3:4 n.V. – Eisbären zeigen in diesem Spiel ihre zwei Gesichter

Ausgabe #28:

Die Eisbären Berlin haben das Spitzenspiel des 48. Spieltages in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verloren. Am Sonntagnachmittag unterlagen die Berliner in der ausverkauften O2 World (darunter 700 Krefelder Fans) den Krefeld Pinguinen mit 3:4 (2:0, 0:2, 1:1/ 0:1) n.V. Eine Niederlage, die nicht unbedingt nötig gewesen war. Denn was die Eisbären in den ersten 20 Minuten zeigten, war mit das Beste, was sie in dieser Saison überhaupt gespielt haben. Das erinnerte wieder an das gefürchtete Offensiv-Eishockey der Berliner. Doch ab dem zweiten Drittel hatte man das Gefühl, als ob da eine andere Mannschaft auf einmal auf dem Eis stand. Denn da fühlte man sich wieder an die Leistungen in dieser Saison erinnert. Und die Erinnerung war keinesfalls positiv. Immerhin konnte man sich am Ende noch einen Punkt sichern, doch über den freute sich an diesem Nachmittag kein Eisbären-Fan so richtig.

EHC-Coach Don Jackson musste lediglich auf Verteidiger Dominik Bielke und Stürmer Laurin Braun verzichten. Ansonsten standen ihm alle Spieler zur Verfügung. Im Tor stand erneut Rob Zepp.

Quelle: black corner 2007

Das Spitzenspiel war von der ersten Sekunde an ein solches gewesen. Beide Mannschaften spielten unglaublich intensiv, kämpften um jeden Zentimeter Eis und fuhren jeden Check konsequent zu Ende. Es sah fast schon so aus wie ein Play-Off-Spiel. Beide suchten immer wieder den Weg zum gegnerischen Tor, es entwickelte sich eine hochklassige DEL-Partie.
Die Hausherren zeigten im Auftaktdrittel ihre beste Saisonleistung. Die Eisbären kombinierten sich teilweise wunderschön ins Drittel der Krefelder und setzten die Gäste so immer wieder unter Druck. Gerade als Krefeld das erste Unterzahlspiel schadlos überstanden hatte, klingelte es doch noch im Tor von Scott Langkow. Tyson Mulock hatte den KEV-Goalie überwunden und brachte die Eisbären verdient in Führung – 1:0.
Und die Berliner legten gleich nach, zeigten den Pinguinen gehörig ihre Krallen. Nur zwei Minuten nach dem 1:0 konnte Barry Tallackson in Überzahl auf 2:0 erhöhen (12.).
Die Arena am Ostbahnhof stand nun Kopf, 13 500 Fans waren am feiern. Lediglich die 700 per Sonderzug angereisten Krefelder Fans waren vorerst ruhig.
Die Hauptstädter hatten das Spiel in den letzten Minuten des ersten Drittels im Griff und brachten die 2:0-Führung mit in die Kabine.

Quelle: black corner 2007

Was dort dann aber passierte, wird wohl deren Geheimnis bleiben. Denn die Eisbären kamen wie verwandelt aus der Kabine zurück. Nichts war mehr zu sehen wom gefürchteten Offensiv-Eishockey der ersten 20 Minuten. Keine gelungenen Kombinationen fanden mehr statt. Viel mehr schlichen sich immer mehr Fehler in den Spielaufbau ein. Das Eishockey im ersten Drittel erinnerte an die guten alten Zeiten. Dieses Drittel hier erinnerte jedoch eher an die zuletzt gezeigten Leistungen in dieser Saison. Und da fehlte den Berlinern bekanntlich die Konstanz und noch jede Menge andere Sachen, die ein gutes Eishockeyspiel ausmachen.
Krefeld merkte die Verunsicherung der Berliner Spieler und setzte diese nun gehörig unter Druck. Und dafür sollten sich die Seidenstädter auch belohnen. In der 25. Minute war es Tomas Kurka gewesen, der völlig unbedrängt auf 2:1 verkürzen konnte.
Nach dem Treffer waren die Pinguine obenauf und spürten, dass hier mehr drin ist. Die Eisbären fuhren zwar gelegentlich Entlastungsangriffe, doch diese waren nicht wirklich gefährlich. Selbst eine fünfminütige Überzahl (davon 42 Sekunden sogar doppelte Überzahl) konnten die Eisbären nicht nutzen. Chancen erspielten sie sich in dieser Phase kaum. Krefelds Verteidiger Sinan Akdag hatte nach einem Kniecheck gegen Tyson Mulock eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten.
Eine knappe Minute vor dem Ende des zweiten Drittels gelang Krefeld der verdiente Ausgleich. Eisbären-Verteidiger Jimmy Sharrow mit einem katastrophalen Fehlpass, Francois Methot bedankte sich mit dem Treffer zum 2:2 (39.).
Mit diesem Spielstand ging es in die zweite Drittelpause.

