1:2 n.V. gegen Straubing: Die Eisbären quälen ihre Fans

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125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svg125px-Straubing_tigers_logoAlle Eisbären-Fans, die heute Abend nicht den Weg in die Arena am Ostbahnhof angetreten haben, hatten die richtige Entscheidung getroffen. Die 10.077 Fans, die sich auf den Weg in die Mercedes-Benz Arena gemacht haben, lasst Euch gesagt sein. Ich habe genauso gelitten wie ihr und bin mächtig frustriert nach Hause gegangen. Wie viele von Euch wahrscheinlich auch. Was war passiert? Die Eisbären Berlin haben am Mittwochabend das DEL-Spiel gegen die Straubing Tigers mit 1:2 n.V. (0:1,1:0,0:0/0:1) verloren. Nun werden viele von Euch sagen, Niederlagen gehören zum Sport dazu, was auch stimmt. Aber was auch bei Niederlagen stimmen muss, ist die eigene Leistung und die hat bei den Hausherren heute überhaupt nicht gestimmt. Und so baute man mal wieder ein sich in der Krise befindendes Team (sechs Niederlagen in Folge) auf. Nicht zum ersten Mal baute man Straubing in dieser Saison auf, auch beim 2:5 in Niederbayern gewannen die Tigers gegen die Eisbären erstmals nach einer Niederlagenserie wieder ein Ligaspiel. Man gibt halt gerne den Aufbaugegner.

Nach zwei Siegen in Folge und 8:0-Toren sollte man meinen, die Mannschaft hätte Selbstvertrauen getankt und würde nur allzu gerne den dritten Sieg in Folge einfahren. Zumal es gegen ein Gegner ging, der nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzte. Aber es sollte anders kommen. Es wurde so ein typisches „Dienstagspiel“ an einem Mittwochabend. Mit Eishockey hatte das jedenfalls überhaupt nichts zu tun.

Gegen Düsseldorf und Ingolstadt waren den Eisbären Tore in der ersten Minute geglückt, heute kamen sie überhaupt nicht ins Spiel. Straubing überraschte die Eisbären mit einer offensiven Spielweise, die Niederbayern dominierten das erste Drittel, waren die aktivere Mannschaft, setzten die Eisbären immer wieder unter Druck und hatten auch gute Chancen. Einzig Petri Vehanen zeigte hier Normalform und verhinderte mehrfach ein Gegentor. Die Eisbären brauchten sechs Minuten (!) bis zur ersten Torchance. Jedoch war in der Offensive von den Hausherren in den ersten 20 Minuten nicht viel zu sehen. Lediglich mit Einzelaktionen konnte man für zaghafte Gefahr sorgen, so wie Nick Petersen, der es immer wieder mal alleine versuchte.
Straubing brauchte bis zur 16. Spielminute, ehe die verdiente Führung da war. Derek Whitmore war im Powerplay erfolgreich – 0:1. Was zugleich der Pausenstand war.

Ins zweite Drittel starteten die Eisbären etwas mutiger und zeigten sich gleich einmal in der Offensive. Und so sorgte man auch für den schnellen Ausgleich, der nicht unbedingt erwartet worden war. Barry Tallackson spielte Kapitän André Rankel im Slot an, der passte die Scheibe weiter zu Kyle Wilson, welcher das leere Tor vor sich hatte und nur noch den Schläger hinhalten musste – 1:1 (24.).
Das Tor muss doch nun der Wendepunkt sein, nun werden die Eisbären so richtig aufdrehen und den von allen erwarteten Sieg einfahren. Dachte wahrscheinlich die meisten der 10.077 Zuschauer. Doch nichts war es, fortan entwickelte sich ein weiterhin sehr langweiliges und ereignisarmes Eishockeyspiel. Es ging zwar meist hin und her und beide Mannschaften suchten auch immer wieder den Abschluss. Aber da war jetzt keine Chance bei, wo man sagen würde, „wow, das war richtig knapp“. So ging es mit einem 1:1 in die zweite Drittelpause.

