Ausgabe #11:
Die Eisbären bleiben weiter ein Rätsel in dieser Saison: Sieg in Köln dank einer gnadenlosen Effektivität, knappe Niederlage in München mit einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zum ersten Spiel am Oberwiesenfeld. Und heute? Da ging man gegen den Tabellenletzten (!) Iserlohn Roosters mit 1:6 (0:3,1:2,0:1) unter und offenbarte weiterhin große Schwächen. Ja, die Offensive war bemüht, aber letztendlich war das eben zu wenig. Und zur Defensive fällt einem nicht mehr viel ein außer katastrophal, was die Berliner vor dem eigenen Tor spielen.
Durch die Rückkehr von Frank Mauer konnte Manuel Wiederer wieder zurück in den Sturm kehren. Trainer Serge Aubin änderte daher alle drei Verteidiger-Pärchen, welche somit wie folgt aussahen: Ellis/Melchiori, Mik/Müller, Mauer/Hördler.
In der Offensive tauschte Aubin Marcel Noebels und Matt White. So stürmte White heute in der ersten Reihe zusammen mit Alexandre Grenier und Leo Pföderl. Und Noebels fand man in Reihe zwei an der Seite von Kevin Clark und Zach Boychuk. In der dritten Reihe bekamen Giovanni Fiore und Peter Regin mit Marcel Barinka einen neuen Sturmpartner. Und in der vierten Reihe rotierte Kevin Handschuh aus dem Kader, so dass die vierte Reihe aus Manuel Wiederer, Bennet Roßmy und Jan Nijenhuis bestand.
Im Tor bekam heute wieder Tobias Ancicka den Vorzug vor Juho Markkanen. Am Mittwoch wurde Ancicka noch geschont.
Die Ausgangslage war klar: Die Eisbären empfingen wie vor einer Woche mit Iserlohn den Tabellenletzten der PENNY DEL. Heute wollte man natürlich ein besseres Ergebnis erzielen als gegen Bietigheim, gegen welche man mit 2:4 verlor. Dazu muss auch noch gesagt werden, dass die Steelers damals nur mit einer Rumpftruppe angetreten und den Eisbären dennoch überlegen waren.
Gegner Iserlohn hatte am Wochenende Trainer Kurt Kleinendorst entlassen und Greg Poss zurück ins Sauerland geholt. Seitdem Trainerwechsel fuhren die Roosters zwei Siege ein, darunter ein 7:1 gegen Bietigheim. Die Eisbären sollten also gewarnt sein. Es war heute das 47. Heimspiel zwischen diesen beiden Mannschaften, 36 Spiele davon gingen an die Berliner.

Foto: eisbaerlin.de/walker
Doch der Start ging schon mal in die Hose. Trotz gutem Beginn mit aggressivem Forechecking ging Iserlohn in der vierten Spielminute in Führung. Die Roosters konnten sich erstmals im Angriffsdrittel festsetzen, Chris Brown hatte geschossen, Tobias Ancicka bekam die Scheibe nicht unter Kontrolle und Eric Cornel nutzte den Rebound zur Führung – 0:1.
Die Sauerländer blieben auch danach am Drücker und setzten die Eisbären früh mit ihrem aggressivem Forechecking unter Druck. Die Berliner waren ihrerseits auf der Suche nach einer Antwort nach dem frühen Rückstand.
Diese hätten sie beinahe gefunden. Neun Minuten waren gespielt, da setzte Marcel Noebels Kevin Clark klasse in Szene, doch sein Schuss verfehlte das Ziel. Aber da hatte man sich mal gut durch gespielt.
Anders Iserlohn, Scheibenverlust der Eisbären, Konter Iserlohn, ansatzloser Schuss von rechts durch Eric Cornel, welcher seinen Weg ins Tor fand – 0:2 (10.).
Die Gäste glänzten hier mit ihrer Effektivität, während die Eisbären nach dem Rückstand wieder in ihre Lethargie verfielen und wenig Kreativität im Angriffsspiel zeigten. Hinzu kamen einige Wackler in der Defensive, welche eben zu einem 0:2-Rückstand gegen den Tabellenletzten führen. Dazu mangelte es den Eisbären auch am nötigen Tempo, da wirkte doch alles sehr behäbig von den Hausherren.
