2:6 im Kellerduell in Schwenningen: Aufwachen Eisbären, ihr steckt im Abstiegskampf!

Mal wieder haben die Eisbären Berlin ihren Worten keine Taten folgen lassen: Im Kellerduell bei den Schwenninger Wild Wings setzte es eine peinliche 2:6-Niederlage. Dabei war es ein „Sechs-Punkte-Spiel“, allerdings haben das nur die Wild Wings angenommen und sich die drei Punkte mehr als verdient geholt. Bei den Eisbären ist anscheinend noch nicht angekommen, dass man im Abstiegskampf steckt. Emotionen am Ende nur bei unsauberen Aktionen zu zeigen, runden den negativen Auftritt der Hauptstädter ab.

Bei den Eisbären gab Verteidiger Brendan Guhle nach Verletzungspause endlich sein DEL-Debüt. Julian Melchiori fehlte dagegen in der Defensive, da er leicht angeschlagen war. Somit veränderte Trainer Serge Aubin auch die drei Verteidiger-Pärchen: Rayan Bettahar/Morgan Ellis, Frank Hördler/Jonas Müller, Brendan Guhle/Marco Nowak.
In der Offensive blieb alles beim alten. Im Tor stand Tobias Ancicka und auf der Bank nahm Kristian Hufsky als Back-up-Goalie Platz.

Die Ausgangslage war klar: Für beide Mannschaften war es ein „Sechs-Punkte-Spiel“. Sowohl Schwenningen (13.) als auch die Eisbären (12.) sind mit ihren Tabellenplätzen überhaupt nicht zufrieden. Beide Mannschaften trennte vor dem Spiel nur ein Punkt. Zu wenig für die Ambitionen der Eisbären Berlin. Um in der Tabelle endlich nach oben zu klettern, musste eine Siegesserie her. Am Sonntagnachmittag feierte man einen Penaltysieg gegen Düsseldorf, vielleicht war das ja der Start einer Siegesserie. Die Antwort darauf sollte es heute im Schwarzwald geben.

Foto: Enis Morat

Von Beginn an war es eine intensive Partie, in der es hin und her ging. Beide Teams kamen auch zu Abschlüssen, wobei die der Wild Wings zunächst gefährlicher waren. Die Wichtigkeit dieser Partie war auch in den Zweikämpfen zu sehen. Beide Teams hatten verstanden, dass heute nur der Sieg zählt.
Nach dem ersten Powerbreak kamen zum ersten Mal die Special Teams zum Einsatz. Zunächst hatten die Berliner das Powerplay, welches man jedoch nicht nutzen und nur in der ersten Minute für viel Druck sorgen konnte. Im Schwenninger Überzahlspiel gab es den Turnover der Wild Wings und die Riesenchance für die Eisbären zum Shorthander. Giovanni Fiore und Frank Mauer mit dem 2-auf-0, doch Joacim Eriksson mit einem Monster-Save nach dem Schuss von Frank Mauer. Das hätte das 1:0 sein müssen.
Das erzielten dann die Hausherren in der 14. Spielminute. Die Spink-Brüder mit der Co-Produktion und Tylor Spink war der Torschütze – 0:1.
Die Eisbären mussten fortan also einem Rückstand im Kellerduell hinterherlaufen. Und die Berliner waren auf der Suche nach der schnellen Antwort, aber die Schüsse stellten Eriksson noch nicht vor allzu große Probleme. Schwenningen spielte der Führungstreffer natürlich in die Karten, konnten sie den Berlinern doch jetzt ihr Spiel aufdrücken.
Und es sollte aus Berliner Sicht noch schlimmer kommen. Ex-Eisbär Alex Trivellato mit einem Sahnepass, der die komplette Eisbären-Defensive aushebelte, Tyson Spink war frei durch, düpierte Tobias Ancicka und tunnelte ihn – 0:2 (17.).
Jetzt wurde der Weg natürlich extrem weit für die Hauptstädter, welche sich im Gegensatz zu den Wild Wings eben nicht mit dem Abstiegskampf auskennen. Und genau das kann in so einem „Sechs-Punkte-Spiel“ ein Schlüssel sein. Die Hausherren kennen solche Situationen, die Eisbären eben nicht. Vor allem nach zwei Meisterschaften in Folge.
Und noch war das erste Drittel ja noch nicht vorbei. Die Eisbären zogen die nächste Strafzeit und Tyson Spink mit dem 3:0 für die Hausherren. 2,1 Sekunden vor der ersten Drittelpause. Diese Führung nahm Schwenningen anschließend mit in die Kabine.

