Platz Neun und Aus in den Pre-Play-Offs: Die Eisbären Berlin mit einer erneut schlechten Saison

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125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svgDie Hoffnung auf eine bessere Saison war groß gewesen in der Hauptstadt. Die Eisbären Berlin hatten die DEL-Saison 2013/2014 als Achter der Hauptrunde abgeschlossen und waren in den anschließenden Pre-Play-Offs in drei Spielen gegen den späteren Meister Ingolstadt ausgeschieden. Als „Betriebsunfall“ hatte man die letzte Saison noch bezeichnet, weshalb man bei den Verantwortlichen der Eisbären keinen großen Handlungsbedarf während der Sommerpause sah. Schließlich hatte ein Großteil der Spieler zuvor drei Meisterschaften in Folge errungen. Man vertraute auf die Stärken der Meisterspieler und darauf, dass sie diese nach der verkorksten Saison wieder abrufen würden.

Im Kader gab es nur zwei gravierende Abgänge mit Torhüter Rob Zepp und Verteidiger Shawn Lalonde. Für Zepp verstärkten sich die Berliner mit dem Torhüter-Duo Petri Vehanen/Mathias Niederberger, was definitiv kein schlechter Griff sein sollte. In der Verteidigung besserte Manager Peter John Lee dagegen nicht nach und holte statt dessen lieber mit Petr Pohl einen neuen Angreifer, welcher sich am Ende als echter Glücksfall heraus stellen sollte. Während der Saison holte man dann mit Antti Miettinen und Marcel Noebels zwei weitere Stürmer, welche ihr Können angedeutet haben, jedoch nicht komplett überzeugen konnten

Der von vielen Experten und auch einigen Fans erwartete Umbruch blieb also abermals aus in der Hauptstadt. Weil man jene Saison 2013/2014 nur als „Betriebsunfall“ ansah und die Augen davor verschloss, dass man bereits in den Jahren zuvor deutliche Probleme hatte. Aber da man am Ende der drei Saisons davor die Meisterschaft gewann, sah man sich in Berlin anscheinend nicht zum Handeln gezwungen. Was sich im Nachhinein als falsch heraus stellen sollte. Auch an Trainer Jeff Tomlinson hielt man fest.

So sprach man vor der Saison von der direkten Play-Off-Qualifikation als Saisonziel, welches man zwischenzeitlich auf die Top-4 veränderte. Stefan Ustorf, seines Zeichen Sportlicher Leiter der Eisbären, sprach sogar vor der Saison von der Meisterschaft. Alle Ziele wurden deutlich verfehlt. Am Ende der Hauptrunde fand man sich nur auf Platz Neun wieder und damit einen Platz schlechter als in der Vorsaison. Das Saisonende war dann dasselbe wie im Vorjahr. In Spiel Drei der Pre-Play-Offs nach Verlängerung endete die Saison der Eisbären Berlin.

Eine Saison, die eigentlich nicht unbedingt schlecht begann. Man verlor zwar zum Saisonauftakt in Augsburg mit 1:4, gewann danach aber drei Spiele in Folge und zeigte sich dabei vor allem in der Offensive als sehr hungrig (5:1 vs. Straubing / 7:3 vs. Hamburg / 5:2 in Iserlohn).
Doch die Eisbären hatten in der Hauptrunde ein großes Problem – die Konstanz. Selten gelang mal eine Siegesserie, welche länger als drei Spiele andauerte. Lediglich im Dezember gelangen den Berliner mal sieben Siege in Folge. Aber es konnte ja auch keine Siegesserie zu Stande kommen, weil die Mannschaft zu Hause und Auswärts zu oft unterschiedliche Leistungen zeigte. Während der Hauptrunde wurde man Auswärts immer mehr zum Punktelieferanten der Deutschen Eishockey Liga (DEL). 18 Heimsiegen und acht Niederlagen stehen nur acht Siege und 18 Niederlagen auf fremden Eis gegenüber. Mit ein Problem für das Verpassen der direkten Play-Off-Qualifikation. Aber bei Weitem nicht der einzige Grund dafür.

Siege und Niederlagen wechselten sich in den ersten Monaten weiter ab und so kamen die Eisbären in der Tabelle nicht wirklich weiter nach oben. Mitte Dezember – nach drei Siegen in Folge – zog man dann in der Hauptstadt die Reißleine und entließ Chefcoach Jeff Tomlinson. Ein Szenario, welches es in Berlin letztmals in der Saison 2001/2002 gab, als im Januar ein gewisser Pierre Pagé für Uli Egen das Traineramt bei den Eisbären übernahm. In dieser Saison war es Uwe Krupp gewesen, ehemaliger Bundestrainer und Trainer der Kölner Haie, welcher die Eisbären nun noch in die Play-Offs führen sollte. Bei seiner Vorstellung sagte man, wenn es unter Uwe Krupp nicht für die Play-Offs reichen sollte, dann wüsste man, woran es am Ende gelegen hat. Also sollte man in der Hauptstadt nun wissen, dass es an den Spielern selbst lag und nicht an den beiden Trainern Jeff Tomlinson und Uwe Krupp.

