Die Eisbären Berlin in der Saison 2017/2018: Den nächsten Schritt gemacht

Seit zehn Tagen ist die Saison 2017/2018 Geschichte und die Eisbären Berlin Deutscher Vizemeister nach einer sehr spektakulären und hochklassigen Finalserie gegen den alten und neuen Deutschen Meister EHC Red Bull München. Zeit für uns, noch einmal zurückzublicken auf eine Saison, in denen die Hauptstädter ihren Fans sehr viel Freude mit ihren Leistungen bereitet und den nächsten Schritt gemacht haben.

Denn die Eisbären haben sich erneut steigern können, was den Saisonverlauf angeht. Am Ende der Saison 2014/2015 war in den Pre-Playoffs gegen Nürnberg (1:2-Spiele) Endstation. Ein Jahr später, in der Saison 2015/2016, folgte das Aus erst im Viertelfinale gegen Köln (3:4). In der Saison 2016/2017 erreichten die Eisbären das Halbfinale, scheiterten da aber am späteren Meister München (1:4). Und in diesem Jahr kam man sogar bis ins Finale und dort bis in Spiel Sieben, verlor dort dann aber doch deutlich. Was eine gute Saison nicht schmälern konnte.
Geht diese Statistik so weiter, wäre im nächsten Jahr die achte Deutsche Meisterschaft dran.

Den Grundstein für eine mehr als erfolgreiche Saison 2017/2018 legten die Verantwortlichen der Eisbären Berlin bereits in der Sommerpause nach der letzten Saison, als man den großen Umbruch im Kader vollzog und dabei mit den Neuzugängen voll ins Schwarze traf.
Gleich neun Abgänge hatte man nach dem Halbfinal-Aus gegen München zu verzeichnen. Darunter waren auch einige schmerzhafte Verluste dabei (Bruno Gervais, Darin Olver, Julian Talbot, Spencer Machacek), anders herum waren auch Abgänge dabei, bei denen es an der Zeit war, dass sie gehen würden, da sie den Verein nicht wirklich voran brachten (Alex Roach, Laurin Braun, Charles Linglet, Barry Tallackson, Kyle Wilson).

Sieben Neuzugänge vor und ein Neuzugang während der Saison präsentierte der Hauptstadtclub anschließend seinen Fans. Und jeder Transfer passte wie die Faust aufs Auge. Für die Defensive verstärkte man sich mit Danny Richmond und Blake Parlett. Beide konnten die Defensive der Eisbären stabilisieren und sorgten auch nach vorne immer wieder für Torgefahr.
In der Offensive holte man mit Thomas Oppenheimer und Martin Buchwieser zwei deutsche Nationalspieler. Zudem kehrte Mark Olver an die Spree zurück. Und mit den Transfers von Sean Backman und James Sheppard lag man goldrichtig, denn beide Spieler sollten zu absoluten Stützen im Team zählen, Backman wurde sogar Top-Scorer der Eisbären nach der Hauptrunde.
Während der Hauptrunde sicherte man sich dann noch die Dienste von Rihards Bukarts, der vollends überzeugen konnte.

Doch nicht nur auf dem Spieler-Sektor gab es gravierende Änderungen, auch hinter der Bande gab es eine Änderung, die für die Saison von enormer Bedeutung sein sollte. Die Berliner holten mit Clément Jodoin einen NHL-erfahrenen Co-Trainer in die Hauptstadt, der ganz viel Anteil am Vizemeister-Titel am Ende hatte.

Das Team für die Saison 2017/2018 stand also fest und man blickte voller Vorfreude auf eine Saison, an deren Ende das Ziel von Coach Uwe Krupp durchaus der Titel war. Dafür wollte man alles geben und man sah sich angesichts des Kaders dafür auch gut gerüstet.
Der Saisonstart in Berlin ging aber erstmal in die Hose, man verlor mit 2:4 gegen Nürnberg. Doch schnell gaben die Eisbären darauf eine Antwort, gewannen die darauf folgenden vier Spiele in Folge, brillierten dabei mit einer sehr starken Offensive (15 Tore) und einer noch stärkeren Defensive (6 Gegentreffer).
München stoppte den Lauf der Eisbären anschließend, die dann zwar in Ingolstadt sofort wieder in die Erfolgsspur zurück kamen, dann aber gegen Mannheim zu Hause erneut verloren.
Es folgte erneut eine Siegesserie von vier Siegen in Folge, die dann aber in Krefeld gestoppt wurde. Mitte Oktober kassierten die Eisbären erstmals zwei Niederlagen in Folge, denn der Pleite in Krefeld folgte eine weitere in Nürnberg.
Doch danach ging es so weiter für die Eisbären, die immer wieder kleinere Siegesserien hinlegten, immer nur gestoppt von ein maximal zwei Niederlagen. Kurz vor Weihnachten dann der erste kleine Durchhänger, als man drei Spiele in Folge verlor. Doch die Eisbären antworteten darauf mit drei Siegen in Folge, ehe man das Jahr mit einer Heimniederlage gegen Düsseldorf abschloss.

