Heute haben die Eisbären Berlin spielfrei in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Für die Fans eine wahre Wohltat ihre Lieblinge mal nicht spielen sehen zu müssen. Und die Eisbären müssen tatenlos mit anschauen, wie die Konkurrenz immer näher heran kommt. Platz Sechs und die direkte Play-Off-Qualifikation kann man vergessen, aktuell muss man sogar um seinen Pre-Play-Off-Platz fürchten. Als Tabellenachter hat man derzeit zwar elf Zähler Vorsprung auf den Elften Düsseldorf, allerdings haben die Rheinländer auch noch drei Spiele weniger absolviert. Und wenn die Eisbären in den nächsten Wochen so weiterspielen wie zuletzt, dann wird man auch diesen Vorsprung endgültig aufgebraucht haben und sich aus den Top-10-Rängen verabschieden.
Dabei hatte man vor der Saison ein komplett anderes Ziel ausgegeben. Unter den Top-4 wollte man mitspielen, man sah sich dazu in der Lage und gut gerüstet. Aber die bisherige Saison hat die Verantwortlichen eines Besseren belehrt. Mit dieser Mannschaft ist eine Top-6-Platzierung nicht zu erreichen, selbst die Pre-Play-Off-Teilnahme ist derzeit stark in Gefahr.
Aber in diese Situation hat sich die Mannschaft selbst gebracht. Der Saisonstart lief ja noch gut aber danach war es ein stetes Auf und Ab. Mehr als zwei Siege am Stück waren nicht drin, mehr als drei Niederlagen in Folge aber auch nicht. Bis zum vergangenen Dienstag. Da setzte es beim 0:2 gegen Augsburg die vierte Niederlage in Folge. Das 1:2 gegen Köln war dann die fünfte Niederlage in Serie und zugleich die dritte Heimniederlage am Stück. Unfassbar für eine Mannschaft, wie es die Eisbären Berlin mal waren. Davon ist jedoch nichts mehr übrig. Die diesjährige Mannschaft kann die Ansprüche, die man in Berlin hat, nicht erfüllen.
Die Niederlagen an sich sind ja schon schlimm genug, aber die einst so gefürchtete Offensive der Hauptstädter ist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Zwei Tore in den letzten drei Spielen sagen wohl alles darüber aus. Eishockey ist ein Sport, in dem viele Tore fallen. Nur nicht bei den Eisbären. Nur neun Tore erzielten unsere Jungs in den letzten acht Spielen. Wer keine Tore schießt, kann keine Punkte holen und demnach auch keine Spiele in dieser Liga gewinnen.
Aber wie will man auch Tore schießen und Spiele gewinnen, wenn man als Mannschaft überhaupt nicht mehr zusammen spielt? In den letzten Wochen bekommt man immer mehr den Eindruck, als ob diese Mannschaft – mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen – nur noch für sich einzeln spielt. Jeder versucht es mit Einzelaktionen, gegen Ende der Spiele versucht man es dann mit blindem Aktionismus oder aber mit der Brechstange. Wenn Kapitän André Rankel davon spricht, man will einfach zu viel und man möge doch viel lieber einfacher spielen, fragt sich so mancher Fan: „Noch einfacher?“. Wie oft sieht man einen verzweifelten Spielaufbau der Eisbären, in dem man die Scheibe einfach nur tief spielt und zum Wechseln fährt, da keine Anspielstation vorhanden ist. Viel mehr sollten die Jungs mal wieder anfangen, zusammen zu spielen und zu kämpfen. Um in den letzten 15 Hauptrundenspielen wenigstens irgendwie noch die Pre-Play-Offs zu sichern. Dass man da dann zwar nicht weit kommen wird, ist eh allen klar, aber sie sollen die Saison wenigstens anständig zu Ende spielen. Was danach passieren MUSS, ist allen Fans klar. Es muss der große Umbruch her. Und zwar auf einigen Stellen und dabei rede ich nicht nur von Spielerwechseln. Denn bei den Eisbären läuft so einiges schief und zwar auf allen Ebenen.
Dass es mit dem Spielerpersonal nicht weitergehen kann, zeigt diese Saison – aber auch die letzten Saisons – mehr als deutlich. Als einziger Spieler liefert Goalie Petri Vehanen in jedem Spiel mehr als seine Normalform ab. Ohne ihn hätten die Eisbären so manchen Punkt weniger. Was der Junge da manchmal weg fängt, ist schon der helle Wahnsinn. Und gleichzeitig ist Vehanen doch die ärmste Sau, denn er kann noch so gut spielen, seine Vorderleute bringen einfach nicht ihre Form und so bringen seine Paraden nicht immer Punkte.
Weil von den sogenannten Leistungsträgern einfach kaum etwas kommt. Fast jeder Spieler hängt seiner eigentlichen Form meilenweit hinterher. Ein Barry Tallackson hat z.B. ganze zwei Tore erzielt und sieben Vorlagen gegeben. Ein Spencer Machacek hat nur zwei Tore (4 Tore/7 Assist) mehr auf dem Konto. Julian Talbot, einst auch ein gefürchteter Angreifer, kommt auch nur auf ganze zwölf Scorerpunkte (4/8). Von Neuzugang Kyle Wilson hatte man sich mehr erhofft als seine bisherigen acht Tore und sieben Vorlagen. Bruno Gervais enttäuscht ebenso (4/3) Oder aber was ist mit André Rankel (9/5), Florian Busch (1/7), Jens Baxmann (1/4), Constantin (1/6) und Laurin Braun (0/6)?