Nach dem Trainerwechsel schien der „Krupp-Effekt“ zu wirken. Die Mannschaft wirkte in den ersten Spielen wie ausgewechselt und zeigte endlich wieder das so lang vermisste und gefürchtete Eisbären-Eishockey. Die ersten vier Spiele unter Uwe Krupp wurden in beeindruckender Manier gewonnen. Auch die O2 World wurde auf einmal wieder zu einer richtigen Festung. Die ersten sieben Heimspiele unter Uwe Krupp wurden gewonnen. Die direkte Play-Off-Qualifikation, ja sogar Platz Vier, schien nun wieder im Bereich des Möglichen zu sein.
Doch der „Krupp-Effekt“ ging aber auch genauso schnell wieder wie er kam. Weiterhin wechselten sich die guten Leistungen auf eigenem Eis mit den schlechten Leistungen auf fremden Eis ab. Dadurch rutschte Platz Vier und später auch Platz Sechs immer mehr aus dem Blickfeld der Berliner, welche zwischenzeitlich sogar wieder um die Pre-Play-Off-Teilnahme zittern mussten.

Denn kurz vor der zweiten Länderspielpause im Februar steckten die Eisbären in ihrer ersten richtigen Krise unter Uwe Krupp. Man verlor vier Spiele in Folge. Nach der Länderspielpause wollte man dann zur Aufholjagd ansetzen und kam auch mit zwei Heimsiegen in Serie gut zurück. Doch die Auswärtsschwäche der Eisbären machten ihnen am Ende einen Strich durch die Play-Off-Rechnung. Platz Sechs und die direkte Play-Off-Qualifikation wurden verspielt, am letzten Hauptrunden-Wochenende platzte dann auch noch der Traum vom Heimrecht in den Pre-Play-Offs. Ein Tor hatte am Ende dafür gefehlt.

Nur eigentlich hätte man dieses eine Tor gar nicht mehr gebraucht. Denn während der Hauptrunde hatte man so viele Punkte leichtfertig liegen gelassen. Die Auswärtsschwäche war da nur ein Fakt für gewesen. Ein anderer war der gewesen, dass man einfach zu selten über 60 Minuten konzentriert zu Werke ging. Mal wurden nur wenige Minuten, mal nur ein Drittel und mal nur zwei Drittel gutes Eishockey gespielt. Was zu wenig für diese so ausgeglichene Liga ist. Durch diese und auch andere Kleinigkeiten hat man am Ende eine bessere Platzierung und damit auch die Play-Offs verspielt.

In den Pre-Play-Offs hätte man zwar am Ende den Bock noch einmal umstoßen können, doch letztendlich hätte man den Viertelfinal-Einzug auch nicht verdient gehabt. Man war am Sonntag im dritten Spiel nach einem 0:2-Rückstand furios zurück ins Spiel gekommen und war beim Stand von 2:2 sehr nah am dritten Tor und damit dem Viertelfinal-Einzug dran. Doch man vergab sowohl am Ende der regulären Spielzeit als auch zu Beginn der Verlängerung beste Chancen. Zwei berechtigte Strafzeiten sorgten dann letztendlich für die Entscheidung in dieser Partie und das erneut frühe Saisonende des DEL-Rekordmeisters.

Dessen Ära damit endgültig vorbei ist. Zwei Jahre in Folge haben die Eisbären Berlin nun die Play-Offs verpasst. Den eigenen Ansprüchen ist man damit erneut nicht gerecht geworden. Und was nun zwingend erfolgen muss, ist der große Umbruch im Kader. Egal, ob noch viele Spieler einen Vertrag für die kommende Spielzeit haben oder nicht. Viele Spieler sind nach den vielen gewonnen Meisterschaften einfach satt, konnten in den letzten beiden Jahren nicht mehr an ihre besten Leistungen anknüpfen.
Ein Jimmy Sharrow zeigt schon lange nicht mehr seine besten Leistungen und kam in der abgelaufenen Saison nur auf vier Tore und zehn Vorlagen. Zu wenig für einen Spieler seines Kalibers. Oder ein Casey Borer, der erst nach dem Trainerwechsel wieder so richtig aufblühte und zeigen konnte, was er wirklich kann. Doch am Ende sind fünf Tore und neun Vorlagen auch nicht das, was man sich von einem Casey Borer in Berlin erwartet hat. 
Florian Busch (7/14) und Mark Bell (5/6) spielten verletzungsbedingt zwar nicht alle Spiele mit, doch auch deren Leistungen waren über den gesamten Saisonverlauf gesehen eher bescheiden. Was sicherlich auch noch auf andere Spieler zutrifft, aber die hier genannten sind schon spezielle Fälle, da man von denen einfach mehr erwaten kann und muss.

