1:3 vs. Nürnberg: Eisbären, wie viele Fans wollt Ihr noch vergraulen?

Ausgabe #12:

Das war ein Wochenende zum vergessen für die Eisbären Berlin. Am Freitag holte man beim 3:4 n.P. bei den Iserlohn Roosters immerhin noch einen Punkt, heute gegen die Thomas Sabo Ice Tigers waren es dann aber null Punkte. Gegen die Franken unterlagen die Berliner verdient mit 1:3 (0:1,1:1,0:1). 9.690 Zuschauer (!) in der Mercedes-Benz Arena sahen eine blutleere Vorstellung der Eisbären in einer sehr mäßigen DEL-Partie. So einfach hatte es Nürnberg wohl noch nie, drei Punkte in Berlin mitzunehmen.

Ich war vor dem Spiel mit ein paar Freunden vom eisbaerlin.de-Fanclub auf dem Weihnachtsmarkt, um sich auf das Spiel gegen Nürnberg einzustimmen. Das Fazit nach dem Spiel: Wären wir mal lieber auf dem Weihnachtsmarkt geblieben. Denn das, was wir in der Arena am Ostbahnhof zu sehen bekamen, war eine absolute Frechheit der Eisbären. Eine Leistung, die es einfach nicht verdient, mit Punkten belohnt zu werden. Mit dieser Leistung wird man selbst die Pre-Play-Off-Ränge nicht erreichen. Dabei sind die Ziele in der Hauptstadt doch ganz andere, man will die Top-Sechs erreichen und damit sicher im Viertelfinale stehen. Es bleibt die Frage, wie man das Ziel erreichen will. Die Fans rennen den Eisbären jedenfalls schon davon, was die Zuschauerzahl heute mehr als deutlich macht. Und es werden wohl auch nicht die Letzten gewesen sein, wenn es nicht bald besser wird.

Schon im ersten Drittel bekam man Eishockey-Schonkost zu sehen. Die Eisbären nach vorne ohne Ideen, da war kein Spielkonzept von Coach Uwe Krupp zu erkennen. Das war ein kopflosen Anrennen, das hatte mit Eishockey nicht viel zu tun. Zweikämpfe nahm man so gut wie keine an, Schlittschuh läuferisch war man auch immer einen Schritt langsamer als die Gäste aus dem Frankenland. Das Powerplay? Mehr als peinlich. Dreimal hatte man im Auftaktdrittel die Möglichkeit in Überzahl zu spielen, für Gefahr sorgte man jedoch überhaupt nicht. Man merkte in Überzahl keinen Unterschied zum Spiel Fünf-gegen-Fünf, wo man doch letztens noch behauptete, bei Fünf-gegen-Fünf spiele man sehr gutes Eishockey. Heute war davon jedenfalls nichts zu sehen.
Und Nürnberg? Ich weiß nicht, welchen Gameplan deren Coach Rob Wilson seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben hatte. Aber ich glaube nicht, dass seine Mannschaft diesen über 60 Minuten konsequent umgesetzt hat. Es sei denn, sein Team sollte hinten sehr kompakt stehen und auf Konter lauern. Denn mehr machte Nürnberg hier nach dem 1:0 nicht mehr. Neun Minuten waren gespielt, als David Steckel seinen eigenen Nachschuss verwertete. Petri Vehanen im Eisbären-Tor war dabei ohne Chance, parierte den ersten Schuss noch klasse.
Nürnberg sorgte mit seinen wenigen Angriffen nach vorne für mehr Gefahr als die Eisbären in ihren drei Überzahlspielen zusammen. Das sagt eigentlich schon alles über dieses erste Drittel aus.

Im zweiten Drittel sorgte Nürnberg schnell für das 2:0. Leo Pföderl hatte keine große Mühe, den Puck in der 25. Spielminute im Berliner Tor zu versenken. Kurz darauf die Eisbären mit der erneuten Chance in Überzahl zu agieren, aber lassen wir das Thema. Es hat nicht verdient, erwähnt zu werden. Ich weiß nicht, was die Jungs da auf dem Eis dachten, wenn sie in Überzahl waren. Aber es war grausam, sich das auf dem Eis mit anzusehen.
Als die Strafe abgelaufen war die Eisbären mal im Angriffsdrittel und mit einer Seltenheit an diesem Abend. Man zog nach einem Pass mal direkt ab. Constantin Braun war es gewesen, der von links außen direkt abgezogen hatte und Jochen Reimer dabei tunnelte – 1:2 aus Eisbären-Sicht (28.). Das erste Saisontor der Nummer 90.
Aber das Tor war nicht mehr als Ergebniskosmetik. Von den Eisbären kam fortan nicht viel, es war nach wie vor eine blutleere Vorstellung. Man hatte keine Idee, wie man in der Offensive für Gefahr sorgen konnte. Und in der eigenen Defensive ließ man Nürnberg nahezu immer machen, bestes Beispiel, die 35. Spielminute. David Steckel tanzte sich mühelos an den Eisbären-Spielern vorbei und scheiterte erst an Petri Vehanen, dem einzigen Eisbären mit Normalform.
Nach 40 Minuten stand es 1:2 und es hagelte vereinzelt Pfiffe von den Rängen. Ich hätte mir ein gellendes Pfeifkonzert gewünscht, um der Mannschaft mal zu zeigen, was Sache ist.

