3:7-Debakel: Eisbären kommen beim Erzrivalen Mannheim böse unter die Räder

Sie waren hoch motiviert und wollten Revanche nehmen für das erste Spiel in Mannheim in dieser Saison (1:4), am Ende endete es aber in einem Debakel. Die Eisbären Berlin haben das Duell der Rekordmeister am Freitagabend deutlich verloren. Vor 13.136 Zuschauern in der SAP-Arena unterlagen die Berliner den Kurpfälzern mit 3:7 (1:2,0:4,2:1) und mussten somit einen herben Rückschlag gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um einen Top-4-Platz hinnehmen. Nicht nur das Ergebnis ist ernüchternd, auch die Art und Weise war mehr als enttäuschend und stellte eine Rückfall in die Zeiten zu Saisonbeginn dar.

Dabei hatte Stürmer Marcel Noebels noch vor dem Spiel gegenüber Magenta Sport gesagt, dass es im Vergleich zum ersten Duell eine komplett andere Mannschaft wäre:

Wir sind vom gesamten her eine andere Mannschaft. Wenn man den Saisonstart sieht, war das nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Aber vor der Pause die letzten acht bis zehn Spiele und auch der Einstieg nach der Länderspielpause ist so gewesen, wie wir spielen wollen, wie das Trainerteam sich es vorstellt und wie wir uns es vorstellen. Wir wollen uns mit den Besten messen und heute ist es eine sehr gute Chance, das erste Auswärtsspiel wieder gut zu machen. Wir müssen die ersten zehn Minuten überstehen und von der Strafbank fern bleiben, dann haben wir hier gute Chancen.

Foto: Christian

Man hatte also viel vor dem Spiel gesprochen, nur folgten den Worten keine Taten. Die Eisbären, die auf Torjäger Leo Pföderl verletzungsbedingt verzichten mussten (wurde durch Sebastian Streu ersetzt), bekamen von den Adlern eine Lehrstunde erteilt. Das Spiel begann mit viel Tempo und Zug zum Tor von beiden Mannschaften. Aber schnell wurde deutlich, wer hier der Herr im Hause ist. Die Mannheimer wurden von Minute zu Minute stärker und setzten sich immer wieder im Drittel der Hauptstädter fest, brachten die Scheiben immer wieder gefährlich zum Tor.
In der sechsten Minute wäre auch fast das 1:0 für die Gastgeber gefallen, aber Borna Rendulic traf aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Eine Minute später klingelte es dann aber doch folgerichtig im Tor von Sebastian Dahm. Mannheim hielt dank starkem Druck die Scheibe im Angriffsdrittel, die Scheibe wurde in den Slot gespielt, wo Jan-Mikael Järvinen lauerte. Der Adler-Stürmer tauchte frei vor Dahm auf, verlud diesen mit einem klasse Move und erzielte das hochverdiente 1:0 für die Kurpfälzer (7.).
Direkt danach Mannheim mit der großen Chance, in Überzahl nachzulegen, aber das Penaltykilling der Berliner mit starker Arbeit, die Eisbären überstanden die Unterzahl schadlos.
Mannheim machte weiterhin Druck und hatte gute Möglichkeiten, aber es mangelte ihnen an der Chancenverwertung. Und wenn du vorne die Dinger nicht machst, wirst du hinten bestraft. So geschehen in Minute 16. Mannheim zuvor mit der Doppelchance durch Järvinen und Marcel Goc, aber sie scheiterten. Die Berliner mit dem schnellen Gegenzug, John Ramage von der blauen Linie, dessen Schuss wurde von Mark Olver artistisch und unhaltbar für Johan Gustafsson abgefälscht – 1:1 (16.).
Der Ausgleich stellte den Spielverlauf gehörig auf den Kopf und Mannheim mit wütenden Angriffen. Tommi Huhtala mit der dicken Chance, die Scheibe rutschte Dahm durch die Schoner und knapp am Tor vorbei. Dann Marcus Eisenschmid und Marcel Goc mit einem 2-auf-1-Konter, aber Goc scheiterte im Abschluss.
Kurz vor der ersten Drittelpause bot sich den Eisbären dann aber mal Entlastung, da Goc eine Strafe wegen Stockschlags kassierte. Was aber passierte? Mannheim traf in Unterzahl zum 2:1. Järvinen schon mit einer guten Chance, im Anschluss daran kam Joonas Lehtivuori zum Abschluss vom linken Bullykreis aus und brachte Mannheim erneut in Front. Die verdiente Pausenführung für die Hausherren.

