance gehabt, welcher per Rückhand an Marco Eisenhut scheiterte. 90 Sekunden brauchte der ERCI für seine erste Chance. Einen Schuss von Petr Taticek konnte Petri Vehanen nur prallen lassen, Ex-Eisbär Petr Pohl hatte das halbleere Tor vor sich, schoss den Puck aber knapp am Tor vorbei.
Ingolstadt spielte unglaublich druckvolles Eishockey, setzte den scheibenführenden Berlinere Spieler immer sofort unter Druck. Micki DuPont sorgte dann mit einem Fehlpass im Spielaufbau für die nächste Chance der Schanzer. Diese hatten nun eine Drangphase mit guten Chancen und so war es nur eine Frage der Zeit, bis hier das erste Tor fallen würde. Gewühl vor dem Berliner Tor, Danny Irmen behielt den Überblick und schoss den Puck ins Tor – 1:0 (7.).
Nur eine Minute später die Eisbären in der Offensive, Daniel Fischbuch wurde klasse freigespielt, stand frei vor Eisenhut, vertändelte aber die Scheibe. Sven Ziegler scheiterte im Nachschuss am Torhüter der Panther. Erneut nur eine Minute später Kapitän André Rankel mit einer gelungenen Aktion, aber sein Schuss verfehlte das Tor.
Gut fünf Minuten vor der ersten Drittelpause die Hausherren mit einer Drangphase, die Eisbären hatten Probleme, sich zu befreien. Und erneut nutzten die Hausherren solch eine Drangphase, konnten das zweite Tor an diesem Nachmittag erzielen. John Laliberte mit Zug zum Tor, schoss auf das Berliner Tor, Vehanen parierte den Schuss, war beim Nachschuss von Thomas Oppenheimer aber machtlos – 2:0 (16.). Zugleich auch der Pausenstand.

Das zweite Drittel begann erneut mit Chancen auf beiden Seiten. Beim ERCI scheiterte Brandon Buck freistehend vor Petri Vehanen, beim EHC war es Nick Petersen, der eine gute Chance vergab. Zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr auf dem Eis war Eisbären-Stürmer Darin Olver, welcher sich bei einem Zusammenprall im ersten Drittel verletzte.
23 Minuten waren gespielt, als die Hausherren ein Bully vor Vehanen hatten. Dieses gewannen die Schanzer, David Elsner hämmerte die Scheibe auf das Tor, wo sie Martin Buchwieser noch entscheidend abfälschte – 3:0.
Nur eine Minute später kam John Laliberte zu einfach an Constantin Braun vorbei, scheiterte dann jedoch am finnischen Goalie der Berliner.
Dann wieder einmal die Eisbären mit einer guten Chance. Daniel Fischbuch kurvte ums Ingolstädter Tor, spielte dann den Querpass auf Bruno Gervais, der am langen Pfosten lauerte. Doch sein Schuss ging knapp am rechten Außenpfosten vorbei. Pech für die Eisbären, Glück für die Schanzer. Und die legten im Gegenzug direkt nach.
Der Puck kam zu Thomas Pielmeier, welcher auf Höhe des rechten Bullykreises stand und den Puck einfach mal direkt nahm – 4:0 (28.). Feierabend für Petri Vehanen, Marvin Cüpper kam für ihn nun ins Tor.
Mitte des zweiten Drittels das erste Powerplay der Partie, die Eisbären hatten es. Aber die Berliner haben in dieser Saison das schlechteste Überzahlspiel aller Teams, trafen nur in einer der letzten neun Partien und nutzten nur 1 der letzten 40 Überzahlspiele (!). Auch diese Überzahl konnten sie mal wieder nicht nutzen.
33 Minuten waren gespielt, da nahm Ingolstadt eine Auszeit. Also auch die Chance für die Eisbären, sich noch einmal zu beraten und letzte Anweisungen zu bekommen. Aber es passierte nichts, rein gar nichts. Die Spieler standen lustlos an der Bande, Co-Trainer Marian Bazany und Chefcoach Uwe Krupp schauten in der Weltgeschichte herum. Unfassbar, 0:4 lag die Mannschaft hinten und man hätte mal eine Standpauke der Verantwortlichen erwartet, aber es passierte nichts.
Auf dem Eis passierte anschließend aber auch nicht mehr so viel, bis auf den Anschlusstreffer der Berliner. Fehlpass der Hausherren, Bruno Gervais kam an die Scheibe und versenkte sie im Ingolstädter Tor – 4:1 (38.). Der Schlusspunkt unter dem Mitteldrittel.

