2:4 gegen den Tabellenletzten: Die Eisbären werden mit einem gellenden Pfeifkonzert von den eigenen Fans verabschiedet

Ausgabe #10:

Die Eisbären Berlin haben sich am Freitagabend bis auf die Knochen blamiert. Gegen den Tabellenletzten und arg dezimierte Bietigheim Steelers verloren die Berliner am Ende verdient mit 2:4 (2:2,0:0,0:2). Die Leistung der Eisbären lässt am Ende viele Fragen offen, die das Trainerteam um Serge Aubin schnellstmöglich aufarbeiten muss.

Eisbären-Coach Serge Aubin konnte zwei neue Spieler im Line-up begrüßen. Leo Pföderl gab sein Comeback nach Verletzungspause. Und Neuzugang Alexandre Grenier gab sein Debüt im Eisbären-Trikot. Das verlieh dem Berliner Kader wieder etwas mehr Tiefe – zumindest in der Offensive. Denn in der Verteidigung gab es keine Veränderung.
In der Offensive kehrte Kevin Clark zurück ins Line-up, somit war die Paradereihe mit ihm, Marcel Noebels und Zach Boychuk wieder vereint. In der zweiten Reihe war dann Neuzugang Alexandre Grenier zu finden, welcher zusammen mit Rückkehrer Leo Pföderl und Matt White eine Formation bildete. Die dritte Reihe bestand aus Frank Mauer, Bennet Roßmy und Giovanni Fiore. Und die nominell vierte Reihe bildeten Marco Baßler, Marcel Barinka und Jan Nijenhuis.
Im Tor kehrte Tobias Ancicka zurück zwischen die Pfosten. Juho Markkanen nahm als Back-up auf der Bank Platz.
Während sich die Personalsituation bei den Berlinern also so langsam wieder entspannt, sah es bei Gegner Bietigheim ganz anders aus. Die Steelers traten nur mit fünf Verteidigern und drei Reihen in Berlin an. Die beiden ersten Goalies fielen ebenso aus wie das Trainergespann. Harte Zeiten also für den letztjährigen DEL-Aufsteiger.