Quelle: black corner 2007

Im Schlussdrittel entwickelte sich dann eine Partie auf Augenhöhe, wobei man sagen muss, dass die Seidenstädter auch im letzten Drittel etwas mehr vom Spiel hatten. Fast folgerichtig gingen die Pinguine erstmals in diesem Spiel in Führung. Adam Courchaine nutzte in der 51. Spielminute ein Powerplay zur 3:2-Führung aus und ließ die 700 KEV-Fans von einem Auswärtssieg träumen.
Diese Träume machte Eisbären-Kapitän André Rankel aber dreieinhalb Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit zunächst kaputt. Er brachte den Puck irgendwie an Scott Langkow vorbei und der Puck trudelte ganz langsam Richtung Torlinie, welche er auch ganz knapp überquert hatte – 3:3 (57.).
Mehr passierte danach nicht mehr, es ging also in die Verlängerung.

In der waren die Hausherren die aktivere Mannschaft, doch den Siegtreffer sollten die Gäste aus Krefeld erzielen. 46 Sekunden vor dem Ende war es ausgerechnet Ex-Eisbär Boris Blank, der zum 4:3 traf und die Krefelder Fans in Ekstase brachte. Die Eisbären hatten Blank aber auch freundlich zu diesem Treffer eingeladen, denn Blank konnte nahezu ungehindert Richtung Rob Zepp laufen und am Ende unbedrängt abschließen. Während die Krefelder Spieler sich vor Freude in den Armen lagen, schlichen die Eisbären mit hängenden Köpfen vom Eis.

Quelle: black corner 2007

Fazit:

Eine Niederlage, die nicht hätte sein müssen. Wenn man über die gesamte Spielzeit so spielt, wie in den ersten 20 Minuten, hat Krefeld kaum eine Chance und fährt als Verlierer nach Hause. Aber ab dem zweiten Drittel war ein Bruch im Spiel der Hausherren und spätestens die ungenutzte fünfminütige Überzahl Mitte des Spiel war der Knackpunkt gewesen. Am Ende musste man fast froh sein, wenigstens einen Punkt hier mit genommen zu haben. Drei Punkte waren aber das erklärte Ziel und nach dem ersten Drittel eigentlich auch möglich gewesen. Doch was danach passierte, scheint nur die Mannschaft zu wissen. Krefeld hat sich den Sieg am Ende auch irgendwie verdient.

Leistung vom Hauptschiedsrichter mit Note:

Hauptschiedsrichter waren die Herren Brüggemann und Brill. Sie waren dem Spitzenspiel nicht wirklich gewachsen. Man hatte fast das Gefühl, als ob die Beiden überfordert waren. In diesem Spiel ging es um sehr viel, daher ging es selbstverständlich auch ordentlich zur Sache auf dem Eis. Viele unsaubere Aktionen auf beiden Seiten blieben einfach ungeahndet. Manche Aktion hatte man davor noch bestraft gehabt. Brüggemann und Haupt ließen eine klare Linie vermissen. Zudem kommt dann noch die Aktion von Sinan Akdag, der Tyson Mulock per Kniecheck zu Fall brachte. Eine Spieldauerdisziplinarstrafe ist da fast noch zu wenig. Eine Matchstrafe wäre angebracht gewesen. Und einen Stockstich eines Krefelders gegen André Rankel kurz nach Ende des ersten Drittels blieb sogar unbestraft. Eine sehr unglückliche Leistung der beiden Hauptschiedsrichter, die jedoch nicht spielentscheidend war. Das muss man auch mal erwähnen. An der Niederlage sind die Berliner selber Schuld. Note 5.

Fanstimmung:

Gänsehaut-Feeling in der O2 World. Was vor allem im ersten Drittel für eine Stimmung herrschte, war unglaublich. Man merkt, dass die Play-Offs bald beginnen. Auch wir Fans bringen uns so langsam in Form. Gestern war es eine gigantische Stimmung in der O2 World. So kann es gerne weiter gehen.

Besten drei Spieler des Spiels:

1. Francois Méthot (Krefeld Pinguine/Stürmer)

2. André Rankel (Eisbären Berlin/Stürmer)

3. Adam Courchaine (Krefeld Pinguine/Stürmer)

Vorschau auf das nächste Heimspiel mit Tipp von mir:

Am kommenden Freitag empfangen die Eisbären Berlin die Hannover Scorpions in der Arena am Ostbahnhof. Für die Niedersachsen geht es noch um wichtige Punkte im Kampf um die Pre-Play-Offs. Für die Eisbären geht es noch um wichtige Punkte im Kampf um Heimrecht im Viertelfinale. Wenn die Eisbären die Leistung aus den ersten 20 Minuten gegen Krefeld abrufen und diese auch über die volle Spielzeit halten, sollte es mit einem Sieg gegen Hannover klappen. Mein Tipp: 5:2

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