Die Lage vor dem letzten Wochenende in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war für die Eisbären Berlin sehr angespannt. Der DEL-Rekordmeister hatte fünf Niederlagenin Folge kassiert, war abgerutscht auf Platz Elf und die Pre-Play-Off-Qualifikation war arg in Gefahr. Eisbären-Coach Jeff Tomlinson hatte daher von einem „brutal wichtigen Wochenende“ gesprochen. Die Eisbären mussten am Freitag bei den zuletzt so überragend spielenden Iserlohn Roosters antreten. Die Sauerländer hatten zehn der letzten elf Spiele gewonnen, feierten sechs Ligasiege sowie sechs Heimsiege in Folge. Am Sonntag wartete dann mit der Düsseldorfer EG zwar der Tabellenletzte in der O2 World auf die Hauptstädter, doch gegen die Rheinländer hatten die Berliner zuvor alle drei bisherigen Aufeinandertreffen in dieser Saison verloren. Viel Hoffnung auf ein erfolgreiches Wochenende hatte man also nicht.
Doch am Donnerstag kehrte plötzlich die Hoffnung zurück. Denn die Eisbären vermeldeten, dass für das Spiel in Iserlohn die zuletzt Verletzten Rob Zepp, Barry Tallackson, André Rankel und Julian Talbot in den Kader zurückkehren würden. Die Eisbären konnten so bis auf Jens Baxmann und Florian Busch in Bestbesetzung am Seilersee antreten.
Und die Rückkehr der vier Spieler machte sich gleich am Freitagabend beim Auswärtsspiel in Iserlohn bemerkbar. Torhüter Rob Zepp spielte so, als wäre er nie weg gewesen. Er hielt alle Schüss der Iserlohner und feierte so seinen ersten Shut-out in dieser Saison. Kapitän André Rankel sammelte gleich einmal zwei Scorerpunkte, bereitete das so wichtige 2:0 von T.J. Mulock vor und steuerte letztendlich noch ein Empty-Net-Goal zum 3:0 bei.
Allgemein hatte man am Freitagabend in der Eishalle am Seilersee das Gefühl, als würde dort eine andere Eisbären-Mannschaft auf dem Eis stehen. Die verunsicherte Mannschaft der letzten Wochen war auf einmal nicht mehr zu sehen. Von Beginn an setzten die Eisbären die Hausherren unter Druck. Statt dem ständigen hin und her gepasse suchten unsere Jungs immer wieder den Abschluss. Sie versuchten, jeden Schuss auf das Tor von Mathias Lange zu bringen. Immer wieder konnte man sich so sehr gute Torchancen erspielen.
Die Mannschaft sprühte auf einmal wieder vor Spielfreude, zeigte Kampfgeist und Leidenschaft, spielte endlich wieder als Mannschaft zusammen. Alles Sachen, die man in den letzten Wochen schmerzlich vermisst hatte.
Auch die zuletzt so anfällige Defensive der Berliner zeigte einen sehr starken Auftritt, leitete immer wieder das Spiel sehr gut ein und machte es den Hausherren immer wieder schwer, vor das Tor zu kommen.
Auch die Special-Teams funktionierten an diesem Abend sehr gut. In Überzahl nutzte man eins von zwei Überzahlspielen, in Unterzahl überstand man alle fünf Unterzahlspiele. Dabei war man in Unterzahl sogar selbst gefährlich.
Es war einfach ein rundum gelungener Abend für die Eisbären Berlin am Seilersee. Die Partie hatten unsere Jungs verdient mit 3:0 gewonnen.
Das Selbstvertrauen kehrte bei den Eisbären Berlin wieder zurück, man glaubte endlich wieder an die eigene Stärke. Man konnte am Sonntag im Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG an die Leistung vom Freitag anknüpfen und gleichzeitig den ersten Saisonsieg gegen die DEG feiern. Mit 4:1 setzten sich die Hauptstädter vor zwei Tagen gegen den Tabellenletzten durch. Auch hier sah man wieder eine Mannschaft, welche Kampfgeist, Leidenschaft und Spielfreude zeigte. Von Beginn an kannten die Eisbären nur den Weg Richtung Bobby Goepfert. Immer wieder erspielte man sich gute Torchancen. Es machte einfach wieder Spaß, der Mannschaft auf dem Eis zuzuschauen. Man hatte das Gefühl, dass da endlich eine Mannschaft auf dem Eis stehen würde, welche es verstanden hatte, um was es im Hauptrunden-Endspurt geht. Die Mannschaft war einfach nicht wieder zu erkennen.
Wenn man überhaupt einen Kritikpunkt an dem Sechs-Punkte-Wochenende ansprechen muss, dann ist es das Auftreten der Mannschaft nach dem 4:0 am Sonntag gegen Düsseldorf. Klar, die Mannschaft spielte das Spiel letztendlich locker runter und sicherte sich die drei Punkte souverän. Doch Coach Jeff Tomlinson störte der Gegentreffer und auch das Auftreten seiner Mannschaft. Er hätte sich gewünscht, dass die Mannschaft in dieser Phase mehr Killerinstinkt gezeigt hätte und einfach so weiter gespielt hätte, wie bisher. Er fand das Auftreten nach dem 4:0 zu locker und war damit überhaupt nicht zufrieden.
Was ich persönlich schon wieder gut finde. Tomlinson stellt sich jetzt eben nicht hin und sagt, wir haben zwei Spiele in Folge gewonnen, jetzt geht’s los. Nein, er spricht nach diesem so erfolgreichen Wochenende auch Dinge an, die ihm nicht gefallen haben. Und das finde ich ehrlich gesagt sehr gut. Man merkt ihm an, dass er die Mannschaft weiter verbessern will im Hinblick auf die letzten acht Hauptrundenspiele.
Nach dem letzten Wochenende hatte er gesagt, es sind noch zehn Spiele und 30 Punkte, man werde nicht aufgeben und weiter kämpfen. Dieses Versprechen hat er am zurückliegenden Wochenende zumindest schon einmal eingehalten. Sechs Punkte wurden eingefahren, zwei sehr starke Spiele konnten die EHC-Fans sehen. Die Offensive hat ihren Torriecher wieder gefunden, die Defensive findet zu alter Stärke zurück. Das vergangene Wochenende hat einfach allen Eisbären-Fans Spaß gemacht und macht zudem Hoffnung auf den Liga-Endspurt.
Man hat sich zwar auf Platz Zehn verbessert und würde somit aktuell auf einem Pre-Play-Off-Platz stehen, doch damit darf man sich nicht zufrieden geben. Es sind noch acht Spieltage bis zum Ende der Hauptrunde, da kann noch so einiges passieren. Die Mannschaft muss einfach nach der Länderspielpause so weiterspielen, wie in Iserlohn und gegen Düsseldorf. Denn da hat die Mannschaft zurück zu ihrem alten Spiel gefunden. Wenn unsere Jungs jetzt nicht nachlassen und genau so weitermachen wie am zurückliegenden Wochenende, wird es schwer sein, sie zu schlagen.
Der Mannschaft gelangen im bisherigen Saisonverlauf nie mehr als drei Siege in Folge. Zwei konnte man nun in Folge feiern. Der Zeitpunkt, um endlich eine richtige Siegesserie zu starten, könnte nicht besser sein. Die Eisbären Berlin haben anscheinend genau zum richtigen Zeitpunkt zurück in die Erfolgsspur gefunden. Hoffen wir mal, dass die Mannschaft die Leistung nach der Länderspielpause bestätigen kann und dass sie durch die Pause nicht aus dem Tritt gekommen ist.