3:1 in Straubing: Starke Defensive, starker Tobias Ancicka, starke Special Teams und ein harter Hund namens John Ramage

Erfreuliches Jubiläum für Serge Aubin: Der Berliner Chefcoach stand heute zum 80. Mal als Eisbären-Trainer hinter der Bande und durfte sich am Ende über einen Auswärtssieg freuen. Die Eisbären Berlin gewannen am Pulverturm bei den Straubing Tigers mit 3:1 (0:0,2:1,1:0) und feierten damit den ersten Auswärtssieg im Süden.

Aubin musste verletzungsbedingt umbauen. Kris Foucault und Sebastian Streu fielen heute aus, nachdem sie das Spiel am Freitag nicht beenden konnten. Den Platz von Foucault neben Matt White und Zach Boychuk nahm daher Giovanni Fiore ein. Dieser rotierte aus der Formation mit Mark Olver und Parker Tuomie heraus. Statt Fiore stürmte Eric Mik an der Seite von Olver und Tuomie. Den Platz von Streu in der vierten Reihe neben Fabian Dietz und Nino Kinder nahm Haakon Hänelt ein. Einzig Leo Pföderl, Lukas Reichel und Marcel Noebels blieben wie gegen Ingolstadt zusammen. Und im Tor stand diesmal Tobias Ancicka, während Mathias Niederberger nach seinem vierten Shutout eine Pause bekam. Zu den oben genannten Spielern fehlten weiterhin PC Labrie und Mark Zengerle.

Spiele gegen Straubing sind für die Berliner nie leicht, vor allem nicht am Pulverturm. Wie wollte man dieses Spiel heute angehen, Fabian Dietz?

Straubing ist immer unangenehm und sie sind natürlich auch gut drauf zur Zeit. Wir müssen einfach spielen, die einfachen Sachen machen und natürlich auch viel Körper spielen.

Und die Partie begann aus Berliner Sicht mit einer unnötigen Strafzeit gegen Giovanni Fiore nach zwei Minuten. Er kassierte die zwei Minuten wegen eines Checks von Hinten, welcher in der Situation unnötig war. Die Niederbayern fanden auch in ihre Powerplay-Formation, aber das Penaltykilling der Eisbären funktionierte wie bereits am Freitag sehr gut. Nach Ablauf der Strafe fuhren die Berliner einen Zwei-auf-Eins-Konter, welchen Matt White vergab. Starker Save von Sebastian Vogl, welcher zuletzt zwei Shutouts in Folge feierte.
Seine „Zu-Null-Serie“ wurde dann aber auf die Probe gestellt, als Nick Latta die erste Strafzeit der Tigers kassierte. Powerplay also für die Berliner, welches in dieser Saison durchaus eine Waffe ist. Vier Minuten hatten die Hauptstädter nun Zeit, die Führung zu erzielen. Vier Minuten, weil Latta John Ramage mit dem Schläger am Kinn verletzte, welcher daraufhin in der Kabine genäht werden musste. Die Berliner ließen die Scheibe auch gut laufen, doch Straubing machte die Räume vor dem Tor geschickt zu. So überstanden die Tigers diese brenzlige Situation schadlos.
Fortan ging es hin und her, beide Mannschaften suchten immer wieder den Abschluss, doch beide Defensivreihen arbeiteten gut vor dem Tor und ließen kaum gefährliche Torchancen zu. Viel mehr war diese Partie von der Taktik geprägt. Beide Teams stellten die Räume zu und so mussten die Aufbauspiele der Teams gut durchdacht sein.
Wenn mal Platz da war, dann durch Überzahlspiele. Sena Acolatse kassierte die nächste Straubinger Strafzeit. Berlin also mit dem nächsten Powerplay und der Chance zur Führung. Doch auch hier überzeugte die Defensivarbeit der Niederbayern, weshalb es nach 20 hart umkämpften Minuten noch 0:0 am Pulverturm stand.
Ex-Eisbär Sven Ziegler mit seinem Fazit zum Auftaktdrittel:

Es ist keine Überraschung. Berlin ist nicht umsonst auf dem ersten Platz in der Nordgruppe. Dass die hart spielen, ist auch kein Geheimnis und darauf haben wir uns eingestellt. Ich denke, die ersten 20 Minuten waren relativ ausgeglichen, Chancen auf beiden Seiten. Wir müssen weiter defensiv sehr gut stehen, so wie wir das die letzten beiden Spiele schon gemacht haben, und vorne viele Pucks aufs Tor bringen, dann sollte es klappen.

