3:2-Sieg n.P. beim Spitzenreiter in München: Eisbären setzen ein Zeichen im Hinblick auf die Playoffs

Dickes Ausrufezeichen der Eisbären Berlin: Der Hauptstadtclub gewann vor 6.142 Zuschauern beim Tabellenführer EHC Red Bull München verdient mit 3:2 (1:1,1:0,0:1/0:0,1:0) n.P. und fuhr damit zwei enorm wichtige Punkte im Kampf um Platz Vier und die direkte Playoff-Qualifikation ein. Vergoldet wurden die zwei Punkte durch die gleichzeitigen Niederlagen der Konkurrenz aus Ingolstadt und Düsseldorf. Auf Letztere hat man nun neun Punkte Vorsprung. Ein rundum gelungener Abend also aus Eisbären-Sicht.

Im Kader der Eisbären gab es eine Änderung. Verteidiger Eric Mik spielte wieder für Kooperationspartner Weißwasser, während Stürmer Fabian Dietz nach überstandener Verletzung zurück im Kader war. Im Tor stand diesmal Justin Pogge.

Hinein ins Auswärtsspiel in München, wo es für die Berliner zuletzt nicht viel zu holen gab. Sechs der letzten sieben Gastspiele an der Isar wurden verloren. Diese Serie wollte man heute Abend ändern. Und so legten beide Mannschaften offensiv los. Beide Teams wollten den Sieg einfahren. München hatte die erste dicke Chance, als Yannic Seidenberg am Pfosten scheiterte. Aber auch die Gäste von der Spree gaben gute Schüsse auf das von Kevin Reich gehütete Münchner Tor ab.
Es folgte in Spielminute Sieben die erste Strafzeit der Partie für die Eisbären durch Maxim Lapierre wegen eines Beinstellens. Aber das Penaltykilling mit hervorragender Arbeit gegen das zweitbeste Powerplay der Liga, überstand die Unterzahl schadlos.
Wie man sein Überzahlspiel richtig ausnutzt, bewiesen dann die Eisbären, ihres Zeichen nur das zwölftbeste Powerplay der Liga. Yasin Ehliz musste nur ganze 12 Sekunden in der Kühlbox sitzen, ehe er zurück aufs Eis durfte. Ryan McKiernan mit dem Zuspiel auf Top-Scorer Marcel Noebels, welcher per Onetimer zum 1:0 traf (9.). Bereits das 19. Saisontor der Berliner Nummer 92, Wahnsinn!
Dann ging die Serie der Strafzeiten gegen die Eisbären los. Jonas Müller leistete sich einen unnötigen Cross-Check, München hatte durch Konrad Abeltshauser in diesem Powerplay die beste Chance, ansonsten aber auch hier wieder ein ganz starkes Unterzahlspiel der Gäste.
Es folgte ein Konter von Lukas Reichel, welcher per Sahnepass von Austin Ortega auf die Reise geschickt wurde, Kevin Reich ausspielen und tunneln wollte, aber im Abschluss scheiterte. Auf der Gegenseite war Justin Pogge gegen Philip Gogulla zur Stelle.
Dann gab es eine umstrittene Strafzeit gegen Jonas Müller, welcher seine Strafe ebenso nicht verstand, sich lautstark beschwerte und dafür die nächsten zwei Minuten kassierte. Nachdem auch noch Marcel Noebels auf die Strafbank musste, war München in doppelter Überzahl. Und das kannst du gegen München nicht verteidigen. Chis Bourque setzte Yasin Ehliz in Szene und der zog am rechten Bullykreis stehend per Onetimer ab und traf zum 1:1, sein fünftes Tor in den letzten drei Spielen (17.). In den letzten beiden Spielen traf Ehliz stets doppelt.
Durch das Powerplaytor endete das erste Drittel 1:1, für Jonas Müller war die zweite Strafe gegen ihn nach wie vor unverständlich, wie er im Interview bei Magenta Sport in der ersten Drittelpause sagte:

Wir wollen den Puck schnell aus dem eigenen Drittel raus spielen, um dann Konter zu laufen. Wir wollen viel Druck machen und Scheiben gewinnen. Wenn man so pfeift, können wir wieder zum Fußball gehen. Was soll man da großartig sagen, solche Kleinigkeiten zu pfeifen, finde ich nicht wirklich gut. Soweit war unser Unterzahl ganz gut. Bei 5-gegen-3 haben wir zwei Mann weniger, da kann man nichts machen.

Das Mitteldrittel begannen die Berliner noch in Überzahl, aber die erste richtig gefährliche Chance hatten sie erst wieder, als diese vorbei war. Mark Olver mit dem Zuspiel auf Sebastian Streu, doch sein Schuss ging knapp am Münchner Tor vorbei. Noch knapper war es beim Versuch von Gogulla, welcher im Slot zu viel Platz und Zeit hatte, doch zielte er etwas zu ungenau, denn sein Schuss ging ans Lattenkreuz.
Fortan dominierten die Berliner das Spiel, ohne sich dabei selbst hochkarätige Chancen zu erspielen. Aber sie hielten München vom eigenen Tor weg, ließen sie nicht zur Entfaltung kommen und nahmen ihnen somit den Spaß am Spiel. Und Mitte des zweiten Drittels bot sich den Hauptstädtern dann die Chance, in doppelter Überzahl in Führung zu gehen. Aber man spielte es einfach zu kompliziert und vergab diese dicke Möglichkeit.
Dafür klappte es dann bei 5-gegen-5 umso besser. Die Scheibe kam eher durch Zufall vor das Tor, Maxim Lapierre zog einfach mal ab und die Scheibe schlug im Münchner Tor ein – 2:1 (35.).
Danach wollten die Eisbären nachlegen, aber André Rankel (2x) und Marcel Noebels vergaben beste Chancen. München wurde hinten heraus nochmal stärker, hatte durch Yasin Ehliz fünf Sekunden vor der zweiten Pause die dicke Chance, per Penalty zum Ausgleich zu kommen, doch er vergab und so mussten die Hausherren mit diesem knappen Rückstand in die Kabine gehen. Deren Stürmer Maximilian Kastner analysierte das Spiel bei Magenta Sport wie folgt:

