Ideenlos und kein Selbstvertrauen: Eisbären holen nur einen Punkt am Doppel-Heimspiel-Wochenende

logo_WBN_1516Ausgabe #14:

Die Eisbären Berlin hatten an diesem Wochenende gleich zwei Heimspiele vor sich. Am Freitag gastierten die Thomas Sabo Ice Tigers in der Arena am Ostbahnhof, am heutigen Nachmittag kam es dann zum Bruderduell gegen die Hamburg Freezers. Insgesamt 25.230 Zuschauer haben sich diese beiden Spiele an diesem Wochenende angesehen und sind zu beiden Spielen mit der Hoffnung hin gegangen, dass die Berliner diese beiden Spiele für sich entscheiden würden. So hoffnungsvoll wie man zu den Spielen hin gegangen ist, so enttäuscht und teilweise auch wütend hat man sich nach den beiden Spielen auf die Heimreise begeben. Denn die Berliner schafften es, beide Spiele zu verlieren und nahmen nur einen einzigen Punkt aus diesen beiden Spielen mit. Zu wenig für die Ansprüche der Eisbären, aber die Niederlagen hatte man sich letztendlich auch selbst zuzuschreiben. Vor dem Wochenende hatte Uwe Krupp noch gesagt, man wolle über 60 Minuten konzentriert spielen, um erfolgreich zu sein. Was davon umgesetzt wurde? Nicht viel, wenn es hoch kommt, haben die Jungs von sechs Dritteln am Wochenende gerade einmal zwei gut gespielt. Und das reicht in dieser engen Liga nicht aus. Durch diese zwei Niederlagen gegen zwei direkte Verfolger hat man sich aus der Spitzengruppe vorerst verabschiedet. Wobei man mit der gezeigten Leistung da oben definitiv nichts zu suchen hat.

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Das erste Drittel gegen die Thomas Sabo Ice Tigers am Freitagabend gehörte zu den guten Dritteln der Eisbären am Wochenende. Da zeigte man eine gute Leistung, zeigte sich kämpferisch und erspielte sich auch Torchancen, wovon man aber nur eine durch Neuzugang Mark Olver in der neunten Spielminute nutzen konnte. Die Franken kamen in der 13. Minute durch David Stecker verdient zum Ausgleich und hätten beinahe in der 18. Minute das 1:2 erzielt, aber Leo Pföderl scheiterte mit einem Penalty an Petri Vehanen, dem man als einzigen Spieler an diesem Wochenende keinen Vorwurf machen kann. Es blieb also beim 1:1 nach 20 Minuten.

Eisbären vs. Nürnberg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Eisbären vs. Nürnberg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Das zweite Drittel begann aus Eisbären-Sicht dann auch noch ganz gut, denn Bruno Gervais sorgte für die schnelle erneute Führung (22.). Doch mit zunehmender Spieldauer im zweiten Drittel wurden die Nürnberger immer stärker, sie setzten die Berliner arg unter Druck, diese konnten sich kaum befreien und konnten sich aber mehrfach bei Petri Vehanen bedanken, der hier eine klasse Parade nach der anderen zeigte. Steven Reinprecht gelang zwar das 2:2 (25.), aber Nürnberg hätte nach diesem Drittel eigentlich klar führen müssen, was eben jener Vehanen zu verhindern wusste.
Die Eisbären waren Nürnberg im Mitteldrittel spielerisch und auch läuferisch klar unterlegen. Nürnberg wirkte irgendwie frischer und war immer einen Schritt schneller als unsere Jungs. Mit Glück rettete man das 2:2 in die Pause.