Wer nun auf eine Schlussoffensive der Eisbären im letzten Drittel hoffte, wurde schnell enttäuscht. Exakt eine Minute war gespielt, da klingelte es schon wieder im Berliner Tor. Thomas Oppenheimer wurde überhaupt nicht angegriffen und konnte ungestört zum 5:1 einschießen (41.).
Danach erneut ein Powerplay für die Eisbären, aber lassen wir es, darüber irgendetwas zu schreiben. Reine Zeitverschwendung.
In der 44. Spielminute bekam Ingolstadt dann auch noch einen Penalty zugesprochen, diesen vergab jedoch Darryl Boye. Drei Minuten später stürmten die beiden Eisbären-Verteidiger Constantin Braun und Bruno Gervais (!) mit nach vorne, hinten war man also komplett offen. Und ihr ahnt es schon, die Schanzer nutzten das aus. David Elsner bekam die Scheibe in den Lauf gespielt, lief alleine auf Cüpper zu und ließ diesem keine Chance – 6:1 (47.).
Die Krönung war dann aber eigentlich das nächste Tor nur zwei Minuten später. Die Eisbären im Angriff, dem Ingolstädter Spieler Jean-Francois Jacques zerbrach der Schläger. Dennoch beförderte jener Jacques mit dem Schlittschuh den Puck zu einem Mitspieler, welcher den Puck dann vor dem Berliner Tor quer auf Danny Irmen passte und der konnte anschließend ohne Mühe und Not zum 7:1 einnetzen (49.). Unfassbar, dass aus dieser Situation ein Tor für den ERCI entstand, aber bezeichnend für das Berliner Spiel.
Danach plätscherte die Partie nur noch vor sich hin. Ingolstadt tat hier nicht mehr als nötig und von den Eisbären kam auch nichts mehr. Am Ende blieb es beim hochverdienten 7:1 für Ingolstadt.

Die Eisbären haben es mal wieder geschafft, nach einem gewonnenen Spiel und einer ansprechenden Leistung ein Spiel folgen zu lassen, in dem man die eigenen Fans mehr als enttäuschte und das Eis als Verlierer verließ. Im ersten Drittel hatte man ja durchaus seine Chancen, konnte diese jedoch nicht nutzen. Im Gegensatz zu den Schanzern, bei denen heute vorne alles klappte, was sie auch nur versuchten.
Ab dem zweiten Drittel ergab man sich dann spätestens nach dem 0:4 seinem Schicksal, zeigte kein Aufbäumen mehr. Irgendwie hätte man sich in dieser Situation mal gewünscht, dass ein Spieler seinem Frust freien Lauf lässt. Aber auch da kam nichts von unseren Jungs, die nur halbherzig in die Zweikämpfe gingen. Wenn man sich ansieht, wie die Gegentore teilweise zu Stande gekommen sind, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Die Einzigen, dir mir dabei immer und immer wieder leid tun, sind die beiden Torhüter, die noch die Einzigen sind, die ihre Normalform in jedem Spiel abrufen.
Bezeichnend auch die Szene mit der Auszeit, aber auch das passierte nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Bleibt die Frage, ob das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainerteam derart zerrissen ist, dass man sich nichts mehr zu sagen hat?
Die Defensive, die am Freitag so klasse funktionierte, wo man nur wenige hochkarätige Chancen der Wolfsburger zuließ, stand heute definitiv neben sich und ließ zu einfache Gegentore zu. Schade, dass man es mal wieder nicht schaffte, an die Leistung aus dem vorherigen Spiel anzuknüpfen. Aber das zieht sich ja wie ein roter Faden durch die gesamte Saison bisher.

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Ein Kommentar

  1. Hallo,

    guter Artikel. Ich finde nicht, dass die Eisbären enttäusch haben. Wenn man sich die Auswärtsspiele anschaut, knüpfen Sie nahtlos an die schlechten Auswärtsleistungen der Saison an.
    Wie Sie schon schreiben, es ist bezeichnend, wenn der Trainer bei so einer desolaten Leistung an der Bande steht und nicht ein Wort zu den Spielern sagt. Ich bin nicht mehr gewillt meine Freizeit weiterhin in dieses lustlose Gespiele zu investieren und habe meine Schlüsse gezogen.

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