Die Eisbären starteten also noch mit einer Überzahl ins Mitteldrittel, welche sie aber nicht nutzen

Foto: Christian

konnten. Zwar waren die Offensivbemühungen schon etwas mehr als noch im Auftaktdrittel, aber so richtig gefährlich wurde es kaum. Aber dafür bei Mannheim. Fünf Minuten war das zweite Drittel als, als es Marcel Goc und Phil Hungerecker zu schön machen wollten. Goc legte klasse per Rückhand zurück auf Hungerecker, der nun freie Schussbahn gehabt hätte, die Scheibe aber nochmal quer spielte zu Goc. Da verzauberten sich die Adler und die Eisbären hatten Glück.
Aber die Schlinge zog sich weiter zu und Mannheim machte weiter ordentlich Druck. Die Zuordnung in der Berliner Defensive stimmte ein ums andere mal nicht und es war nur noch eine Frage der Zeit, ehe Mannheim erhöhen konnte. Denis Reul fuhr an der blauen Linie mit der Scheibe entlang, zog ab und die Scheibe schlug hinter Dahm ein – 3:1 (26.). Dahm hatte da keine Sicht, da Mannheim für viel Verkehr vor dem Tor sorgte, da sah Dahm den Puck zu spät.
Nur 58 Sekunden später sorgten die Hausherren für den Doppelschlag und vermutlich auch für die Vorentscheidung. Lehtivuori hatte von der blauen Linie abgezogen, doch sein Schuss prallte an die Bande hinter dem Tor. Die Scheibe sprang zurück, Nicolas Krämmer schaltete am schnellsten, schnappte sich den Puck am rechten Pfosten und versenkte ihn im leeren Tor – 4:1 (27.). Da müssen die Verteidiger den Torhüter unterstützen und die Rebounds verhindern. Nur das taten sie heute nicht.
Mannheim spielte sich nun in einen Rausch, während die Eisbären fast schon hilflos wirkten, keine Chance hier hatten. Mannheim blieb weiterhin am Drücker und gefährlich vor dem Tor, es dauerte aber bis zur 38. Spielminute, ehe den Kurpfälzern der nächste Treffer gelang. Nicolas Krämmer tankte sich Richtung Tor, ließ Kai Wissmann ins Leere rutschen, spielte dann den klasse Querpass auf Borna Rendulic, der mühelos zum 5:1 einnetzen konnte (38.).
Aber das war noch immer nicht der Schlusspunkt unter diesem zweiten Drittel. Marcel Noebels musste wegen Beinstellens in die Kühlbox und Mannheim nutzte das Powerplay eiskalt aus. Tim Stützle zog gleich drei Eisbären (!) auf sich und sah Matthias Plachta auf der rechten Seite stehen. Dieser hatte viel Platz, weil die Zuordnung weiterhin nicht stimmte. Er visierte die kurze Ecke an und erwischte Dahm genau dort – 6:1 (40.). Damit war ein grausames und aus Eisbären-Sicht demütigendes zweites Drittel zu Ende. Die Devise für das letzte Drittel konnte nun eigentlich nur noch Schadensbegrenzung heißen und sich vorbereiten auf das Heimspiel am Sonntag gegen Augsburg.