Einige Spieler, von denen man sich wesentlich mehr erhofft hatte, sind teilweise komplette Total-Ausfälle. Bezeichnend sicherlich das Köln-Spiel vom Freitag, als Buschi drei, vier Hochkaräter leichtfertig versiebte.
Uwe Krupp hat sicherlich recht damit, wenn er sagt, er müsse mit dem Personal arbeiten, was er zur Verfügung hat. Und die Ausfälle von Hördler, Müller, Noebels und Olver machen die Sache sicherlich nicht einfacher. Und er meinte ja auch vor der Saison, er findet den Kader nicht tief genug besetzt, um genau solche Ausfälle zu kompensieren. Und doch muss man sich auch beim Coach fragen, ob er die Spieler überhaupt noch erreicht? Denn dass die Spieler ihrer Form meilenweit hinterher hinken, ist die eine Sache. Dass man aber auch überhaupt kein Spielsystem erkennt, ist die andere Sache. Und dafür ist der Coaching-Staff zuständig. Nur was Uwe Krupp und Marian Bazany spielen lassen wollen, weiß keiner so recht, weil man es am Spiel der Eisbären nicht sieht. Kopflos anrennen, die Scheibe tief spielen und anschließend zum Wechseln fahren, kann es ja nicht sein. Und in so einer Krise ist neben den Spielern auch das Trainerteam gefragt. Aber genau wie bei den Spielern, wo jeder für sich kämpft, habe ich auch beim Trainerstab nicht die Hoffnung auf baldige Besserung.
Wie soll es in Zukunft auch besser werden, wenn man nach offensichtlich schlechten Spielen immer wieder die selbe Leier hört, man hätte gut gespielt, man habe gute Ansätze gezeigt und es habe nur an Kleinigkeiten gefehlt? Offensichtlich haben Spieler und Verantwortliche ein Wahrnehmungsproblem. Denn dass die zuletzt gezeigten Leistungen teilweise an Peinlichkeit nicht zu überbieten waren, hat wohl jeder gesehen. Und die Reaktion der Fans – vor allem beim Heimspiel gegen Krefeld – sollte den Spielern und Offiziellen auch nicht entgangen sein. Nimmt man nur mal die letzten beiden Heimspiele gegen Augsburg und Köln. Da hat man 20 Minuten stark gekämpft, hinten versucht, so wenig wie möglich zuzulassen und sich vorne durchaus gute Chancen erarbeitet. Nur was dann ab Drittel Zwei kam, war unerklärlich. Denn auf einmal war es wieder eine komplett andere Eisbären-Mannschaft. Konstanz heißt das Zauberwort und diese legen unsere Jungs wenn überhaupt nur bei Niederlagen an den Tag.
Die Eisbären haben in der diesjährigen Hauptrunde noch 15 Spiele zu absolvieren. Und es ist kein Geheimnis, dass alle 15 Spiele zu Endspielen im Kampf um die Pre-Play-Offs werden. Nur machen die zuletzt gezeigten Leistungen wenig Hoffnung auf ein Happy End am Ende der Hauptrunde in Form von Pre-Play-Offs. Eher muss man befürchten, dass der Sturz aus den Top-10-Rängen bald bevorsteht. Und dass mit Bremerhaven ein Neuling nur zwei Punkte hinter Berlin lauert, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Und gegen den DEL-Neuling geht es am kommenden Sonntag auch. Die Eisbären müssen nämlich am nächsten DEL-Wochenende gleich zweimal auswärts antreten – in Straubing und Bremerhaven. Bei den aktuell beiden Verfolgern – Straubing ist Zehnter, Bremerhaven Neunter. Die große Chance, die Beiden auf Abstand zu halten. Aber die Realität wird wohl eher so aussehen, dass beide noch näher heranrücken bzw. im Fall von Bremerhaven vorbeiziehen werden. Wenn das bis dahin nicht sogar schon passiert ist.
Und die beiden Spiele danach haben es auch in sich, geht es doch in zwei Wochen gleich zweimal gegen Mannheim – zu Hause und auswärts (Sonderzugspiel).
Diese nächsten beiden Wochen kann man getrost als „Wochen der Wahrheit“ bezeichnen. Schließen die Eisbären diese vier Spiele erfolgreich ab, so darf man sich wohl auf Pre-Play-Offs am Ende der Saison einstellen. Verliert man diese jedoch, dann werden die Pre-Play-Offs immer unwahrscheinlicher. Aber bevor man sich eigentlich um Siege und Punkte Gedanken macht, sollte man viel mehr die Frage stellen, wie man ohne Tore gewinnen will. Denn zu allererst müssen unsere Jungs nämlich den Killerinstinkt vor dem Tor wiederfinden. Und dass sie das schaffen, daran habe ich berechtigte Zweifel.