Deutscher Meister 2013 – Eisbären Berlin: Damit hatte keiner gerechnet

Der Deutsche Meister am Brandenburger Tor. (Foto: black corner 2007)

Der Deutsche Meister am Brandenburger Tor. (Foto: black corner 2007)

Eine Woche ist nun vergangen, seit dem die Eisbären Berlin Deutscher Meister der Saison 2012/2013 geworden sind. Zum dritten Mal in Folge und zum insgesamt siebten Mal feierten die Hauptstädter die Meisterschaft. Diese Mannschaft hat ganz klar die letzten Jahre in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geprägt. Sieben Mal Meister in den letzten neun Jahren. Mit sieben Titeln ist man Rekordmeister der DEL. Mit dem dritten Titelgewinn stellte man den Rekord der Adler Mannheim ein, die zuvor als einziges Team in der DEL dreimal Meister in Folge geworden sind (1997-1999). Mittlerweile haben die Berliner den Kurpfälzern längst den Rang in der Liga abgelaufen und sind seit Jahren der Liga-Primus, den es zu schlagen gilt, wenn man Deutscher Meister werden will.

In dieser Saison sah es allerdings überhaupt nicht danach aus, als ob am Ende erneut die Eisbären Berlin den Pokal in die Höhe stemmen würden. Denn vor der Saison gab es den großen Umbruch im Team. Langjährige Leistungsträger wie Stefan Ustorf, Sven Felski und Denis Pederson mussten verletzungsbedingt ihre Karrieren beenden, Top-Verteidiger Richie Regehr verließ zudem ebenfalls die Eisbären. Die ehemaligen Youngsters um Florian Busch, André Rankel, Jens Baxmann, Frank Hördler und Constantin Braun mussten von nun an also noch mehr Verantwortung in der Mannschaft übernehmen als bisher. Rankel wurde sogar zum Kapitän ernannt. Eine große Aufgabe, denn er trat in die Fußstapfen des großen Stefan Ustorf.

Schon der Saisonstart ging mächtig in die Hose. Man verlor gleich das erste Heimspiel der neuen Saison mit 1:3 gegen Straubing und ging nur zwei Tage später in Mannheim mit 1:6 unter. Die Berliner konnten nur eins der ersten vier Ligaspiele gewinnen.
Die gesamte Saison über glänzten die Eisbären mit sehr unkonstanten Leistungen. Klasse Spiele mit Siegen wechselten sich mit schlechten Spielen und Niederlagen ab. Mehr als drei Siege am Stück gelangen nur einmal – das war zwischen Weihnachten und Silvester der Fall, als man zunächst in Köln gewann (4:1) und danach den Heimspiel-Dreierpack (vs. Straubing 8:0/ vs. Wolfsburg 5:4 n.V./ vs. Ingolstadt 3:1) erfolgreich beendete.
Die Mannschaft wirkte meistens verunsichert, konnte zu selten über 60 Minuten eine starke Leistung durchziehen. Meistens reichte es nur für ein bzw. zwei starke Drittel. Manchmal waren es sogar nur ein paar Minuten, in denen die Jungs ihr Können aufblitzen ließen.
Schnell geriet Trainer Don Jackson in die Kritik angesichts der sportlichen Krise. Von Krise sprach jedenfalls die Berliner Presse, die da gerne mal übertreibt. Doch in der Tat waren die Leistungen der Berliner Eisbären in der Hauptrunde mehr als unzufrieden. Lange Zeit musste man um die direkte Play-Off-Teilnahme zittern. Als diese dann endlich fest stand, war es das Heimrecht, um welches man kämpfen musste. Und dieses erreichte man am Ende nur dank der mehr erzielten Tore gegenüber dem „kleinen Bruder“ Hamburg. So hatte man wenigstens die Hauptrunde zu einem versöhnlichen Ende gebracht, denn Platz Vier wurde offiziell als Ziel herausgegeben, wenn gleich man intern sicherlich immer Platz Eins und den Meistertitel erwartet.
In der Hauptrunde waren andere Mannschaften deutlich besser als die Eisbären. Mannheim und Köln dominierten die Liga, lieferten sich einen spannenden Kampf um Platz Eins nach der Hauptrunde. Auch Krefeld stand am Ende der Hauptrunde vor der Mannschaft von Coach Don Jackson.