Das hat was von Playoffs. Es ist ein hartes Spiel, wir müssen dagegen halten, Berlin tut das auch. Aber solche Spiele machen Spaß. Wir sind im zweiten Drittel mehr hinterher gelaufen, wir müssen die Scheiben hinten schneller heraus spielen und zurück zu unserem Spiel finden.

Und die Hausherren kamen sichtlich bemüht und engagiert aus der Kabine, wollten das Spiel noch drehen. Doch Berlin machte die Räume vor dem Tor dicht und zwang die Gastgeber zu ungefährlichen Schüssen von außen.
In der 45. Spielminute bot sich den Eisbären dann die Chance, in Überzahl auf zwei Tore davon zu ziehen. Und man war auch in der Formation, aber an der blauen Linie hatte Ryan McKiernan Probleme bei der Puckannahme, Frank Mauer reagierte blitzschnell, schnappte sich die Scheibe und ging alleine auf Justin Pogge zu. Diesen spielte er aus und netzte eiskalt zum 2:2 in Unterzahl ein (47.). Eine Paradedisziplin der Gastgeber, Tore in Unterzahl zu erzielen.
Dieser Treffer gab der Mannschaft von Coach Don Jackson nochmal neuen Aufwind und der Druck der Hausherren wurde größer. Die Eisbären gerieten eine Zeit lang unter Druck, fingen sich aber schnell wieder und so entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in dem es hin und her ging. Beide hatten ihre Abschlüsse, welche jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren.
Vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit kassierte Frank Hördler nochmal eine Strafezeit wegen Beinstellens, München also mit der großen Chance, das Spiel in Überzahl komplett zu drehen. Aber mehr als zwei Schüsse von Konrad Abeltshauser und Philip Gogulla sprangen nicht heraus. Beide parierte Justin Pogge problemlos. Und in Unterzahl hatten die Berliner selbst die dicke Chance, aber Landon Ferraro vergab bei einem Konter denkbar knapp. Somit ging es also in die Verlängerung.

Und da hatten beide Mannschaften Schüsse abgegeben, aber es fehlte an Großchancen. 1:18 Minuten vor dem Ende der Verlängerung bot sich dann den Eisbären die dicke Chance, bei 4-gegen-3 das Spiel zu entscheiden. Doch es gelang ihnen nicht und so musste das Penaltyschießen die Entscheidung bringen.

Und gleich der erste Penalty von Frank Mauer dürfte für Diskussionsstoff gesorgt haben, holte doch Pogge beim Versuch, die Scheibe weg zu spitzeln, Mauer von den Beinen. Aber die beiden Hauptschiedsrichter Lasse Kopitz und Aleksi Rantala ließen das so gelten. Im Gegenzug verlor James Sheppard die Kontrolle über die Scheibe und somit stand es weiterhin 0:0.
Es folgte das Duell der beiden aufstrebenden Eishockey-Talente JJ Peterka und Lukas Reichel. Während Peterka an Pogge scheiterte, spielte Reichel Reich aus und schloss eiskalt ab und netzte halbhoch ein. Da im Anschluss Gogulla daneben schoss, sicherten sich die Eisbären den Zusatzpunkt in München und feierten einen Prestige-Sieg beim Erzrivalen.

Und es war ein verdienter Auswärtssieg in München. Die Eisbären haben sich an ihren Gameplan gehalten, haben München nie so richtig ins Spiel kommen lassen und sie zumeist zu Schüssen von außen gezwungen. In Unterzahl zeigte man eine starke Leistung, das doppelte Unterzahlspiel kann man nicht verteidigen, schon gar nicht gegen München. Im Mitteldrittel dominierte man das Geschehen, ließ hinten nichts zu, muss sich da aber vielleicht vorwerfen, vorne nicht genug auf das dritte Tor gespielt zu haben.
Auch im vierten Aufeinandertreffen war es ein Spiel auf Augenhöhe, mit Vorteilen für die Eisbären, die einmal mehr den Beweis abgeliefert haben, dass sie München in dieser Saison gefährlich werden können. Beide Mannschaften sicherten sich in der Hauptrunde je zwei Siege und das einmal zu Hause und einmal auswärts.
Und was auch noch zu erwähnen wäre, Justin Pogge lieferte sein bisher bestes Spiel im Trikot der Eisbären ab und war neben Matchwinner Lukas Reichel einer der Garanten für den Auswärtssieg in München. Dieser Sieg könnte der Anfang einer Siegesserie sein, denn die nächsten drei Duelle bestreiten die Berliner auf heimischem Eis gegen Schwenningen, Straubing und Ingolstadt.

Münchens Goalie Kevin Reich mit seinem Statement nach dem Spiel:

Erster gegen Vierter, dieses Duell kann auch in den Playoffs so kommen. Beide brauchten die Punkte, es war ein Top-Spiel. Es ging das ganze Spiel hin und her, beide Mannschaften hatten Top-Chancen. Es war ein sehr gutes Defensivspiel von beiden Mannschaften.

Und Eisbären-Goalie Justin Pogge kurz und knapp:

Es war Playoff-Eishockey. Es war mit die beste Leistung von mir.

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