Kurz nach Wiederbeginn Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer mit der Chance zum 3:1, doch sein Schuss landete an der Latte. Glück für die Eisbären. Knapp fünf Minuten waren im Schlussdrittel gespielt, da kassierten die Eisbären mal wieder eine Bankstrafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Sorry, diese Strafe an sich ist schon dämlich genug. Und sicherlich kann es mal passieren, dass man aus versehen einen Spieler mehr auf dem Eis hat. Aber doch nicht andauernd in den letzten Spielen. Aber das passt zur Gesamtsituation bei den Eisbären. Dennoch ist es mehr als peinlich, fast in jedem Spiel so eine unnötige Strafe zu kassieren.
Im letzten Drittel die Eisbären mit mehr Spielanteilen, nur machten sie daraus rein gar nichts. Zu selten konnte man mal für Gefahr vor Jochen Reimer sorgen. Das war einfach ideen- und kopflos, was unsere Jungs da vorne zeigten. Nürnberg musste hier nicht alles geben, um den Vorsprung zu verteidigen. Fuhr nur gelegentlich mal einen Konter.
Als die Eisbären in der Schlussphase ihren Goalie zu Gunsten eines sechsten Feldspieler vom Eis und zudem auch noch eine Auszeit nahmen, nutzte das Steven Reinprecht für die endgültige Entscheidung mit dem Empty-Net-Goal 38 Sekunden vor Spielende – 1:3 (60.).

Ein Eisbär am Boden, hier Petri Vehanen. Ein Sinnbild für diese Saison der Eisbären Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

So langsam aber sicher fehlen einem die Worte, das, was man auf dem Eis von den Eisbären Berlin zu sehen bekommt, noch zu beschreiben. Was der Mannschaft seit Saisonbeginn fehlt, ist die Konstanz. Nie mehr als zwei Siege am Stück sagt eigentlich alles aus. Der Mannschaft gelingt es einfach nicht, mal konstant gute Leistungen über einen längeren Zeitraum zu bringen. Wie denn auch, wenn man es ja nicht mal schafft, konstant gute Leistungen über 60 Minuten zu bringen. Manchmal bekommt man es aber auch ganze 60 Minuten hin, keine Leistung zu bringen – so wie heute. Denn die Leistung heute war einfach nur peinlich. Ohne Spielidee, kopfloses Anrennen, keine Zweikampfhärte, läuferisch immer einen Schritt langsamer, ein grottenschlechtes Powerplay, wo man inzwischen schon Angst davor haben muss, wenn der Schiedsrichter eine Strafe gegen den Gegner anzeigt. Der Mannschaft fehlt es einfach an allem. Sie tritt einfach nicht mehr als geschlossenes Team auf, jeder scheint da nur noch für sich zu spielen. Auch ein Aufbäumen ist bei den Spielern nicht zu sehen. Bleibt die Frage, ob die Eisbären das Spielsystem von Coach Uwe Krupp nicht verstehen oder aber ob Krupp selbst nicht so recht weiß, wie er die Mannschaft spielen lassen soll. Aber eins ist Fakt, lange schauen sich das die Berliner Fans nicht mehr an. Und bei den Saisonzielen der Eisbären die Verantwortlichen vielleicht auch nicht mehr. Es muss etwas passieren bei den Eisbären, will man nicht am Ende der Hauptrunde schon in die Sommerpause gehen müssen. Vielleicht sollte man mal über einen Trainerwechsel nachdenken. Der soll ja bekanntlich manchmal Wunder bewirken.

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Ein Kommentar

  1. Mehr gibt die Qualität unserer Spieler wohl nicht her. Traurig!
    Mehr ist deinem treffenden Beitrag nicht hinzuzufügen.

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