Das letzte Drittel bot dann weiterhin Eishockey-Magerkost. Beide Mannschaften mit zu vielen Fehlern im Spielaufbau, mit zu vielen ungenauen Pässen, gute Chancen wurden auch recht selten heraus gespielt. Bei Straubing hatte man jedoch irgendwie immer das Gefühl, als ob sie hier wenigstens kämpfen würden und so etwas wie einen Plan hatten. Aber was war mit unseren Jungs los? Die schlitterten eher lustlos über das Eis, kreierten kaum eine gelungene Chance, präsentierten sich in Überzahl mal wieder äußerst harmlos durch sinnloses hin und her passen. Dass diese Mannschaft einen Gameplan von Uwe Krupp mit auf den Weg bekommen hatte, sah man jedenfalls nicht. Das war ideenlos, was da kam.
Kurz vor Schluss hätte man das Spiel dann doch noch für sich entscheiden können. Doch Spencer Machacek bekam die Scheibe vor dem halbleeren Tor nicht unter Kontrolle und so konnte er diese Riesenchance nicht nutzen. Machacek, ein gestandener DEL-Profi, der doch in der Lage sein sollte, den Puck unter Kontrolle zu bekommen. Wäre das einem Youngster wie Adam, Jahnke oder Hessler passiert, hätte man sicher im ersten Moment auch gemeckert, sich dann aber gesagt, dass es wohl an der Nervosität und der fehlenden Erfahrung lag. Aber von einem Leistungsträger, einem vermeintlichen Leistungsträger, darf man dann aber doch schon erwarten, einen Puck ordentlich anzunehmen.
Somit ging es also in die Verlängerung. Viele Fans werden sich wohl gedacht haben, „nein, bitte nicht auch noch eine Verlängerung“. Mir ging es jedenfalls so.

Aber zum Glück dauerte die Overtime nur 23 Sekunden. Nach Bully im Drittel der Tigers kam Dylan Yeo an die Scheibe und marschierte los Richtung Petri Vehanen. Die Eisbären gaben ihm nur Begleitschutz und so konnte Yeo die Scheibe im Berliner Tor versenken und damit die Niederlagenserie der Tigers beenden – 1:2 (61.). Das grausame Spiel hatte also endlich ein Ende.

Ein Spiel, welches viele Fragen aufwirft? Warum schaffen es die Eisbären Berlin in dieser Saison einfach nicht konstante Leistungen zu zeigen? Warum gelingt es dem Team nicht, mal eine Siegesserie von mehreren Spielen zu starten? Warum hat man immer wieder das Gefühl, dass Team spielt ohne Gameplan? Warum bringt man in Überzahl nicht mehr Scheiben auf das Tor, warum passt man sich den Puck stattdessen lieber immer hin und her? Wann stellt man endlich diese unnötigen Scheibenverluste ab? Wann lernt man endlich, einen Puck richtig anzunehmen? Wann fangen die Leistungsträger endlich an, ihre Leistung zu bringen? Man könnte das jetzt beliebig fortsetzen. Aber ich denke, es ist alles gesagt. Im Team der Eisbären hapert es gewaltig. Man gibt sich zu schnell zufrieden nach Erfolgserlebnissen, nimmt aus meiner Sicht die Gegner nicht wirklich ernst – jedenfalls die vermeintlich kleinen Mannschaften. Es gibt nur wenige, die aktuell ihre Leistung bringen. So wie heute Petri Vehanen, der als einziger Spieler Normalform hatte. Nick Petersen, der mit seinen Solo-Aktionen immer für Gefahr sorgen kann, war mit Abstrichen auch ganz gut. Aber einige Spieler hinken ihrer Normalform meilenweit hinterher.
Hatte ich nach den beiden Siegen vom Wochenende noch davon gesprochen, dass man auf die gezeigten Leistungen aufbauen kann und dass man mit den Eisbären wieder rechnen muss, wenn man die Fehler abstellt, so muss ich heute genau in die andere Richtung denken. Denn mit der heute gezeigten „Leistung“ (war ja irgendwie keine…) wird man in den nächsten Wochen und Monaten keine Punkte sammeln. Wenn es so weiter geht, wird die Saison nach der Hauptrunde beendet sein. Es muss sich einiges in Berlin ändern. Und das nicht erst seit dieser Saison. Aber so lange man an den Leistungsträgern von früher weiterhin fest hält, kann keine Besserung eintreten.

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Ein Kommentar

  1. Du hast den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen. 100%-ig zutreffend zusammengefasst. Danke.

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