Das neue Jahr begann für die Eisbären dann nicht so gut. Zwei Heimsiegen standen vier Auswärtspleiten in Folge gegenüber. Diese Serie riss erst in Köln, als man dort endlich mal wieder drei Zähler auf fremden Eis einfuhren konnte. Mit zwei Siegen und zwei Niederlagen verabschiedeten sich die Berliner anschließend in die Olympia-Pause. Aus der kam man gestärkt zurück, konnte alle seine drei Spiele gewinnen und belegte damit mit einem Punkt Vorsprung auf Nürnberg Platz Zwei hinter München und machte somit das erste Saisonziel perfekt. Man qualifizierte sich für die Champions Hockey League (CHL).

Im Viertelfinale ging es dann gegen die Grizzlys Wolfsburg, gegen die man nach dem Auftaktsieg auswärts den Ausgleich hinnehmen musste. Doch dank des höchsten Playoff-Sieges (8:1) in der Vereinsgeschichte holten sich die Eisbären die Führung in der Serie zurück, sicherten sich in Wolfsburg den Matchpuck und verwandelten diesen in einem spektakulären fünften Spiel in Berlin, als man sich mit 7:6 n.V. durchsetzen konnte.

Im Halbfinale traf man auf Nürnberg, eines von zwei Teams, mit denen sich die Eisbären die gesamte Hauptrunde über um Platz Eins und die CHL-Qualifikation stritten. Es war eine Serie auf äußerst hohem Niveau, beide Team begegneten sich auf Augenhöhe und schenkten sich auf dem Eis nichts. Zwar setzten sich die Berliner in Spiel Eins deutlich mit 5:1 durch, doch spiegelte das Ergebnis nicht den Spielverlauf wider. Es folgten zwei Duelle, welche erst in der Overtime entschieden wurden. Sowohl Nürnberg als auch Berlin gewannen jeweils ihr Heimspiel. Nürnberg konnte dann zu Hause den Ausgleich in der Serie durch ein 4:1 schaffen, kassierte in Berlin aber anschließend eine bittere 4:5-Niederlage n.V. Den Matchpuck verwandelten die Berliner zwei Tage später beim 3:2 in Nürnberg und zogen somit erstmals seit 2013 wieder ins DEL-Finale ein.

Dort ging es gegen den zweimaligen Deutschen Meister München und es sollte eine epische Finalserie werden. Eine, von der man noch in Jahren sprechen und schwärmen wird. Und sie startete mit einem Berliner Paukenschlag, als man sich Spiel Eins und damit das Heimrecht durch einen 4:3-Sieg schnappte. Nur darf man München eben nicht so anstacheln, denn die roten Bullen schlugen eiskalt zurück, gewannen zweimal in Berlin und einmal in München und fuhren so mit einer 3:1-Führung zurück nach München, wo in Spiel Fünf die große Meistersause folgen sollte. Doch daraus wurde nichts, weil die Eisbären München früh schockten und mit 2:0 vorne lagen. München rannte im ganzen Spiel immer dem Rückstand hinterher, konnte aber kurz vor Schluss doch noch ausgleichen, verlor aber anschließend mit 5:6 in der Verlängerung.
Der erste Matchpuck war abgewehrt und München wollte nun eben in Berlin den dritten Titel in Folge perfekt machen. Klappte erneut nicht, denn die Berliner erzwangen dank eines 5:3-Heimsieges den ultimativen Showdown in München. Dort fing auch alles sehr gut an mit dem frühen 1:0, doch innerhalb weniger Minuten drehte München die Partie und lag nach 20 Minuten mit 4:1 vorne. Davon erholten sich die Eisbären nicht mehr, am Ende musste man sich München geschlagen geben und sich mit der Vizemeisterschaft zufrieden geben.

