Stefan Ustorf: „Wir sind bereit, mit der Saison anzufangen“

125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svgDraußen nimmt der Sommer noch einmal Fahrt auf, doch hierzulande freuen sich die Eishockey-Fans auf den nahenden Saisonstart in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Aber bevor die DEL am 16.09.2016 ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt, stehen für die Eisbären Berlin noch zwei wichtige Endspiele bevor. In der Champions Hockey League (CHL) nämlich, wo in dieser Woche die letzten beiden Gruppenspiele in Lulea und bei SaiPa anstehen. Zu diesen beiden Spielen aber auch zur bevorstehenden DEL-Saison standen Chefcoach Uwe Krupp und der Sportliche Leiter Stefan Ustorf heute im Rahmen des Fan-Dialoges den Eisbären-Fans im Fanbogen Rede und Antwort.

Die Ausgangslage in der CHL ist für die Eisbären sehr gut. Ein Unentschieden in Lulea würde bereits reichen, um sich für die KO-Phase zu qualifizieren. Aber Uwe Krupp erwartet zwei sehr schwere Spiele in Schweden und Finnland, wie er heute Abend sagte:

Uns stehen zwei schwere Spiele bevor, auf uns warten zwei schwere Brocken. Aber wir haben eine gute Ausgangslage. Wir haben gut trainiert und sind fit. Wir sind optimistisch, was die beiden Spiele angeht. Wir gehen da rein und wollen gewinnen.

Wenn den Berlinern die Qualifikation für die KO-Phase gelingen sollte, wäre das ein erster Fingerzeig. Denn „wenn du dich gegen Lulea und SaiPa durchsetzt, hast du einen Top-Job gemacht“, wie Uwe Krupp gestand. Schließlich sind das zwei absolute Top-Mannschaften, die man nicht mal eben im vorbei gehen schlägt.

In diesen beiden Spielen wird auch wieder ein Hauptaugenmerk auf den Neuzugängen liegen. Während der Sommerpause war die Meinung der Fans nicht nur positiv, was die Neuzugänge anging. Wie sollen die uns denn weiterhelfen, wie sollen wir damit gegen die Konkurrenz bestehen, waren nur zwei Aussagen der Fanszene. Und auch ich selbst war zunächst nicht wirklich überzeugt, was unsere Neuzugänge zu Leisten im Stande sind. Und auch jetzt kann man noch nicht abschließend sagen, ob uns die Neuzugänge in der DEL-Saison weiterhelfen können. Aber in der Vorbereitung haben sie bisher ihr Können angedeutet und wussten bisher allesamt zu überzeugen.

Auch die Eisbären sind mit den Neuzugängen und ihren bisher gezeigten Leistungen sehr zufrieden. Stefan Ustorf äußerte sich insgesamt zu den Neuzugängen wie folgt:

Bis jetzt sind wir alle sehr zufrieden mit den Neuzugängen. Alle passen zu unserem Stil, wie wir Eishockey spielen wollen. Sie geben uns mehr Tiefe im Kader. Auch dank ihnen sind wir bereit, mit der Saison anzufangen.

Uwe Krupp und Stefan Ustorf äußerten sich aber auch kurz über die Neuzugänge, vor allem über die vier Spieler, die im Team durchaus tragende Rollen einnehmen sollen. Krupp über Jamie MacQueen (kam aus der DEL2 von Meister Kassel):

Jamie hat uns alle überrascht. Er ist ein rund herum guter Spieler, der sein Können bereits in der DEL2 angedeutet hat. Er hat einen gefährlichen Schuss. Er ist ein harter Hund, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht. Auch in den Trainingseinheiten geht er hart zur Sache. Man merkt ihm an, dass er die Gelegenheit nutzen will, in der DEL zu spielen.