Auch im Powerplay, immerhin gegen das zweitschlechteste Unterzahlspiel der Liga, fiel den Eisbären zu wenig ein. Und auch hier fehlte das Tempo, die Scheibe wurde zu langsam bewegt, die Spieler boten sich aber auch nicht an und so wirkte es fast ein wenig wie ein Stand-Powerplay. Einmal hatte man die Chance, da lag Hannibal Weitzmann auch schon am Boden, aber selbst in dieser Szene bekam man die Scheibe nicht unter Kontrolle.
In der Schlussphase hatten die Gastgeber dann aber nochmal zwei gute Chancen, doch Leo Pföderl scheiterte zweimal – einmal an Hannibal Weitzmann, einmal an der Iserlohner Defensive. Da wäre der Anschlusstreffer drin gewesen.
Hinten leistete man sich weitere Schnitzer und lud Iserlohn so zu Chancen ein. Tobias Ancicka verhinderte aber das 0:3.
Im Powerplay kurz vor der ersten Drittelpause hatte Giovanni Fiore den Anschlusstreffer auf der Kelle, aber auch hier machte Weitzmann sein Tor dicht. Kaum war Iserlohn wieder komplett kassierten die Eisbären das dritte Gegentor. Und erneut war es ein Rebound, welcher genutzt wurde. Diesmal war Kaspars Daugavins der Nutznießer eines Abprallers vor dem Berliner Tor – 0:3. Da müssen die Verteidiger ihrem Torhüter auch mal helfen und die Rebounds verhindern. Mit diesem Spielstand ging es auch in die erste Drittelpause, begleitet von einem Pfeifkonzert.

Foto: eisbaerlin.de/walker
Auch im Mitteldrittel waren die Defensivfehler zunächst noch nicht abgestellt. Ein Schuss an die Bande hinter das Tor, Casey Bailey erlief sie und kam ungestört zwei-, dreimal zum Abschluss. Erst dann hatte Tobias Ancicka die Scheibe unter Kontrolle. Von Unterstützung seiner Vorderleute war weit und breit keine Spur.
Trainer Serge Aubin versuchte aber alles, stellte die Offensivreihen um. So spielten Kevin Clark,
Alexandre Grenier und Matt White zusammen. Marcel Noebels, Zach Boychuk und Leo Pföderl waren wiedervereint. Manuel Wiederer rückte in die dritte Reihe vor zu Peter Regin und Giovanni Fiore. Und diese Maßnahmen hatten Erfolg. Kurz zuvor war Kevin Clark mit einem Tip-in noch gescheitert, aber die Eisbären hielten die Scheibe im Angriffsdrittel. Eric Mik hatte dann von der blauen Linie abgezogen und dieses Mal klappte es mit dem Tor von Clark, der entscheidend abgefälscht hatte – 1:3 (26.). Ein Tor beim Jubiläumsspiel, denn „Clarky“ absolvierte heute sein 200. DEL-Spiel.
Die Freude über den Anschlusstreffer währte aber nur ganze 35 Sekunden. Iserlohn mit dem Angriff, Lean Bergmann legte klasse auf Chris Brown zurück, welcher abzog. Den ersten Schuss konnte Ancicka noch parieren, gegen den Rebound war er machtlos – 1:4 (27.). Drei Eisbären-Spieler standen im Slot, keiner griff Brown an und störte ihn entscheidend beim Abschluss. So darfst du in der DEL nicht verteidigen. Das dritte Gegentor, welches per Rebound fiel.
Die Hausherren waren danach wieder auf der Suche nach einer Antwort. Zwar brachte man die Scheiben zum Tor, aber zumeist aus ungefährlichen Situationen, welcher keine Gefahr für Hannibal Weitzmann darstellten. Wenn man es aber doch mal gefährlich vor das Iserlohner Tor schaffte, dann war Weitzmann der Fels in der Brandung.
Ansonsten blieb festzuhalten, dass man die Turnover auch im Mitteldrittel nicht abgestellt hatte. Ebenso fand man nach wie vor nicht seine Kreativität wieder.
