2:4 nach 2:0: Eisbären sind vor den Playoffs völlig von der Rolle

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Die Eisbären Berlin haben ihr vorletztes Heimspiel in der diesjährigen DEL-Hauptrunde verloren. Am Mittwochabend unterlagen sie vor 10.622 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof dem Tabellenletzten Schwenninger Wild Wings mit 2:4 (2:0, 0:1, 0:3) und mussten somit einen herben Rückschlag im Kampf um das Heimrecht im Viertelfinale einstecken. Zwar hat man noch drei Punkte Vorsprung auf den Fünften Nürnberg, aber genau auf dieses Team trifft man am Freitagabend und angesichts der gestern gezeigten Leistung muss man fast schon mit dem Schlimmsten rechnen.

Bei den Eisbären fehlten Bruno Gervais, Laurin Braun, Petr Pohl, Marvin Cüpper, Kai Wissmann und Vladislav Filin. Dafür kehrte Shuhei Kuji in den Kader zurück und Kevin Nastiuk hütete das Tor.

Foto: eisbaerlin.de/walker

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Die Eisbären starteten furios ins Spiel und setzten Schwenningen sofort unter Druck. Die Mannschaft wollte früh für das erste Tor sorgen und das gelang ihr auch. Keine drei Minuten waren gespielt, als Darin Olver den Puck zu Barry Tallackson in den Slot spielte, wo dieser Joey MacDonald austanzte und zum 1:0 traf.
Die Eisbären auch danach sehr druckvoll und mit offensivem Eishockey, sie erspielten sich gute Chancen, konnten diese aber zunächst nicht nutzen. In den letzten zehn Minuten nahm das Tempo der Berliner immer mehr ab und das Spielgeschehen spielte sich zunehmends in der neutralen Zone ab.
In der Defensive leisteten sich die Berliner im ersten Drittel einige Wackler und luden die Gäste so zu Chancen ein, welche sie aber nicht nutzen konnten. Eine Chance nutzen konnten dann aber die Hausherren in Minute 15, als Henry Haase den Puck in den Slot passte, wo André Rankel lauerte und nur noch die Kelle hinhalten musste – 2:0 (15.).
Bei diesem Spielstand blieb es nach 20 Minuten, angesichts des Sturmlaufs der Eisbären in den ersten zehn Minuten wären mehr Tore der Berliner möglich gewesen. Da man aber Schwenningen auch zu Chancen einlud, konnte man sich glücklich schätzen, überhaupt einen 2-Tore-Vorsprung mit in die erste Drittelpause zu nehmen.

Im Mitteldrittel zeigten sich die Eisbären bemüht, auch weiterhin nach vorne zu spielen. Aber dabei blieb es auch.

Foto: eisbaerlin.de/walker

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Sie rannten immer wieder an und wurden vom Abwehrbollwerk der Gäste abgeblockt. Die Wild Wings spielten das defensiv sehr gut im Mitteldrittel, ließen die Eisbären mehrfach verzweifeln. Die Berliner kamen zwar auch zu Abschlüssen, aber diese waren entweder nicht so gefährlich oder aber eine sichere Beute von Joey MacDonald. Die Eisbären versuchten zu oft mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, was nicht wirklich erfolgreich war. Sie spielten es einfach zu kompliziert, aber das war man ja aus den vergangenen Wochen bereits gewohnt.
Und was machte man in der eigenen Defensive? Da ließ man es sehr, sehr locker angehen. Leistete meistens Begleitschutz für den puck-führenden Schwenninger Spieler statt diesen einfach mal anzugreifen und den Puck abzujagen. Man lud die Gäste förmlich zu Chancen ein und relativ früh im Mitteldrittel gelang den Wild Wings auch der Anschlusstreffer. Schwenningen mit zwei Mann mehr auf dem Eis, durch Matt Pelech kam die Scheibe Richtung Tor und von da an wurde es unübersichtlich. Kevin Nastiuk muss wohl mit dem Puck über die Torlinie gerutscht sein und so entschieden die beiden Hauptschiedsrichter nach Ansicht des Videobeweises auf Tor für Schwenningen – 2:1 (26.). Mit diesem Spielstand ging es letztendlich in die zweite Drittelpause.

