1:2 im Spitzenspiel: Eisbären ohne Ideen gegen clevere Iserlohner

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Das hatten sich die Eisbären Berlin und die 14.200 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena ganz anders vorgestellt. Im letzten Heimspiel des Jahres 2015 waren die Iserlohn Roosters zu Gast und man freute sich auf ein richtig schönes Spitzenspiel. Doch schön war an dem Abend rein gar nichts. Das Spiel war nicht wirklich ansehnlich, die Eisbären kamen überhaupt nicht klar mit der Iserlohner Spielweise und merkten erst in den letzten Minuten des Spiels, wie man für gehörig Druck im Angriff sorgen kann und auch allgemein wirkten die Eisbären gestern recht müde und waren in vielen Situationen einfach immer einen Schritt langsamer als Iserlohn. Die Sauerländer brauchten gestern nicht ihr bestes Eishockey zeigen, um das Spiel verdient zu gewinnen. Hinten standen die Roosters sehr sicher und vorne lauerten sie auf Fehler der Eisbären, um dann eiskalt zuzuschlagen. Der Plan klappte perfekt und so holten sich die Gäste vom Seilersee die letzten drei Punkte des Jahres 2015 in Berlin.

Eisbären-Chefcoach Uwe Krupp musste gestern auf Frank Hördler, Mark Bell, Kai Wissmann, Jonas Schlenker, Vladislav Filin und Marvin Cüpper verzichten. Im Tor stand auch gestern wieder Petri Vehanen.

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Hinein ins Spiel. Die Taktik der Gäste war von Beginn an zu merken. Iserlohn stand hinter sehr sicher und lauerte auf Konter. Die Eisbären liefen an, schienen aber kein wirkliches Konzept zu haben. Sie kamen zwar immer mal wieder ins Angriffsdrittel der Sauerländer, dort aber wurde es dann zu kompliziert, weil sie kein Mittel gegen die kompakte Defensive der Roosters fanden. Wenn dann doch mal ein Schuss durch kam, war er entweder zu harmlos oder aber eine sichere Beute von Mathias Lange im IEC-Tor.
In der neunten Spielminute fiel dann der erste Treffer des Abends. Die Eisbären mit dem Scheibenverlust, Cody Sylvester schickte Brad Ross auf die Reise und der ließ Petri Vehanen alt aussehen – 0:1.
Knapp eine Minute später war Ross schon wieder auf dem Weg Richtung Vehanen, diesmal konnte er diese Chance aber nicht nutzen.
Iserlohns Taktik ging hier voll auf. Die Eisbären bissen sich die Zähne an deren Defensive aus, während Iserlohn vor dem Tor eiskalt agierte und so nach 20 Minuten mit 1:0 führte.

Das Mitteldrittel begann dann aus Eisbären-Sicht überhaupt nicht gut. Nick Petersen, der im nächsten Jahr wohl in

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Berlin spielen wird, spielte die Scheibe zu Bobby Raymond und der hatte genügend Zeit, sich die Ecke auszusuchen. Er schoss Vehanen die Scheibe durch die Schoner und schon lag Iserlohn mit 2:0 vorne (22.). Die Defensive der Eisbären hielt stur seine Position, ohne mal den puck-führenden Spieler anzugreifen. So hatte Raymond keinerlei Probleme, das Tor zu erzielen. Unglaublich dieses Defensiv-Verhalten unserer Jungs.
Danach rannten die Eisbären weiterhin an, sie kamen auch zu Torschüssen, aber irgendwie war da nicht wirklich was zwingendes bei. Keine Chance, wo man jetzt sagte, man war das knapp. Irgendwie versuchten es die Spieler auch zu oft mit Einzelaktionen statt einfach mal den besser platzierten Mitspieler zu sehen. Bei Iserlohn sah das irgendwie alles leichter aus. Wenn die mal vor das Tor kamen, ging das ganz schnell und die Schüsse waren dann meistens auch gefährlich.
So stand es nach 40 Minuten 0:2 aus Berliner Sicht und angesichts der Spielweise der Eisbären machte hier wenig Hoffnung auf Besserung im Schlussdrittel.

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

(Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Auch im letzten Drittel merkte man den Eisbären das Bemühen zwar an, hier den Anschlusstreffer erzielen zu wollen. Aber Iserlohn machte das in der Defensive sehr geschickt, ließ eigentlich sehr selten hochkarätige Chancen der Hausherren zu und alles andere, was auf das Tor kam, war eine sichere Beute von Mathias Lange. Iserlohn war jetzt nur noch auf eine sichere Defensive bedacht und fuhr nur noch gelegentlich einen Entlastungs-Angriff.
Die Minuten vergingen und je näher das Spielende rückte, desto mehr drückten die Eisbären auf einmal. In der Schlussphase bekamen sie es dann doch mal hin, Iserlohn gehörig unter Druck zu setzen. Diese konnten sich nun gar nicht mehr befreien und die Eisbären schossen tatsächlich auch mal auf das Tor. Und 80 Sekunden vor der Schlusssirene hämmerte Kapitän André Rankel die Scheibe ins Iserlohner Tor – 1:2 (59.). Auf einmal war wieder Hoffnung da, denn unsere Jungs machten weiter Druck, Vehanen blieb weiterhin draußen und die Eisbären versuchten noch einmal alles, aber Mathias Lange ließ keinen Puck mehr durch und somit blieb es beim 1:2 nach 60 Minuten.

Ein paar Minuten druckvolles Eishockey reichen in dieser Liga nicht aus. Die Eisbären fanden lange keine Mittel gegen die sichere Defensive der Roosters und am Ende versuchten sie es auf einmal mit der Brechstange. Damit hast du in dieser Liga keinen Erfolg. Die Eisbären scheinen ein Problem mit Gegnern zu haben, die hinten sehr sicher stehen und die Eisbären früh im Spielaufbau stören. Das hat München zweimal in diesem Monat bewiesen und Iserlohn hat sich diese Spiele anscheinend genau angeschaut und analysiert. Es war sicherlich kein schönes Spiel der Sauerländer, aber eben effektiv. Sie ließen hinten nicht viel zu – mal abgesehen von den letzten Minuten des Spiels – und vorne lauerten sie auf ihre Konterchancen und auf Fehler der Eisbären. Die machten natürlich welche und die beiden Tore entstanden auch aus zwei Fehlern der Eisbären. Einmal der Scheibenverlust vor dem 0:1 und dann das durchaus peinliche Defensiv-Verhalten vor dem 0:2, als kein Eisbären-Spieler Bobby Raymond störte und dieser in aller Ruhe das 2:0 erzielen konnte.
Die Eisbären können es besser, dass haben sie in dieser Saison auch schon bewiesen. Sie haben in den letzten Wochen auch immer wieder einen Weg gefunden, die Spiele zu gewinnen. Aber derzeit stoßen sie an ihre Grenzen, wenn sie auf Mannschaften treffen, die nicht genau so offensiv spielen wie die Eisbären. Mannschaften, die vor allem auf eine sichere Defensive achten, die aggressives Forechecking spielen und die Eisbären damit zu Fehlern im Spielaufbau zwingen wollen, scheinen Gift für die Eisbären zu sein. Es liegt nun an Uwe Krupp und seinem Team, ein Mittel gegen solche Teams zu entwickeln, damit die Eisbären auch in solchen Spielen einen Weg zum Sieg finden können. Wenn du Meister werden willst – und das ist der Anspruch der Eisbären – muss du mit jeder Spielweise und jedem Gegner zu Recht kommen. Die Eisbären machen gerade aber nicht den Eindruck, als würden sie mit jeder Spielweise zu Recht kommen.

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