Die Siegesserie der Eisbären Berlin ist gerissen. Nach vier Siegen in Folge setzte es vor 3.750 Zuschauern in der Olympia-Eishalle eine verdiente 2:4 (1:2,0:2,1:0) beim Deutschen Meister EHC Red Bull München. Das war zugleich die achte Niederlage in den letzten neun Gastspielen in München. Der Knackpunkt für diese Niederlage war mit Sicherheit das Mitteldrittel, in dem München das dominierende Team war und Berlin nicht den Hauch einer Chance ließ.
Ex-München-Stürmer Martin Buchwieser erwartete einen aggressiven Beginn der Hausherren, weshalb sich die Eisbären vor allem aufs kontern konzentrieren wollten. Und München begann auch wie erwart äußerst druckvoll und suchte sofort den Weg zum Berliner Tor von Petri Vehanen. Aber auch die Eisbären hielten gut dagegen und hatten wie München in den ersten zwei Minuten schon die ersten guten Abschlüsse zu verzeichnen.
Drei Minuten waren gespielt, da musste Münchens Patrik Hager auf die Strafbank und die Eisbären mit der Chance zur Führung in Überzahl. Sean Backman und Mark Olver hatten auch gute Chancen, aber insgesamt gesehen war das Penaltykilling der Gastgeber gut und so überstand München die Unterzahl schadlos. Und kaum war der Titelverteidiger wieder komplett, klingelte es auch schon im Tor der Eisbären. Yannic Seidenberg setzte sich auf der rechten Seite klasse durch, spielte die Scheibe vor das Tor, wo Frank Mauer lauerte und den Puck im Tor zum 1:0 versenken konnte (6.).
Nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer der Hausherren München mit der Chance, in Überzahl nachzulegen. Jamie MacQueen musste in die Kühlbox und Seidenberg zog gleich mal direkt ab, aber Vehanen war zur Stelle. Danach aber waren die Eisbären die gefährlichere Mannschaft in diesem Münchner Powerplay. Martin Buchwieser erkämpfte im Angriffsdrittel die Scheibe und kam zum Abschluss, sein Schuss ging jedoch an den Pfosten. Und nur kurze Zeit später kam Danny Richmond zum Schuss, welcher aber knapp am Tor vorbei ging.
Und dann machten es die Eisbären wie München. Kaum waren sie komplett, glichen sie auch schon aus. Jens Baxmann zog von der blauen Linie ab, an seinem Hammer war Sean Backman wohl noch dran und so stand es 1:1 nach elf Minuten.
München danach aber direkt mit dem nächsten Powerplay und dieses Mal nutzten die Hausherren die numerische Überlegenheit aus. Yannic Seidenberg täuschte an der blauen Linie den Schuss an, passte stattdessen aber quer rüber zu Michael Wolf, der Maß nahm und die Scheibe ins Tor hämmerte – 2:1 (12.). Der 307. Treffer des DEL-Rekordtorschützen.
Aber auch vom erneuten Rückstand ließen sich die Eisbären nicht schocken und spielten weiter nach vorne. Nick Petersen setzte sich klasse auf der rechten Seite durch, legte die Scheibe rüber zu James Sheppard, welcher aus dem Slot jedoch denkbar knapp vergab. Und nur eine Minute später war es Thomas Oppenheimer, der vor dem Tor von David Leggio an die Scheibe kam, den Puck jedoch knapp über das Tor schoss.
Zum Ende des ersten Drittels noch einmal ein Powerplay für die Eisbären, in dem Mark Olver zwei gute Chancen hatte, aber München brachte das 2:1 über die Runden und führte somit in einem hochklassigen und sehr intensiven Spiel zur Pause.
Ins zweite Drittel starteten die Eisbären sehr druckvoll, sie wollten hier den Ausgleich erzielen. Nur hielt das nicht lange an, denn München übernahm fortan die Kontrolle über das Spiel und dominierte nach Belieben. Bei angezeigter Strafe hatte Jerome Flaake die Riesenchance zum 3:1, doch er traf nur das Außennetz, obwohl er das leere Tor vor Augen hatte. Im anschließenden Powerplay legte München dann aber doch nach. Keith Aucoin hatte abgezogen, Petri Vehanen konnte den Puck nur prallen lassen und Jason Jaffray staubte erfolgreich ab – 3:1 (25.).
München spielte fortan ohne Probleme, suchte immer wieder den Weg vor das Berliner Tor. Die Eisbären fanden überhaupt nicht ins Spiel, liefen den Hausherren fast immer nur hinterher. Auch in den Zweikämpfen hatten die Hauptstädter meist das Nachsehen. Mitte der Partie die Eisbären zwar noch einmal mit einem Überzahlspiel, aber auch da gelang ihnen gegen ein starkes Penaltykilling der Münchner nicht wirklich viel.