Erstmals brandgefährlich wurde es in der ersten Minute des zweiten Drittels. Jeremy Williams kam auf links zum Abschluss, sein Schuss ging an den Pfosten. Glück für die Eisbären.
Die hatten danach erneut die Möglichkeit, an ihrem Powerplay zu arbeiten. Ex-Eisbär T.J. Mulock mit der nächsten Strafzeit auf Straubinger Seite. Und die Gäste näherten sich so langsam an, aber erfolgreich waren sie auch in diesem Überzahlspiel nicht.
Fortan weiterhin eine ausgeglichene Partie, in der es hin und her ging. Beide arbeiteten hart, um sich gute Möglichkeiten zu erspielen. Und dann jubelten die Eisbären. Matt White mit dem Zuspiel von hinter dem Tor hoch an den rechten Bullykreis, wo Ryan McKiernan lauerte und per Onetimer zum 1:0 einschoss. McKiernan also wie am Freitag mit dem ersten Tor des Spiels und zudem beendete er die „Zu-Null-Serie“ vom Straubinger Goalie Sebastian Vogl. Der hatte bei diesem Schuss keine Chance, die Scheibe schlug im langen Eck ein (29.).
Dann wurden mal kurz Nettigkeiten vor Tobias Ancicka ausgetauscht. John Ramage und Kael Mouillierat mit einem guten Schlagabtausch, Ramage hatte das provoziert, weshalb Straubing aus dieser Situation mit einem Powerplay heraus kam. Doch dieses war 53 Sekunden später schon wieder Geschichte, als Marcel Brandt sich durchtankte und frei vor Ancicka zu Fall kam. Der Straubinger dachte, er wäre gefoult worden, doch er kam ins straucheln und dann zu Fall. Da er sich lautstark beschwerte, musste er wegen unsportlichen Verhaltens für zwei Minuten in die Kühlbox. So ging es mit Vier-gegen-Vier weiter und danach hatte Berlin für eine gute Minute ein erneutes Powerplay. Doch in beiden Situationen passierte nichts, was den Spielstand ändern sollte.
Straubing arbeitete danach am Ausgleich, fand aber in Tobias Ancicka stets ihren Meister. Der junge Berliner Goalie mit einer sehr guten Leistung. Wie immer, wenn er in dieser Saison eingesetzt wurde. Die Eisbären lauerten auf Konter und waren dabei auch gefährlich.
Nach einem Fehler im Berliner Spielaufbau kam Benedikt Kohl an die Scheibe, legte sie an der blauen Linie quer rüber auf Adrian Klein, welcher abzog und zum 1:1 ausglich (37.). Erstes DEL-Tor für Klein, der Ancicka keine Chance ließ. Die Scheibe flatterte und nahm eine komische Flugkurve, so war Ancicka machtlos.
Zum Ende des Mitteldrittels kassierte Sena Acolatse erneut eine Strafzeit, diesmal wegen Torhüter-Behinderung. Und diesmal nutzten die Eisbären das Powerplay. Zach Boychuk mit seinem siebten Powerplaytor. Lukas Reichel bekam von Leo Pföderl die Scheibe, sah hinter dem Tor stehend Boychuk frei vor dem Tor, spielte die Scheibe zu ihm und die Berliner Nummer 89 brachte die Eisbären per Onetimer mit 2:1 in Führung (39.). 61 Sekunden vor der zweiten Drittelpause. Der perfekte Zeitpunkt für die Führung, welche die Gäste auch mit in die Kabine nahmen.
Jonas Müller, der das 1:0 durch einen klasse Check erst ermöglichte, mit seiner Analyse zum Mitteldrittel:

Wir müssen allgemein körperbetonter spielen und wir sehen ja dann, was daraus resultiert. Ich glaube, dass wir in der Nord-Runde noch nicht so viel Körper spielen mussten und ich glaube, dass die Süd-Runde wesentlich aggressiver ist, da ein bisschen mehr Körper gespielt wird. Wir können das auch und wenn wir das machen, haben wir gute Chancen.