Im letzten Drittel dann das selbe Bild, ratlose und ideenlose Eisbären gegen druckvolle Nürnberger. Die Eisbären

Eisbären vs. Nürnberg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Eisbären vs. Nürnberg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

wirkten völlig verunsichert, liefen nach wie vor den Gästen hinterher und diese zeigten sich eiskalt vor dem gegnerischen Tor. Steven Reinprecht (46.), Patrick Reimer (49.) und Dany Heatley (50.) sorgten innerhalb von knapp vier Minuten für die Entscheidung in der Hauptstadt, als sie das Ergebnis auf 5:2 stellten. Leo Pföderl sorgte sechseinhalb Minuten vor dem Ende mit einem Empty-Net-Goal (!) für die endgültige Entscheidung.
Und die Eisbären? Die schoben sich die Scheibe planlos hin und her, wirkten verkrampft, wussten nicht so wirklich was mit der Scheibe anzufangen und irgendwie hatte man das Gefühl, als wolle jeder die Verantwortung abgeben, denn zu schießen traute sich irgendwie keiner. Am Ende war man froh, als die Schlusssirene ertönte und man dieses Spiel als Fan überstanden hatte. Auf den Rängen machte sich auch Unmut über die Leistung der eigenen Mannschaft breit, welche jedoch das Spiel vollkommen anders sah, als die meisten Fans an diesem Abend.

Marcel Noebels zum Beispiel war der Meinung, man habe 40 Minuten gut gespielt:

Wir haben im letzten Drittel in den entscheidenden Szenen leider nicht aufgepasst. Nürnberg war sehr clever, sie haben ihre Chancen sehr gut ausgenutzt und uns eiskalt bestraft. Wir sind im letzten Drittel hinterher gelaufen. Wir haben über 40 Minuten gut gespielt, reicht leider nicht um drei Punkte einzufahren.

Auch T.J. Mulock fand, dass man eigentlich gut genug gespielt hatte, um zu gewinnen:

Wir haben eigentlich gut genug gespielt, um zu gewinnen. Aber wir haben unsere Chancen nicht ausnutzen können. Nürnberg hat das getan. Wir haben am Anfang unsere Chancen nicht nutzen können, da hätten wir das Spiel eigentlich schon entscheiden können.

Und zur Krönung war dann auch noch Trainer Uwe Krupp mit der Leistung an sich zufrieden:

Wir haben gut genug gespielt, um zu gewinnen, aber wir haben am Ende keine Punkte. Wir haben gut begonnen im ersten Drittel, haben genau das gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Das 2:3 war eine spielentscheidende Szene. Die Mannschaft hat über weite Strecken gut gespielt. Wir machen zu wenig Tore aus unseren Chancen.

Wenn sich die Mannschaft nach so einem Spiel hinstellt und davon redet, man habe ja eigentlich über 40 Minuten gut gespielt und hätte das Spiel gewinnen müssen, dann fasse ich mich an den Kopf. Denn jeder hatte doch gesehen, dass die Eisbären ab dem zweiten Drittel arg unter Druck standen, sowohl läuferisch als auch spielerisch Nürnberg unterlegen waren und dass Nürnberg den Sieg im letzten Drittel definitiv mehr wollte als unsere Jungs. Diese hatten aber nur zwei Tage später die Chance, die Niederlage gegen Nürnberg vergessen zu machen, denn bereits am Sonntag stand das Bruderduell gegen die Hamburg Freezers an.

125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svg200px-Hamburg-freezers_svgUnd für dieses Spiel hatte man sich vorgenommen, die Fehler vom Freitag abzustellen und 60 Minuten konstant gut zu spielen. Aber auch heute klappte dieses Vorhaben nicht. Im ersten Drittel knüpfte die Mannschaft nahtlos an das Freitagspiel an. Die Eisbären wirkten ideenlos, ratlos und zeigten kein Selbstvertrauen. Ein geordneter Spielaufbau war nicht wirklich möglich, vor das Tor der Hamburger kam man sehr selten und gab zudem insgesamt nur ganze vier Schüsse ab. Für eine Mannschaft wie die Eisbären ist das deutlich zu wenig – vor allem in einem Heimspiel. Nun könnte man meinen, Hamburg war wahrscheinlich so stark und so druckvoll, dass die Eisbären gar nicht vor das Tor der Hanseaten kamen. Dem war aber nicht so. Hamburg wurde von den Eisbären kaum gefordert, machte nicht mehr als nötig, spielte ein solides Auftaktdrittel und führte trotzdem mit 1:0. Thomas Oppenheimer war im Powerplay erfolgreich (16.).