Foto: eisbaerlin.de/walker

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Ins letzte Drittel starteten die Hausherren wieder sehr druckvoll und mit viel Zug zum Tor. Man wollte hier schnellstmöglich das dritte Tor nachlegen, doch zumeist spielte man es einfach zu kompliziert, spielte sich die Scheibe lieber hin und her und suchte nicht einfach mal aus allen Lagen die Schussgelegenheit. Wenn man dann doch mal auf das Tor schoss, waren diese Schüsse eher harmlos für MacDonald. Die Eisbären gaben satte 20 Schüsse im Schlussdrittel ab, aber die meisten davon waren nicht wirklich hochkarätig und somit keine Gefahr für Schwenningen. Die Gäste verteidigten mit allen Mitteln, wollten ihr Tor unbedingt sauber halten, was ihnen auch gelang. Und so wirklich viel investieren musste Schwenningen dafür nicht einmal, denn die Eisbären wirkten irgendwie ideenlos in ihren Angriffen. Sie brachten die Scheibe ins Drittel und dann kamen sie ins grübeln, was sie damit denn nun anstellen könnten. Und schon war wieder ein Schwenninger Spieler in der Nähe und der Angriff war nicht mehr gefährlich.
Die Gäste spielten das im letzten Drittel wesentlich abgezockter. Sie machten nicht viel nach vorne, lauerten eher auf Konter. Und als die Wild Wings in Überzahl waren, schlug Will Acton zu – 2:2 (48.).
Fortan ging es hin und her, wobei man Schwenningen mehr an sah, hier das Spiel gewinnen zu wollen. Die Eisbären waren weiter von der Rolle, versuchten zwar nach vorne etwas zu machen, blieben aber weiterhin meistens hängen, während man Schwenningen hinten munter zu Chancen einlud.
Eineinhalb Minuten vor Ende des Spiels dann der richtige Dämpfer für die Eisbären. Yan Stastny im zweiten Versuch mit dem 2:3 (59.).
Eisbären-Coach Uwe Krupp reagierte natürlich prompt, nahm eine Auszeit und auch Goalie Kevin Nastiuk vom Eis. Aber Damien Fleury blockte einen Schuss von Milan Jurcina und versenkte die Scheibe aus dem eigenen Drittel heraus im Berliner Tor zum 2:4 (60.).
Die Partie war gelaufen und nach Spielende gab es ein gellendes Pfeifkonzert für die Eisbären von den eigenen Fans. Deren Unmut war deutlich zu hören.

Ausgerechnet vor den Playoffs sind die Eisbären von der Rolle. Ja, sie kamen gut ins Spiel und führten verdient mit 2:0 und ja, sie spielten auch danach nach vorne und schossen insgesamt 60-mal auf das Tor der Gäste. Nur wie viele Chancen davon waren Hochkaräter? Wie oft rannte man einfach planlos an und fing erst im Angriffsdrittel an, zu überlegen, was ich denn jetzt machen könnte? Wie oft ließ man Schwenningen im eigenen Drittel gewähren ohne sie mal zu stören? Immer wieder lud man Schwenningen zu Chancen ein. Wie oft klappten die Zuspiele heute nicht oder wie oft ließ man den Puck verspringen? Es hatte fast den Anschein, als dachten sich die Spieler nach dem 2:0, dass das hier schon locker so weiter gehen wird gegen den Tabellenletzten. Mit 100 Prozent spielten unsere Jungs heute nicht, man dachte wohl, man schlägt Schwenningen im vorbeigehen. Und so brachte man die Gäste wieder zurück in diese Partie und ließ sie am Ende sogar gewinnen, obwohl Schwenningen jetzt auch nicht mega stark gespielt hätte. Nein, aber sie standen hinten sicher und versuchten die Eisbären immer wieder zu stören und vorne provozierten sie die Fehler der Eisbären und schossen die Tore immer im richtigen Zeitpunkt.
Die Eisbären haben jetzt noch genau zwei Spiele Zeit, sich das Heimrecht im Viertelfinale zu sichern (will man das überhaupt? Sah gestern nicht so aus) und Selbstvertrauen für die Playoffs zu tanken. Aktuell ist die Mannschaft nicht in Playoff-Form und so wird man in den Playoffs schnell ausscheiden. Nach der Leistung gestern muss man Angst vor den Playoffs haben. Und das gellende Pfeifkonzert zum Schluss sollte die Mannschaft nachdenklich gestimmt haben. Denn man kann immer verlieren, wenn der Einsatz stimmt. Aber wenn man so wie gestern spielt und teilweise arrogant auftritt, braucht man sich über den Gegenwind der Fans nicht zu wundern. Aufwachen Eisbären!!!

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Ein Kommentar

  1. Kommentator/in

    Guter Kommentar,
    Da stimme ich vollund ganz zu! Neben dem absoluten Einsatz und Siegeswillen haben auch die Leidenschaft gefehlt. Ausserdem sollte schnell am Powerplay der Eisbären gearbeitet werden, seit Wochen ist die Quote so schlecht wie selten zuvor. Wir haben doch technisch versierte Spieler, warum klappen die Abläufe nicht und warum fehlt die Präzision im Abspiel und im Abschluss?
    Aber im Eishockey kann sich so ein Zustand schnell ändern, ein Glück und so können wir auf gute Play Offs hoffen!
    Auf gehts Eisbären, kämpfen und siegen

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