Straubing war im Schlussdrittel nun also gefordert und nach 45 Minuten bot sich den Hausherren die Chance, in Überzahl zu spielen. John Ramage musste auf die Strafbank. Die Niederbayern ließen die Scheibe gut laufen, aber sie fanden keine Lücke. Die Box der Eisbären stand sehr gut und drängte Straubing immer wieder nach außen, von wo sie keine Lücken zum Abschluss fanden. Ein ganz starkes Penaltykilling heute wieder, wie bereits am Freitag zu Hause gegen Ingolstadt.
Danach traf es zum dritten Mal heute Nachmittag Sena Acolatse mit einer Strafzeit, welcher aber auch immer wieder darum gebettelt hat. Acolatse eben… Nun hieß es also Powerplay für die Eisbären, welche kurz vor der zweiten Pause in Überzahl erfolgreich waren. Und auch diesmal scorten die Berliner in Überzahl. Straubing bekam die Scheibe nicht raus, dann stimmte die Zuordnung nicht und Mark Olver tauchte frei vor Vogl auf. Diesen tanzte er aus und netzte per Rückhand ein – 3:1 (48.). Acolatse hatte seinem Team also erneut einen Bärendienst erwiesen mit seiner Strafzeit.
Die Special Teams waren auch danach wieder gefragt, diesmal musste das Penaltykilling der Eisbären ran. Marcel Noebels suchte die Kühlbox auf. Straubing ließ die Scheibe laufen, suchte die Abschlüsse, welche aber stets bei Tobias Ancicka endeten.
Straubing lief danach weiter an, aber die Defensivarbeit der Eisbären war weiterhin sehr stark. Sie ließen kaum etwas zu und wenn doch, war Tobias Ancicka zur Stelle. Nach vorne lauerten die Berliner auf Konter, um das Spiel endgültig zu entscheiden.
Knapp fünf Minuten vor dem Ende bot sich den Hausherren die letzte Chance, noch einmal in dieses Spiel zurückzukommen. Zach Boychuk mit der nächsten Strafzeit, erneutes Powerplay für die Tigers also. Und dort hatte Matt White nach einem Fehlpass der Tigers die dicke Konterchance, aber kurz vorm Tor verlor er die Scheibe und bekam sie nicht mehr rechtzeitig unter Kontrolle. Glück für Straubing. Die Tigers konnten das Powerplay auch nicht nutzen.
Tom Pokel nahm auch noch eine Auszeit und Goalie Vogl vom Eis. Sie versuchten also noch einmal alles, um hier irgendwie nochmal zurückzukommen. Und sie liefen an, machten Druck, doch die Berliner Defensive machte bis zur letzten Sekunden einen sehr guten Job. Gleiches galt auch für Tobias Ancicka, der wie ein alter Hase hinten agierte und die Schüsse wegfing. So gewannen die Eisbären mit 3:1 in Straubing und feierten damit im vierten Nord-Süd-Vergleich den dritten Sieg.

Ein hartes Stück Arbeit war das aber gewesen. Doch die Eisbären nahmen den Kampf an, kämpften trotz kurzer Bank leidenschaftlich und geschlossen. Die Defensivarbeit und ein starker Goalie Tobias Ancicka sowie die Special Teams sorgten für den Unterschied heute. Zweimal trafen die Berliner in Überzahl, in Unterzahl ließen sie nichts zu. Der Siegeswille war über die vollen 60 Minuten zu sehen.
Headcoach Serge Aubin tauschte zwischendurch immer mal wieder Zach Boychuk und Lukas Reichel in der Berliner Top-Reihe, was aber laut Noebels auch an den vielen Überzahlsituationen lag:

Ja, es ist nie einfach hier. Egal ob mit oder ohne Fans. Es ist natürlich auch ein ganz schöner Kessel hier wenn es voll ist. Straubing hat uns das Leben sehr, sehr schwer gemacht und wir mussten alles dafür geben und alles reinlegen, damit wir gewinnen. Wir haben hin und wieder mal den Luki mit Zach getauscht, hatte aber auch viel damit zu tun, weil wir auch im Powerplay zusammen spielen. Ich glaube der Trainer wollte mal was ausprobieren, was neues. Man muss ehrlich sagen, wir haben unsere Chancen die letzten Spiele auch nicht so genutzt, wie die Zeit davor. Wir haben genug Chancen, deswegen glaube ich, ist jetzt noch nicht der Zeitpunkt, uns Sorgen zu machen. Anders herum wäre es glaube ich schlimmer. Von uns wird halt viel verlangt und wenn es nicht läuft, sind wir halt die Ersten, die es zu spüren bekommen.

Ein weiterer Held des Spiels war übrigens John Ramage, welcher heute ordentlich was abbekommen hat. Zweimal landete ein Schläger in seinem Gesicht, im ersten Drittel wurde er danach sofort genäht und kam wieder zurück auf das Eis. Kurz vor Spielende erwischte es ihn erneut. Im Mitteldrittel lieferte er sich zudem noch einen kurzen Faustkampf. Aber Ramage ist ein harter Hund und spielte durch. Great Job, John!

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