Petri Vehanen hatte als Einziger an diesem Wochenende Normalform. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Petri Vehanen hatte als Einziger an diesem Wochenende Normalform. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Auch im Mitteldrittel war von Besserung keine Spur. Es wurde eher noch schlimmer. Nach vorne ging weiter so gut wie gar nichts. Weil man weiterhin ohne Ideen spielte. Die Spieler schienen keinen wirklichen Plan zu haben, wie sie die Defensive der Freezers überwinden sollten.
In der eigenen Defensive ließ man die Gäste problemlos durchlaufen, griff die Hamburger eher selten an, gab höchstens Begleitschutz. Die Zuordnung stimmte überhaupt nicht, es waren große Lücken in der Eisbären-Abwehr, was Hamburg aber nur zum 2:0 durch erneut Thomas Oppenheimer ausnutzen konnte (28.).
Wenn die Eisbären mal im Angriffsdrittel der Hanseaten waren, wussten sie nicht, wie sie den Puck auf das Tor bringen sollten. „Schießen, einfach schießen“ hallte es mehrfach durch die Arena. Man merkte, wie unzufrieden die Fans mit der Leistung der Eisbären waren. Diese schafften aber dann doch den Anschlusstreffer. Aus dem Nichts heraus. In Überzahl zog Micky DuPont einfach mal ab und hatte mit seinem Schuss Erfolg gehabt (31.). Ja liebe Eisbären, so einfach kann es gehen. Puck ins Angriffsdrittel bringen und dann die Scheibe einfach Mal Richtung Tor schießen. Solche Schüsse sollen schon mehrfach den Weg ins Ziel gefunden haben, auch bei euch, liebe Eisbären.
Danach entwickelten unsere Jungs auch so etwas wie Druck, wollten auf einmal tatsächlich den Ausgleich erzielen. Aber spätestens als Hamburg wieder Gegenwehr zeigte, war der Druck wieder vorbei und man musste hinten wieder aufpassen. Wobei, musste man eigentlich auch nicht, denn Petri Vehanen war ja da und hielt die Eisbären im Spiel.
Beim 1:2 blieb es bis zur zweiten Drittelpause, was ja vom Ergebnis her noch hoffen ließ. Von der Leistung her hatte ich eher keine Hoffnung mehr gehabt.

Aber das letzte Drittel war dann das zweite Drittel an diesem Wochenende, wo man eine gute Leistung der

Viel Grund zum Jubeln hatten die Eisbären an diesem Wochenende nicht. Hier bejubeln sie gerade das 2:2 durch Barry Tallackson. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Viel Grund zum Jubeln hatten die Eisbären an diesem Wochenende nicht. Hier bejubeln sie gerade das 2:2 durch Barry Tallackson. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Eisbären sah. Denn auf einmal hatten sie ihren Kampfgeist wieder entdeckt und man sah ihnen die Bemühungen auch an, hier den Ausgleich erzielen zu wollen. Von Hamburg war im letzten Drittel nicht viel zu sehen, weil es die Eisbären schafften, hinten sicher zu stehen und vorne für Gefahr zu sorgen. Und in der 52. Minute hatte man mal wieder mit einem Fernschuss Erfolg gehabt. Barry Tallackson war derjenige, der diesmal in Überzahl einfach mal abgezogen hatte und zum 2:2 traf. Dieser Treffer sorgte immerhin für einen Punkt, denn bei diesem Spielstand blieb es bis zum Ende der regulären Spielzeit.

In der Verlängerung dann die große Chance in Überzahl für die Entscheidung zu sorgen. Und man hatte in diesem Spiel ja schon zweimal in Überzahl getroffen, weil man einfach mal geschossen hatte. Also warum sollte das nicht auch ein drittes Mal klappen? Weil die Eisbären es nicht taten, sie passten sich die Scheibe lieber hin und her statt einfach mal auf das Tor zu schießen. Man spielte es einfach zu kompliziert und so hatte Hamburg auch keine große Mühe, diese Unterzahl zu überstehen. Das Penaltyschießen musste die Entscheidung bringen.