Somit war es also nicht verwunderlich, dass die Eisbären nicht als Titel-Favorit in die Play-Offs gingen. Favoriten waren Mannheim und Köln, Geheimfavoriten waren Hamburg und Ingolstadt. Doch Mannheim, Hamburg und Ingolstadt strichen schon im Viertelfinale die Segel und flogen raus.
Die Eisbären erwischten aber auch keinen guten Start in die Play-Offs. Aufgrund des Dauerkartenstreits verließen rund 3000 Fans mit Spielbeginn des ersten Viertelfinales gegen Hamburg die O2 World. Die Mannschaft lag nach dem ersten Drittel bereits mit 0:4 hinten, siegte aber am Ende doch noch mit 5:4 n.V.
Im zweiten Spiel verspielte man in Hamburg in den letzten vier Minuten des Spiels noch eine 3:1-Führung und verlor mit 3:5.
Da der Dauerkartenstreit noch immer nicht beendet war, blieben die Fans beim dritten Viertelfinalduell gegen Hamburg komplett ruhig. Verunsicherte die Eisbären noch mehr und diese verloren deutlich mit 4:8. Nach diesem Debakel hatte keiner mehr die Hoffnung, dass man gegen Hamburg weiterkommen würde. Doch dieses 4:8 war am Ende die Kehrtwende in den Play-Offs.
Denn fortan legten die Eisbären den Schalter um und fanden zurück zu ihrem so gefürchteten Offensiv-Eishockey. Von da an zeigten die Berliner ihre besten Saisonleistungen und feierten sieben Siege in Folge. Diese Serie riss erst im zweiten Finalspiel gegen Köln. Doch das sollte nur ein Ausrutscher gewesen sein, denn die nächsten beiden Spiele gewannen die Berliner wieder und waren somit am Ende doch Deutscher Meister der Saison 2012/2013. Eine Meisterschaft, mit der niemand in Berlin gerechnet hatte. Nicht in der Hauptrunde und schon gar nicht nach dem katastrophalen Beginn der Play-Offs. Doch am Ende zeigte sich wieder, dass die Mannschaft, wenn es darauf ankommt, sich zusammenreißen und ihre beste Leistung zeigen kann. Am Ende waren sie aufgrund der gezeigten Leistung in den Play-Offs dann doch wieder der verdiente Deutsche Meister.

Die Spieler verloren trotz der nicht so guten Hauptrunde und der sportlichen Krise nie die Ruhe. Florian Busch sagte nach der Saison gegenüber der Eishockey NEWS (aktuelle Ausgabe vom 23.04.2013):

Die Play-Offs sind doch etwas ganz anderes als die langweiligen Punktspiele. Oft weiß man doch gar nicht, wofür man in der Vorrunde spielt, außer der Platzierung. Aber in den Play-Offs, da ist jedes einzelne Spiel wichtig, da weiß man, um was es geht und haut so richtig rein.

Ein Erfolgsgeheimnis haben die Eisbären Berlin nach nun mehr sieben Meisterschaften in nur neun Jahren auch. Manager Peter John Lee:

Du musst in jede Saison gehen, als ob du noch nie einen Meistertitel gewonnen hast.

Nun wissen die anderen Mannschaften also, was sie tun müssen, um in Zukunft Deutscher Meister in der DEL zu werden. Aber egal, was die anderen Mannschaften  tun, am Ende stehen (wahrscheinlich) eh wieder die Eisbären Berliner auf dem Meisterthron… 😉