Ein weiterer Neuzugang ist Youngster Daniel Fischbuch, der von Liga-Konkurrent Düsseldorf in die Hauptstadt kam. Zu ihm äußerte sich Stefan Ustorf:

Wir haben Daniel mit dem Gedanken verpflichtet, dass er Druck auf die vierte Reihe ausübt. Auf Laurin Braun und Sven Ziegler. Aber er hat gezeigt, dass er sich damit nicht zufrieden gibt. Er hat gezeigt, dass er durchaus Ansprüche hat. Daniel arbeitet hart und gibt im Training immer Gas. Auch er hat uns positiv überrascht.

Bei Kyle Wilson ging es um die Position, bei der man lange nach dem richtigen Spieler gesucht hat, was daher auch eine Weile gedauert hat. Der Coach zur neuen Nummer 21:

Wir haben lange nach einem geeigneten Mittelstürmer gesucht und uns dabei sehr schwer getan. Er muss über Spielmacher Qualitäten verfügen. Mit Kyle hat Stefan einen guten Kerl ausgepackt. Wir haben ein gutes Feedback von allen Seiten bekommen. U.a. auch von Steve Walker, welcher jetzt im Trainerstab bei den Adler Mannheim arbeitet. Dort war Wilson im vergangenen Jahr beim Spengler Cup Gastspieler. Er ist ein sehr vielseitiger Spieler, der auch in der Defensive sehr gut ist. Er quatscht nicht nur rum, er bietet sich an und spielt dort, wo er gebraucht wird. Aber dann zeigt er auch, was er kann. Egal, wo er gerade eingesetzt wird. Er macht immer einen guten Job.

Von Nick Petersen (kam aus Iserlohn) erwartet man in Berlin durchaus viel. Stefan Ustorf über die neue Nummer 8:

Nick ist ein sehr offensiver Außenstürmer. Er ist zu jeder Zeit brandgefährlich. Er macht aus ‚Scheiße‘ Gold. Nick gibt uns viel mehr Optionen in Überzahl.

Uwe Krupp (links) und Stefan Ustorf beim Fan-Dialog im Fanbogen. (Foto: Andrea/eisbaerlin.de)

Uwe Krupp (links) und Stefan Ustorf beim Fan-Dialog im Fanbogen. (Foto: Andrea/eisbaerlin.de)

Uwe Krupp meinte im Hinblick auf den aktuellen Kader, dass man nun deutlich vielseitiger aufgestellt ist als noch in der Vorsaison. Man hat vor allem in der Offensive nun mehr Tiefe. Die Mannschaft sei definitiv gut genug, um Deutscher Meister zu werden, so Krupp und Ustorf. Aber garantieren kann das keiner, denn da spielen viele Dinge eine Rolle. Man muss 52 Hauptrundenspiele absolvieren, dann muss man sehen, was man in den Play-Offs für einen Gegner bekommt und wie die Serie dann dort verläuft. Mal von der Tagesform und vielen weiteren Dingen abgesehen. Uwe Krupp schwenkte auch noch einmal kurz zurück in die letzte Saison, als im Viertelfinale gegen Köln Endstation war:

Köln war in Spiel 7 den einen Tick besser als wir. Aber ich bin mir sicher, dass wir eine ganz andere Serie gegen München gespielt hätten als es Köln getan hat.

Aber genau dass ist es eben, was Krupp damit meint, dass viele Dinge eine Rolle spielen, um Meister zu werden. Du kannst faktisch eine starke Hauptrunde spielen, wenn du dann aber im Viertelfinale auf ein Team triffst, was dir nicht unbedingt liegt oder wo es an bestimmten Tagen einfach nicht reicht, um die benötigte Form abzurufen, geht es halt nicht weiter in die nächste Runde. Auch wenn du dort vielleicht auf einen Gegner getroffen wärst, der dir mehr gelegen hätte.

Letztendlich wollte sich Uwe Krupp aber nicht hinsetzen und sagen, wir wollen nicht Deutscher Meister werden. Sondern:

Wir wollen auf jeden Fall bis zum Schluss spielen und das letzte Spiel gewinnen. Ich sehe uns aus der zweiten Reihe heraus starten. Aus Reihe Eins starten drei andere Mannschaften, die im Moment einfach stärker einzuschätzen sind als wir. Mannheim, München und Köln. Ich habe das Gefühl, dass wir eine gute und schlagkräftige Mannschaft zusammen haben, die sich vor keinem Gegner verstecken muss. Die Jungs sind heiß auf die Saison.