Und dann kassierte man auch noch ein äußerst unglückliches Gegentor. Nach einem Bully zog Florian Kettemer ab, Ex-Eisbär Mads Crhistensen hielt den Schläger in den Schuss und fälschte somit unhaltbar ab. Unglücklich, weil Vehanen den Puck mit der Brust parieren wollte, da Christensen die Scheibe aber abfälschte, ging die Scheibe durch die Schoner des Finnen, welcher daraufhin sofort einen hohen Stock reklamierte. Doch die beiden Hauptschiedsrichter Rohatsch und Schütz gaben den Treffer nach einer sehr langen Ansicht des Videobeweises – 4:1 (32.).
Danach ging Petri Vehanen vom Eis und Marvin Cüpper stand von nun an im Tor. Und Cüpper kassierte im weiteren Verlauf des Mitteldrittels keinen Gegentreffer mehr, obwohl München vor allem zum Ende hin noch einmal ordentlich Druck machte und den Eisbären kaum mehr eine Chance ließ. Das 4:1 war daher nach 40 Minuten auch in der Höhe in Ordnung. Eisbären-Verteidiger Kai Wissmann sagte nach dem zweiten Drittel im Interview bei Telekom Sport, dass man „in diesem Drittel nicht gut im Spiel war und zu oft auf der Strafbank saß. Im letzten Drittel müsse man wieder einfacher spielen, um hier evtl. noch einmal zurück ins Spiel zu kommen.“
Das mit dem zu oft auf der Strafbank sitzen konnte man im Schlussdrittel zunächst aber noch nicht abstellen. Denn Louis-Marc Aubry kassierte in der 44. Spielminute eine Strafe wegen zu hohen Stocks. Das Münchner Powerplay war jedoch nicht wirklich gefährlich. Danach plätscherte die Partie so vor sich hin. München versuchte sich an Traum-Kombination, welche man jedoch nicht vollenden konnte. Die Eisbären versuchten es zwar, nur zwingendes kam dabei nicht heraus.
Sieben Minuten vor dem Ende dann mal wieder eine große Chance für die Berliner, doch Marcel Noebels scheiterte nach einem klasse Zuspiel von Louis-Marc Aubry an David Leggio. Zwei Minuten später zappelte der Puck dann aber doch im Münchner Tor. Zunächst scheiterten die Eisbären mit einem 2-auf-1-Konter, doch Blake Parklett brachte die Scheibe von hinter dem Tor vor das Tor, wo der Puck von Münchner Spielern letztendlich ins Tor gelenkt wurde – 4:2 (55.).
Ging hier also noch was für die Eisbären? Nein, weil München hinten nicht mehr viel zu ließ und vor dem Berliner Tor Mads Christensen sogar noch das 5:2 auf dem Schläger hatte, aber scheiterte. Uwe Krupp probierte zwar noch einmal alles, nahm Marvin Cüpper vom Eis und eine Auszeit, um seinen Spielern neue Anweisungen mit auf den Weg zu geben für die Schlussphase der Partie. Doch München verteidigte mit allem, was sie hatten und hielten dem Berliner Druck stand und brachten das 4:2 über die Zeit.
Die Eisbären konnten das zweite Sechs-Punkte-Wochenende in Folge nicht perfekt machen. Im ersten Drittel war man dem Meister zwar leicht überlegen und lag eigentlich unglücklich hinten, aber spätestens ab dem zweiten Drittel verdiente sich München den Sieg. Denn da machten die Hausherren ordentlich Druck und führten auch in der Höhe verdient. Im Schlussdrittel plätscherte die Partie so vor sich hin und erst nach dem Anschlusstreffer von Blake Parlett wachten die Eisbären noch einmal auf und machten gehörig Druck, was am Ende aber nichts mehr nutzte. Eine, wenn man das erste Drittel betrachtet, vermeidbare Niederlage, welche am Ende jedoch in Ordnung geht, wenn man das ganze Spiel sieht. Sah auch Eisbären-Verteidiger Blake Parlett im Interview nach dem Spiel so:
Das war nicht unser bestes Spiel. München war im zweiten Drittel klar besser. Wir sind froh, dass wir wenigstens am Freitag die drei Punkte holen konnten.
Frank Mauer gab nach dem Sieg schon wieder eine Kampfansage an die Konkurrentzraus, als er meinte, man könne noch mehr zeigen als heute:
Im ersten Drittel war Berlin besser, da hatten wir Glück, dass wir mit 2:1 führten. Im zweiten Drittel haben wir das Spiel klar dominiert und im letzten Drittel plätscherte die Partie so vor sich hin. Da haben wir nicht so weiter gespielt, wie wir es eigentlich wollten. Ich denke, der Sieg geht in Ordnung, wir können aber noch mehr zeigen.