Foto: Christian

Und so wechselte man zunächst einmal den Torhüter. In den letzten 20 Minuten hütete Maximilian Franzreb das Berliner Tor und ersetzte somit Sebastian Dahm. Und die Berliner fanden gut rein ins Schlussdrittel. 2-auf-1-Konter, in dem Louis-Marc Aubry aber zu eigensinnig spielte und alleine den Abschluss suchte, statt den besser postierten Nebenmann anzuspielen. Aber der Puck blieb bei den Eisbären, André Rankel sah Landon Ferraro am langen Pfosten stehen und spielte diesen auch an, doch der scheiterte an Gustafsson und am Pfosten. Solche Dinger musst du nutzen, gerade in solchen Spielen.
Und dann belohnten sich die Hauptstädter doch noch für den guten Start ins Schlussdrittel. Lukas Reichel setzte klasse nach und störte die Adler immer wieder. So lange, bis die Scheibe von Marcel Goc’s Schläger aus ins eigene Tor ging – 6:2 (43.).
Mannheim nahm sichtlich ein bis zwei Gänge raus, wollte das Spiel souverän zu Ende spielen und lauerte aus einer sicheren Defensive heraus auf Konter, um dort dann blitzschnell umzuschalten und eiskalt zuzuschlagen. Zunächst aber waren es erst einmal die Eisbären, die sich weiter heran kämpften. In Überzahl trafen die Berliner zum dritten Mal an diesem Abend. Lukas Reichel und Ryan McKiernan hatten es zuvor schon erfolglos versucht. Dann zog McKiernan erneut von der blauen Linie ab, Gustafsson bekam die Scheibe nicht unter Kontrolle und Mark Olver staubte eiskalt ab und netzte zum zweiten Mal in diesem Spiel ein – 6:3 (53.).
Die Eisbären probierten es im Anschluss weiter, Trainer Serge Aubin nahm bei 4-gegen-4 zwei Minuten vor dem Ende auch noch seinen Goalie Franzreb zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Aber das nutzte Mannheim zum Schlusspunkt. Lehtivuori erkämpfte sich den Puck in der Rundung hinter dem eigenen Tor, schoss ihn per Rückhand aus dem eigenen Drittel und traf letztendlich zum 7:3 ins verwaiste Berliner Tor (60.).

Puh, damit hatten wohl die wenigsten vor dem Spiel gerechnet. Viel mehr hatte man nach den zuletzt

Foto: Christian

gezeigten Leistungen der Eisbären berechtigte Hoffnung auf drei Punkte in der Kurpfalz. Doch am Ende wurde es eine bittere Lehrstunde für die Eisbären. Es war ein Rückfall in Zeiten des Saisonbeginns. Man lief kaum Schlittschuh, die Zuordnung in der Defensive stimmte kaum einmal, immer wieder lief man in Konter. Nach vorne ging kaum etwas. Man war Mannheim in den ersten 40 Minuten komplett unterlegen. Der Spielstand nach den ersten 20 Minuten schmeichelte den Eisbären noch, der nach dem zweiten war dem Spielverlauf dann entsprechend. Das letzte Drittel gewannen die Eisbären dann zwar und so nahm man wenigstens das als Positives mit aus Mannheim.
Und doch bleibt die Frage, wie man so einen Auftritt in Mannheim abliefern konnte? Wo man doch vorher so heiß auf dieses Spiel und die Wiedergutmachung war. Nichts davon war auf dem Eis zu sehen. Die ersten 40 Minuten waren die Jungs gefühlt nicht auf dem Eis und liefen die meiste Zeit nur hinterher. Sie kamen mit der Mannheimer Spielweise und deren Tempo kaum klar, es mangelte an der Zuordnung in der Defensive. Zu oft und vor allem zu einfach kamen die Mannheimer im Drittel der Eisbären vor das Tor der Berliner. Nach vorne mangelte es an Kreativität, an Ideen, am Teamspiel. All das, was in den letzten Wochen so gut lief und wo man dachte, man sei auf einem guten Weg, all das hat heute Abend in Mannheim gefehlt. Ausgerechnet im Spiel beim Erzrivalen, wo man meinen müsste, dass man gerade in diesen Spielen noch einmal ein paar mehr Prozente gibt als es sonst der Fall ist. Dem war heute aber nicht so und so bekamen die Eisbären eine bittere Lektion erteilt. Auf Wiedergutmachung gegen Mannheim müssen sie nun also bis Spiel Drei folgen. Und dann sollte man den Worten auch Taten folgen lassen.

Kapitän André Rankel gab nach dem Spiel folgendes Statement bei Magenta Sport ab:

Es war so deutlich. Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht. Gerade am Anfang im ersten und zweiten Drittel. Da haben wir überhaupt nicht das umgesetzt, was wir wollten. Wir haben ohne Struktur gespielt, sind nicht gelaufen und dann verlierst du in Mannheim mit 7:3. Das ist definitiv nicht gut genug, daraus lernt man und es erdet uns vielleicht mal.

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