Und Iserlohn? Die blieben eiskalt vor dem Tor. Sven Ziegler mit dem 1:5, Tim Bender und Eugen Alanov hatten ihn mustergültig in Szene gesetzt. Im Fallen drückte der Ex-Eisbär die Scheibe über die Linie (34.).
„Hey, wir wollen die Eisbären seh´n“ schallte es aus der Fankurve der Eisbären, „Und ihr wollt Deutscher Meister sein“ schallte es aus dem Gästeblock. Beides gerechtfertigte Gesänge. Denn der Auftritt der Eisbären ist mit den beiden Worten zu beschreiben, welche Trainer Serge Aubin bereits vor einer Woche gegen Bietigheim verwendete: „Inakzeptabel und Peinlich“
Der Spielstand von 1:5 sprach Bände und die Reaktion der Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof war deutlich. Ein gellendes Pfeifkonzert als Quittung für die Leistung der Eisbären. So vergrault man auch noch die letzten Zuschauer…

Foto: eisbaerlin.de/walker
Zu Beginn des Schlussdrittels das nächste Powerplay für die Eisbären. Aber haste Sch*** am Schläger haste Schei*** am Schläger. Egal, was man versuchte, die Scheibe ging nicht rein. Marcel Noebels und Kevin Clark mit den besten Chancen, aber Hannibal Weitzmann war nicht zu bezwingen. Als Iserlohn wieder komplett war, hatte Matt White das halbleere Tor vor sich, aber auch sein Schuss ging am Tor vorbei. Sinnbildlich für das Offensivspiel der Berliner heute Abend. Sie wollten, aber sie konnten nicht.
Noch ein Beispiel? Leo Pföderl wurde auf die Reise geschickt, setzte sich klasse gegen einen Iserlohner Verteidiger durch, kam zum Abschluss, aber Weitzmann parierte die Scheibe sicher.
Ja, im letzten Drittel war es zunächst gefühlt ein Spiel auf ein Tor, aber wenn dann keine hundertprozentigen Chancen dabei herausspringen, dann sagt das glaube ich alles über das Offensivspiel des Deutschen Meisters aus. Weil eben die nötige Kreativität fehlte. Da laufen aktuell einige Leistungsträger ihrer Normalform hinterher. Iserlohn konnte sich voll und ganz auf die Defensive konzentrieren.
In der Schlussphase Iserlohn dann aber auch mal mit einem Powerplay, wo sie das halbe Dutzend vollmachten. Ryan O´Connor mit dem 1:6.
Die Eisbären zum Ende nochmal mit dem Konter, doch Zach Boychuk scheiterte am Aluminium. Was anderes hätte mich in diesem Spiel auch gewundert. Am Ende blieb es beim 1:6, quittiert von einem gellenden Pfeifkonzert der eigenen Fans!
Eine Niederlage mit Ansage. Mal wieder verliert man gegen einen Tabellenletzten. Weil das Offensivspiel weiter äußerst harmlos ist. Ja, man hatte Chancen, aber da fehlte dann auch das nötige Scheibenglück vor dem Tor. Aber größtenteils sorgte das Offensivspiel für Kopfzerbrechen, denn das sah dann doch mehr nach kopflosem Anrennen aus. Wirklich viel Kreativität legten die Eisbären vorne nicht an den Tag. Aber die Offensive war heute immerhin noch bemüht. Aber wenn es nicht läuft, dann eben richtig.
Doch noch viel mehr Sorgen macht aktuell die Defensive der Eisbären. Das ist ein wildes Durcheinander, da stimmt die Zuordnung überhaupt nicht, da leistet man sich zu viele Fehler. Bei den Rebounds ist man nicht zur Stelle und unterstützt den Goalie. Mit so einer Defensivleistung kannst du auch kein Spiel gewinnen. An den Goalies liegt es bei weitem nicht, die sind richtig arm dran mit so einer Defensive vor ihnen.
Am Sonntag kommt der Erzrivale aus Mannheim, gegen die ein Debakel droht, wenn man so auftritt wie gegen Bietigheim und Iserlohn. Aufwachen Eisbären und zwar JETZT! Von jedem einzelnen Spieler muss eine deutliche Leistungssteigerung kommen!