Aber sicherlich war auch nicht alles schlecht gewesen in dieser Saison. Mit den Neuzugängen z.B. hat Peter John Lee durchaus mal wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Torhüter Petri Vehanen zeigte mehrfach seine Klasse und gewann den Eisbären so manches Spiel. Rund 92 Prozent Fangquote und vier Shutouts lassen sich sehen. Auch sein Back-up Mathias Niederberger deutete sein Können an, kam am Ende auf rund 91 Prozent Fangquote und feierte einen Shutout.
Doch der Top-Transfer war sicherlich Petr Pohl, welcher am Ende auch Top-Scorer der Eisbären wurde. Er erzielte 21 Tore und bereitete 25 weitere Treffer vor. Pohl ist definitiv ein Lichtblick in der sonst sehr grauen Eisbären-Saison.
Während der Saison kamen dann auch noch Antti Miettinen und Marcel Noebels hinzu, welche ebenfalls andeuteten, was sie leisten und wie wichtig sie für die Mannschaft sein können. Allerdings schwankten bei beiden Spielern die Leistungen auch zu sehr. Mal spielten sie gut, dann wieder eher schlecht, Es fehlte Beiden an der nötigen Konstanz.
Und trotz der schlechten Saison der Hauptstädter stellten die Eisbären am Ende den „Verteidiger des Jahres“. Frank Hördler spielte eine absolut starke Saison, erzielte starke zwölf Tore in der Hauptrunde und bereitete 25 weitere Treffer vor. Eine Wahnsinns-Saison des deutschen Nationalspielers.

Es gab sie also doch, die kleinen Lichtblicke in der Saison der Eisbären Berlin. Doch insgesamt gesehen kann man mit dieser und auch der letzten Saison nicht zufrieden sein. Es liegt nun an den Verantwortlichen der Eisbären, ihre Schlüsse aus den letzten beiden schlechten Jahren zu ziehen. Und den Umbruch einzuleiten. Die nächsten Jahre ohne Titel wird man ihnen in Berlin, wo die Erwartungshaltung nach sieben Meisterschaften dementsprechend groß ist, schon verzeihen. Aber auch nur dann, wenn man eine Entwicklung im Team sieht. Uwe Krupp weiß, wie man Mannschaften aufbaut, welche am Ende erfolgreich sein können. Er hat es bei der Nationalmannschaft gezeigt aber auch bei den Kölner Haien, wenn gleich ihm der große Wurf nicht gelungen ist.
In Berlin sollte man auf die Fähigkeiten eines Uwe Krupp vertrauen, er weiß was er tut und er ist der richtiger Trainer für die Eisbären. Die Verantwortlichen (Lee, Ustorf) müssen nun zusammen mit Krupp eine Mannschaft aufbauen, die in den nächsten Jahren wieder um die Meisterschaft mitspielen kann. Man hat bereits gute Spieler im Kader (Vehanen, Niederberger, Pohl, Noebels, Hördler, Rankel u.a.) und verfügt zudem auch wieder über gute junge Spieler (Trivellato, Ziegler, J. Müller, J. Schlenker, u.a.), die die neue „2005er-Generation“ werden könnten.

Die Eisbären Berlin könnten bald wieder Erfolge feiern und das deutsche Eishockey mit dominieren. Nur muss man sich jetzt für den großen Umbruch entscheiden und darf ihn nicht länger vor sich hin schieben. Die Zeit ist reif, um in Berlin endlich zu handeln. Nur wenn Lee, Ustorf und Krupp im Sommer den Umbruch wagen, könnten wir in wenigen Jahren wieder Meisterschaften in Berlin feiern. Ändert sich wieder nichts bzw. nicht viel im Kader der Eisbären, werden wir in den nächsten Jahren weiterhin nur Eisbären sehen, welche im Mittelmaß der Liga versinken werden. Traut Euch Peter John Lee, Stefan Ustorf und Uwe Krupp. Die Zeit ist reif. Wenn nicht jetzt, wann dann?

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Ein Kommentar

  1. Kommentator/in

    Stellt Felle an Krupp seine Seite das passt bestimmt

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