Von daher war die Ausgangslage klar: Die Eisbären gingen – so oder so – als klarer Top-Favorit in dieses Spiel. Zwar weiß man, dass sich die Berliner gegen die vermeintlich kleinen Teams gerne mal schwer tun. Die Tatsache, dass Bietigheim hier jedoch arg ersatzgeschwächt antrat, machte die Sache noch deutlicher. Ein Sieg war bei dieser Ausgangslage fast schon Pflicht. Was keinesfalls überheblich klingen soll, aber als Deutscher Meister und Titelverteidiger solltest du dein Heimspiel gegen arg geschwächte Bietigheimer gewinnen.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Schon vor dem ersten Bully brandete der erste Applaus von den Rängen auf. Und zwar bei der Spielervorstellung von Leo Pföderl. Der Publikumsliebling hatte den Eisbären sichtlich gefehlt. Sowohl der Mannschaft als auch den Fans.
Nach etwas nervösem Beginn auf beiden Seiten hatten die Hausherren nach rund drei Minuten das erste Powerplay der Partie. Dieses dauerte nur ganze 55 Sekunden bis es genutzt wurde. Giovanni Fiore war per Abstauber erfolgreich. Marcel Noebels scheiterte noch an Leon Doubrawa, Fiore war zur Stelle und knipste sofort – 1:0 (4.).
Bietigheim sorgte bei Kontern immer wieder für Gefahr. So scheiterten die Steelers nach rund neun Minuten zweimal an Tobias Ancicka. Benjamin Zientek hatte es versucht. Bei den schnellen Kontern der Gäste stimmte die Zuordnung in der Berliner Defensive nicht immer.
Die Eisbären waren die spielbestimmende Mannschaft, einzig am Torabschluss haperte es noch ein wenig. Die Schüsse, die die Berliner abgaben, flogen zumeist am Tor vorbei. Beinahe ins Tor geflogen wäre der Versuch von Rückkehrer Leo Pföderl in der zwölften Spielminute. Doch sein Rückhandschuss flog übers Tor. Das wäre ein Traum-Comeback der Nummer 93 gewesen.
Neuzugang Alexandre Grenier trat in der 13. Spielminute erstmals in Erscheinung und zwar mit einer Strafzeit. Warum erwähne ich das? Weil Bietigheim dort tatsächlich den Ausgleich erzielte. Ganze 17 Sekunden brauchten die Steelers nur, um die numerische Überlegenheit zu nutzen. Teemu Lepaus bezwang Tobias Ancicka – 1:1 (14.). Wie das schlechteste Powerplay der Liga sah das aber überhaupt nicht aus. Statistiken sind eben dann doch meistens Schall und Rauch.
Ein weiterer Beweis? Die Gäste nutzten auch das zweite Überzahlspiel aus. Eine Ex-Eisbären-Produktion ging voraus. Constantin Braun hatte abgezogen, Tobias Ancicka konnte nicht festhalten und Daniel Weiß schaltete am schnellsten – 1:2 (16.).
So ein wenig hatte sich das angedeutet, denn die Eisbären hatten nur nach dem 1:0 eine Phase, wo sie spielbestimmend wirkten. Danach lief das Spiel so ein wenig an ihnen vorbei, während Bietigheim zwei Powerplays eiskalt verwertete und so nicht unverdient in der Hauptstadt führte. Die Rumpftruppe der Steelers schlug sich im ersten Drittel richtig gut und profitierte immer wieder von einer mangelhaften Zuordnung in der Berliner Defensive.
Die konnten von Glück reden, dass sie Giovanni Fiore haben. Denn der brachte sie zurück ins Spiel. Bennet Roßmy hatte ihn in Szene gesetzt und Fiore fackelte nicht lange – 2:2 (18.).
Wenige Sekunden vor der ersten Drittelpause hätte Bennet Roßmy beinahe die erneute Führung erzielt, doch sein Schuss ging knapp am Tor vorbei. So endete ein munteres erstes Drittel 2:2.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Gleich zu Beginn des zweiten Drittels bot sich den Gästen die dritte Chance in Überzahl, doch in der Drittelpause schien das in der Eisbären-Kabine Thema gewesen zu sein. Denn das dritte Unterzahlspiel überstand man schadlos und hatte durch Marcel Noebels sogar die beste Chance.
Das Spiel wirkte auch im Mitteldrittel weiter sehr hektisch. Beide Mannschaften immer wieder mit leichtfertigen Fehlern. So kamen beide Teams auch immer wieder zu Abschlüssen. Es entwickelte sich ein munteres Hin und Her, ohne sich dabei jedoch hochkarätige Chancen zu erspielen. Auf jeden Fall war es kein schön anzusehendes DEL-Spiel.
Mitte des Spiels wäre den Eisbären ein erneuter Fehlpass in der eigenen Zone beinahe um die Ohren geflogen. Teemu Lepaus stand frei vor Tobias Ancicka, ließ ihn bereits klasse aussteigen und kam per Rückhand zum Abschluss. Sein Schuss ging knapp am rechten Pfosten vorbei. Da hatte Lepaus aber auch nicht die nötige Kraft hinter den Schuss bringen können, sonst wäre der wohl rein gegangen.
Nein, das Spiel riss keinen so wirklich von den Sitzen. Eher sorgten die vielen unnötigen Scheibenverluste auf beiden Seiten für jede Menge graue Haare bei den Trainern. Wobei eher bei Serge Aubin, denn Rupert Meister durfte doch ganz zufrieden sein, wenn man bedenkt, wie arg dezimiert sie hier antraten. Da hatte man wohl schlimmeres erwartet. Aber noch war ja ein Drittel zu spielen und wie es ist, wenn dann die Kraft ausgeht, davon können die Eisbären ein Lied singen. Hier blieb erst einmal beim 2:2 nach 40 Minuten.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Zu Beginn des letzten Drittels hatten die Eisbären ein Powerplay und somit die dicke Chance zur Führung. Aber man spielte es mal wieder zu kompliziert und offenbarte zudem große Schwächen bei der Passannahme.
Und Bietigheim? Die gingen in der 46. Spielminute erneut in Führung. Auch hier ein unnötiger Scheibenverlust durch Eric Mik und Daniel Weiß brachte die Scheibe irgendwie an Ancicka vorbei – 2:3. Die Reaktion der Fankurve? „Aufwachen“ und „Wir wollen die Eisbären sehen!„. Die Fans machten lautstark deutlich, dass sie mit der Leistung ihrer Mannschaft nicht zufrieden waren.
Die Eisbären waren fortan auf der Suche nach einer Antwort. Doch so richtig strukturiert sahen die Berliner Angriffe nicht aus. Bietigheim machte das aber auch sehr gut hinten und kämpfte mit den letzten Kräften. Marcel Noebels brachte die Scheibe vor dem Powerbreak dann einfach mal Richtung Tor. Beinahe mit Erfolg, doch der Pfosten stand im Weg.
Das Powerbreak war also gekommen und die Chance für Trainer Serge Aubin, seiner Mannschaft nochmal letzte Anweisungen zu geben. Tat er nur nicht. Die Spieler standen an der Bande, unterhielten sich teilweise untereinander, aber auch nicht so richtig. Anscheinend war allen Beteiligten klar, was jetzt zu tun war. Denn eine Niederlage gegen ein arg dezimiertes Bietigheim wäre doch schon sehr peinlich.
Doch so richtig viel fiel den Eisbären auch nach dem Powerbreak nicht ein. Das Offensivspiel wirkte ideenlos. Bietigheim wirkte bei seinen wenigen Angriffen gefährlicher als die Berliner.
Den Hausherren lief mehr und mehr die Zeit davon. Und den Steelers schien hier nicht die Kraft auszugehen. 90 Sekunden vor dem Ende zog Trainer Aubin seinen Goalie zu Gunsten eines sechsten Feldspielers. Doch im Gegensatz zum Nürnberg-Spiel ging der Schachzug diesmal nicht auf. Benjamin Zientek setzte den Schlusspunkt – 2:4 (60.).

Eine Niederlage, welche absolut in Ordnung geht. Die Eisbären wirkten über die gesamte Spieldauer ideenlos. Defensiv zu anfällig, offensiv fehlten die nötigen Spielideen. Das Passspiel war unterirdisch. Am Ende fehlte es sogar am notwendigen Aufbäumen, um das Spiel hier noch zu drehen. Für mich auch entscheidend die Körpersprache der Spieler sowohl auf dem Eis als auch auf der Bank. Trainer Serge Aubin sprach während des Powerbreaks nicht mit seinen Spielern, die Spieler taten selbiges aber auch nicht. In der Schlussphase, während die Steelers-Spieler gespannt an der Bande standen und dem Spiel zuschauten, saßen die Eisbären-Spieler regungslos auf der Bank. Da fehlten so ein wenig die Emotionen bei den Spielern.
Wie man auch mit einer arg dezimierten Mannschaft über 60 Minuten überzeugend spielen kann, zeigte Bietigheim. Die Fans machten am Ende deutlich, was sie von dieser Leistung hielten. Ein gellendes Pfeifkonzert nach der Schlusssirene war die Quittung für diese peinliche Vorstellung.

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