Eisbären vs. Hamburg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Eisbären vs. Hamburg (Foto: eisbaerlin.de/Walker)

Und eigentlich hatte ich gedacht, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Doch genau so kam es. Petr Pohl war der erste Berliner Schütze, lief an und spielte sich die Scheibe von der einen Seite auf die andere Seite und das gefühlte hundert Mal. Für Calvin Heeter im Freezers-Tor war dieser „Witz-Penalty“ natürlich kein Problem. Auch Barry Tallackson und Mark Olver zeigten keine wirklich guten Penaltys, während auf Hamburger Seite Thomas Oppenheimer seinen Nachmittag perfekt machte. Denn er verwandelte den entscheidenden Penalty und machte somit sein drittes Tor an diesem Nachmittag.

Zwei Heimspiele an zwei Tagen, nur ein Punkt beim 4:9-Toren. Dieses Heimspiel-Wochenende hatte man sich sowohl bei den Eisbären als auch bei uns Fans ganz anders vorgestellt. Die Eisbären sind nach der Länderspielpause überhaupt noch nicht in Fahrt gekommen, haben sich zu einem 2:1 gegen Düsseldorf gequält und haben anschließend drei Niederlagen in Folge kassiert (2:4 in Augsburg/2:6 vs. Nürnberg/2:3 n.P. vs. Hamburg). Die Mannschaft zeigte sich in den Partien verunsichert, ideenlos, ratlos, ohne Selbstvertrauen. Vor dem Tor spielt man es einfach zu kompliziert, dass Powerplay ist derzeit auch nicht wirklich so gut (auch wenn beide Tore heute in Überzahl fielen). Viele Spieler zeigen einfach nicht das, was sie eigentlich können. Einzig und allein Petri Vehanen hatte an diesem Wochenende Normalform. Und wenn man dann überhaupt noch von Spielern behaupten darf, sie hätten gekämpft, dann waren es die Youngsters um Kai Wissmann und Jonas Müller. Aber vor allem die erfahren Spieler, von denen einfach mehr kommen muss, von denen kommt einfach nichts. Wo ist ein T.J. Mulock in dieser Saison, wo ein Julian Talbot? Dass diese Mannschaft es besser kann, hat sie zu Beginn der Saison gezeigt. Aber man hat auch immer wieder gesagt, fallen zwei, drei Leistungsträger aus, wird es eng. Nun ist der Fall eingetreten, dass drei Leistungsträger ausfallen und diese Ausfälle können nicht kompensiert werden. Uwe Krupp hatte nicht ohne Grund Verstärkung gefordert. Diese wurde ihm verweigert, denn der Kader sei gut genug. Und ob man sich mit dem Vertrag für Shuhei Kuji einen Gefallen getan hat, ist mehr als fraglich. Läuferisch mag er ja einigen überlegen sein, aber in den Zweikämpfen sieht der kleine Japaner keine Sonne und kann getrost als Fehleinkauf abgestempelt werden. 

Drei der letzten vier Heimspiele wurden verloren. Zu Saisonbeginn dachte man noch, die Arena am Ostbahnhof wäre wieder eine Festung geworden. Inzwischen sieht es aber eher so aus, als ob die Mercedes-Benz Arena zum Selbstbedienungsladen geworden ist. Die Eisbären erweisen sich derzeit als freundliche Gastgeber. Was den Fans bitter aufstößt, der Unmut wird immer größer und wenn an einem Doppel-Heimspiel-Wochenende bei beiden Spielen aus der Kurve Gesänge kommen wie „Aufwachen, Aufwachen“ oder „Wir wollen die Eisbären sehen„, dann ist irgendetwas nicht in Ordnung. Es liegt nun an den Eisbären, die letzten Spiele und die gemachten Fehler zu analysieren, um in Zukunft wieder besseres Eishockey zu spielen und vor allem wieder zu punkten. Denn in dieser engen Liga darf man sich keine langen Schwächephasen leisten, sonst verpasst man den Anschluss nach oben. 

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