Aber auch wenn die Enttäuschung am Ende bei Team und Fans verständlicherweise groß war, so überwiegt mit einigem Abstand doch die Freude über eine Wahnsinns-Saison der Eisbären Berlin. Sich dauerhaft unter den ersten Drei der Liga gehalten, mit München und Nürnberg einen spannenden Dreikampf um die CHL geliefert und diesen letztendlich gegen Nürnberg gewonnen. Und in den Playoffs sich bis ins Finale vorgekämpft, als man am Boden lag, wieder aufgestanden und Spiel Sieben erzwungen, dort aber dann doch den Kürzeren gezogen. Nichtsdestotrotz geht diese Saison als sehr erfolgreiche in die Vereinsgeschichte ein. Der Titel wäre natürlich die Krönung gewesen, aber geht es nach der Statistik, folgt dieser ja im nächsten Jahr.

Was bleibt sonst noch aus dieser Saison. Die Eisbären verfügten über ein starkes Torhüter-Duo aus Petri Vehanen und Marvin Cüpper. Wenn Cüpper gebracht wurde, war er zur Stelle und lieferte einige klasse Spiele ab und war in den Statistikwerten am Ende sogar leicht besser als Vehanen. Dieser hat nach der Saison sein Karriereende bekannt gegeben. Cüpper hat bewiesen, dass er ein guter Torhüter ist bzw. bei mehr Spielpraxis werden kann. Ob die Eisbären ihm gleich das volle Vertrauen schenken und ihn als neue Nummer Eins sehen, bleibt abzuwarten.

In der Verteidigung waren die Eisbären gut aufgestellt, hatten die viertbeste Defensive nach der Hauptrunde und sorgten durchaus mit den Verteidigern immer wieder für Gefahr. Allen voran natürlich Micki DuPont, welcher mit sieben Toren und 16 Vorlagen auch bester Verteidiger der Eisbären nach der Hauptrunde war.
Mit Blake Parlett verlieren die Eisbären nun aber einen durchaus wichtigen Bestandteil der Defensive, wenn gleich die Nummer 71 in den Playoffs verletzungsbedingt fehlte.

Die Offensive war das Prunkstück der Eisbären. Fast alle vier Reihen waren torgefährlich, das war das große Plus der Eisbären. In der Hauptrunde brillierte die Reihe um Nick Petersen, James Sheppard und Sean Backman, in den Playoffs wirbelten Louis-Marc Aubry, Marcel Noebels und Rihards Bukarts die gegnerischen Reihen durcheinander. In der Hauptrunde trafen gleich acht Stürmer zweistellig.
Bisher steht nur der Abgang von Sven Ziegler fest, wobei dieser nicht wirklich weh tut, konnte sich die Nummer 52 in Berlin einfach nicht durchsetzen, wenn er Eiszeit bekam.

Wenn es nach dieser Saison überhaupt etwas zum Meckern gibt, dann ist es ganz klar das Powerplay. Einst war es gefürchtet, das Berliner Überzahlspiel, inzwischen ist es nur noch ein laues Lüftchen. Woran das liegen mag, weiß wohl nur die Mannschaft selbst. Man kann nur hoffen, dass man daran arbeiten wird im Sommer, denn mit einem guten Powerplay hätte man München vielleicht schlagen können. Denn deren Powerplay war brutal stark.

Mit wem die Eisbären als Chefcoach in die neue Saison gehen und das Ziel achte Meisterschaft angehen, steht noch in den Sternen. Denn Uwe Krupp, der die Eisbären Jahr für Jahr einen Schritt voran gebracht hat, durfte oder wollte in Berlin nicht mehr weitermachen. Woran es am Ende lag, dass Krupp den Verein verlassen hat (musste), darüber kann nur spekuliert werden. Gerüchte gehen viele rum, daran wollen wir uns aber nicht beteiligen. Für uns steht fest, dass die Eisbären mit Uwe Krupp einen sehr guten Trainer verlieren. Einer, der immer vom „Fünf-Jahres-Plan“ gesprochen hat und diesen im nächsten Jahr hätte vollenden können. Denn in den letzten vier Jahren haben sich die Berliner kontinuierlich gesteigert, nächste Jahr wäre rein rechnerisch die Meisterschaft dran. Wir finden es schade, dass Krupp diesen Weg nicht weitergehen kann.

Ob nun Co-Trainer Clément Jodoin das Team übernimmt, wie spekuliert wird, bleibt abzuwarten. Ein erfahrener Fachmann wäre er auf jeden Fall. Die Trainerfrage bleibt spannend. Genauso, wen die Eisbären als Neuzugang noch so aus dem Hut zaubern werden. Der Sommer wird also nicht langweilig werden. Bis dahin wünschen wir Euch eine schöne Sommerpause und danken Euch für Eure Treue während der Saison. Wir lesen uns im August zur CHL wieder. Bis dahin, alles Gute für Euch!

Euer Walker

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