Trainer Serge Aubin reagierte auf das katastrophale erste Drittel und stellte die Offensivreihen um. Was beinahe das 1:3 gebracht hätte. Nach einer gelungenen Kombination kam Bennet Roßmy zum Abschluss, scheiterte aber am Schwenninger Schlussmann. Die Eisbären waren offensiv bemüht, aber so richtig zwingend wurde es nicht. Und defensiv leistete man sich auch im zweiten Drittel zu viele Fehler, was du dir in so einem wichtigen Spiel eben nicht erlauben darfst.
Als 4-gegen-4 gespielt wurde, nutzten die Eisbären aber mal den Platz auf dem Eis aus. Zach Boychuk wurde klasse von Marcel Noebels frei gespielt und blieb vor dem Tor cool – 1:3 (27.).
Doch eine Aufholjagd starteten die Berliner jetzt nicht. Eher stellte man danach das spielen wieder ein. Das Spiel plätscherte nur so vor sich hin. Wenn eine Mannschaft aktiv nach vorne spielte, dann waren es die Hausherren, aber auch nicht mit der letzten Entschlossenheit. Was sie aber auch nicht mussten, führten sie doch mit 3:1.
Boasz Bassen hätte sieben Minuten vor der zweiten Drittelpause beinahe auf 4:1 gestellt. Joacim Eriksson mit einem klasse Pass in den Lauf von Bassen, doch der scheiterte an Ancicka. Dass der Pass vom Goalie aber überhaupt durchkam, war einfach nur typisch für das Spiel der Eisbären heute Abend. Beinahe wäre der Wechselfehler ihn um die Ohren geflogen.
Schwenningen war in der Schlussphase des Mitteldrittels dem vierten Treffer näher als die Eisbären dem zweiten. Was aber auch mit der Defensivarbeit der Berliner zusammenhing, die einfach nur schlecht war. Schwenningen kam immer wieder zu einfach vor das Tor und zum Abschluss. Die Zuordnung stimmte ein ums andere Mal nicht. Wie so häufig in dieser Saison.
Zu allem Überfluss kassierte Morgan Ellis kurz vor der zweiten Pause noch eine fünfminütige Strafe nach einem harten aber fairen Check, was den Eisbären eine lange Unterzahl bescherte. Alles nicht hilfreich in so einem Spiel und bei diesem Spielstand. Immerhin überstanden die Berliner die ersten zwei Minuten der Unterzahl und gingen so mit einem 1:3-Rückstand in die zweite Drittelpause.

Foto: Enis Morat

Doch das letzte Drittel begann noch mit drei Minuten Schwenninger Powerplay. Und da klingelte es natürlich im Berliner Tor. Tyson Spink mit dem Onetimer zum 4:1 (42.). Auch das vierte Schwenninger Tor ging also auf das Konto eines Spinks. Unfassbar dieses Brüder-Paar!
Die Eisbären fortan mit stümperhaften Angriffsbemühungen, die allesamt ins Leere liefen. Und Schwenningen fing fortan zu zaubern. Alexander Karachun zog zum Tor, wurde dabei aber gestoppt. Doch die Scheibe blieb liegen und Miks Indrasis mit dem Lacrosse-Move zum 5:1 und seinem ersten DEL-Tor (46.).
Damit war das Spiel hier natürlich entschieden. Die Eisbären ließen fortan sogar ein Powerplay kläglich ungenutzt. Die Mannschaft schien völlig verunsichert und komplett von der Rolle. Auf dem Eis sah das eher wie ein wildes durcheinander laufen aus und nicht wie ein durchdachter Spielaufbau.
Was fehlte an diesem Abend noch? Richtig, ein Tor eines Ex-Eisbären-Spielers. Alex Trivellato tankte sich klasse durch und ließ Ancicka per Rückhand keine Chance – 1:6 (53.).
Doch die Eisbären sendeten nochmal ein Lebenszeichen. Kevin Clark mit dem 2:6 (55.). Mehr als Ergebniskosmetik war das aber nicht. Am Ende blieb es beim 2:6 aus Eisbären-Sicht und nach der Schlusssirene war jeder Eisbären-Fan erlöst.

Verlieren gehört zum Eishockey dazu und damit habe ich persönlich auch nie ein Problem. Es kommt aber auf das Wie an und das war heute einfach inakzeptabel. Es war vor dem Spiel klar, dass es ein „Sechs-Punkte-Spiel“ werden würde, nur schien das die Mannschaft nicht verinnerlicht zu haben. Ebenso haben sie auch den Abstiegskampf noch nicht angenommen. Was sie aber dringend sollten. Denn genau in diesem befinden sich die Eisbären und aktuell deutet nichts darauf hin, dass man dort schnell wieder rauskommt. Das kann am Ende der Saison sonst ein böses Erwachen geben…
Offensiv war man äußerst harmlos und lief stümperhaft an. Einen geordneten Spielaufbau gab es selten zu sehen. Defensiv wirkte man komplett überfordert und leistete sich einen Fehler nach dem nächsten. Das ganze Spiel suchte man Emotionen in dieser „Mannschaft“, diese zeigte sie auch am Ende, leider an falscher Stelle. Da ließen die Jungs ihren Emotionen nochmal freien Lauf und handelten sich Strafzeiten ein. Solche Emotionen mal im Spiel nach vorne und beim Verteidigen zeigen, dann wären wir zufrieden.
So aber stehen den Eisbären mehr denn je unruhige Zeiten in Berlin bevor. Diese „Mannschaft“ wirkt aktuell nicht als solche und verkommt mehr denn je zum Punktelieferanten. Die große Frage wird die sein, wie lange die Geschäftsführung noch die Füße still hält. Wenn im Dezember keine Besserung eintritt, dann dürfte wohl bald was passieren. Und das soll nicht heißen, dass ich damit fordere, dass sie Trainer Serge Aubin entlassen sollen. Ich mag Aubin als Trainer, die Eisbären haben ihm einiges zu verdanken. Er hat die Eisbären zurück auf den Meisterthron geführt. Aber wir alle kennen die Mechanismen des Sports und der Trainer ist nun mal das schwächste Glied in der Kette. Eigentlich hatte ich nach drei in Folge gepunkteten Spielen große Hoffnung vor dem heutigen Spiel gehabt, doch diese ist nach diesen 60 Minuten komplett verflogen. Die nächsten Tage in der Hauptstadt werden alle mit großem Interesse verfolgen…

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