An einem Thema kam man an diesem Abend auch nicht vorbei. Die Torhüterposition. Für Uwe Krupp ist Petri Vehanen trotz seines Alters in einer bestechenden Form. Für den Eisbären-Trainer ist Vehanen der beste Goalie der Liga. Als ich ihn darauf ansprach, wer denn mehr als Back-up eingesetzt werden würde und dann auch zum Einsatz kommt, meinte er Marvin Cüpper. Für ihn ist er derzeit noch einen Tick stärker einzuschätzen als Maximilian Franzreb, wenn gleich er auch von ihm sehr überzeugt ist. Wie lange Vehanen letztendlich noch das Tor der Eisbären hüten wird, wollte er nicht sagen. Stand jetzt ist er topfit und die klare Nummer Eins, ein bis zwei Jahre wird er wohl definitiv noch spielen. Aber für die Zeit danach sind wir ja gut aufgestellt, wie ich finde. Denn Cüpper und Franzreb könnte durchaus die Zukunft gehören. In dieser Saison werden sie aber vermehrt Spielpraxis in Weißwasser sammeln, allerdings werden die Beiden auch in Berlin ihre Einsätze bekommen, wenn gleich Cüpper wohl mehr als Franzreb.

Wir haben die Offensive angesprochen, wir haben eben die Torhüter angesprochen. Schauen wir doch mal noch schnell auf die Defensive der Eisbären. Uwe Krupp wurde auf Gastspieler Nick Bruneteau angesprochen. Er gefällt ihm durchaus gut und er ist mit seinen Leistungen zufrieden, aber wenn er die Wahl zwischen einem Bruneteau und einem Bruno Gervais hat, fällt die Wahl für ihn eindeutig auf Bruno Gervais. Denn der sei noch einen deutlichen Tick stärker als Nick, welcher aber eine gute Saison in Weißwasser spielen wird, so Krupp. Wie es nach der Saison dann aussieht, wollte er nicht sagen.

Generell sieht er die Defensive der Eisbären als sehr gut aufgestellt, man vertraut den Verteidigern sehr und zudem stehen mit Jonas Müller und Kai Wissmann zwei Youngster parat, denen die Zukunft gehört. Daher sieht Uwe Krupp derzeit keinen Handlungsbedarf in der Defensive. Auch auf die Frage, ob er sich eines Tages vorstellen könnte, dass sein Sohn Björn Krupp in Berlin für die Eisbären spielt, wollte er nicht antworten:

Das kann ich nicht sagen. Er spielt derzeit für Wolfsburg und das auch sehr gut. Er geht seinen Weg. Ob dieser eines Tages nach Berlin führt, weiß ich nicht.

Zusammengefasst kann man nach diesem sehr interessanten und aufschlussreichen Abend sagen, dass die Vorfreude auf die neue Saison mehr denn je steigt. Uwe Krupp und Stefan Ustorf versprühen diese Freude ebenso. Sie sind mit der Mannschaft und der Vorbereitung zufrieden. Auch mit den Neuzugängen sei man sehr zufrieden. Mit diesem Team kann man Meister werden, was aber viele andere Trainer auch von ihrer Mannschaft behaupten. Letztendlich werden Kleinigkeiten über die Meisterschaft entscheiden. Was aber sicher ist, Uwe Krupp wird – wenn nicht unvorhergesehenes passiert – auch in den nächsten Jahren der Chefcoach der Eisbären Berlin bleiben. Krupp fühlt sich sehr wohl in Berlin und arbeitet in einem Umfeld, welches sehr viel Ahnung von Eishockey hat und wo er einen gewissen Rückhalt spürt. Das war an seinem letzten Arbeitsort wohl nicht der Fall.

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