Die Eisbären Berlin beenden den goldenen Oktober mit einem weiteren Sieg. Am Donnerstagabend setzten sich unsere Jungs mit 3:2 n.P. (0:0,0:1,2:1/0:0,1:0) bei den Thomas Sabo Ice Tigers durch und sorgten somit für ein seltenes Erfolgserlebnis im Frankenland. Denn die Berliner hatten zuvor acht der letzten neun Gastspiele in der Arena Nürnberger Versicherung verloren. Am Ende war es aber nicht nur irgendein Sieg, es war ein Sieg für Sean Backman, welcher das Ende des Spiels nicht auf dem Eis erlebte sondern da schon im Krankenhaus zur Untersuchung war. Warum das so war, erfahrt Ihr im folgenden Spielbericht.
Eisbären-Coach Serge Aubin ließ diesmal Verteidiger Constantin Braun auf der Tribüne Platz nehmen, für ihn kehrte der oben bereits erwähnte Stürmer Sean Backman nach zwei Spielen zurück in den Kader. Im Tor stand auch im Frankenland wieder Sebastian Dahm.

Foto: Christian
Nach nur 57 Sekunden bot sich den Hauptstädtern die erste Chance, in Überzahl zu spielen. Brandon Buck musste für zwei Minuten wegen Spielverzögerung auf die Strafbank. Aber die Eisbären konnten das Powerplay nicht nutzen und bestätigten somit zwei Statistiken: Nürnberg stellt das zweitbeste Penaltykilling der Liga und die Berliner nutzten gerade einmal drei ihrer bisherigen 32 Überzahlspiele auf gegnerischem Eis.
Die Eisbären waren danach im Auftaktdrittel die aktivere und bessere Mannschaft, die mehr Druck ausübte. Während Nürnberg auf Konter lauerte, bestimmten die Eisbären das Spiel. Und beinahe wären sie nach fünf Minuten in Führung gegangen, aber nach Zuspiel von Ex-Ice-Tiger Leo Pföderl traf Marcel Noebels nur die Latte.
Sechs Minuten später stand abermals die Latte im Weg, dieses Mal hatte Kapitän André Rankel einen Schuss an die Latte abgefälscht.
Die Hausherren hatten fünf Minuten vor der ersten Drittelpause die erste richtig gute Chance. Rylan Schwartz fuhr alleine auf Dahm zu und versuchte die Scheibe locker und lässig links an Dahm vorbei ins Tor zu mogeln, aber der Puck ging knapp neben das Tor. Nürnberg anschließend mit einer ersten Drangphase, aber es sollte sich am 0:0-Spielstand nach 20 Minuten nichts mehr ändern.
Das zweite Drittel begann mit einem Schockmoment. Rylan Schwartz checkte Sean Backman, welcher

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zwei Meter von der Bande entfernt stand, in selbige. Backman krachte in die Bande und blieb benommen liegen. Das sah äußerst übel aus und hätte schlimm enden können, im Moment besteht der Verdacht auf Gehirnerschütterung. Backmann wurde während des Spiels ins Krankenhaus gefahren. Gute Besserung an dieser Stelle! Warum die beiden Hauptschiedsrichter Aleksi Rantala und Marian Rohatsch dafür nur zwei Minuten gaben, ist vollkommen unverständlich und unfassbar. Schwartz nimmt in Kauf, egal ob Absicht oder nicht, dass sich Backman dabei schwer verletzt. So viel zum Thema, die DEL will die Spieler vor schlimmen Verletzungen schützen. Hier haben die beiden Unparteiischen versagt. Man kann nur hoffen, dass es nachträglich noch eine Sperre gibt, denn alles andere wäre ein Witz.
Nun aber zurück zum Spiel. Das folgende Powerplay der Eisbären blieb verständlicherweise ohne Erfolg, denn die Berliner waren sichtlich geschockt nach der Verletzung Backmans. Der Spielfluss war anschließend auch raus bei der Mannschaft von Trainer Serge Aubin.
In der 27. Spielminute gab es die erste Strafe gegen die Eisbären, John Ramage musste wegen Behinderung in die Kühlbox. Auch hier eine unverständliche Entscheidung der Referees, denn eigentlich hätte es einen Penalty geben müssen. Das Powerplay der Ice Tigers sah sehr gut aus und Nürnberg hatte richtig gute Chancen, aber der Torerfolg sollte auch den Franken nicht gelingen.
Mitte des Spiels waren die Hauptstädter erneut nah dran am ersten Tor, aber André Rankel scheiterte am Pfosten. Zum dritten Mal Aluminium an diesem Abend. Und wenn du vorne kein Glück hast, kommt hinten auch noch Pech hinzu. So geschehen in Minute 32. Daniel Fischbuch fuhr ums Berliner Tor, zog Richtung Bande und auf Höhe des Bullykreises ab. Der Puck rutschte Sebastian Dahm zwischen Pfosten und Stockhand durch – 0:1.
Nürnberg nun mit Rückenwind nach dem Tor und weiteren guten Möglichkeiten, aber Dahm ließ nichts weiteres zu. Die Eisbären kamen erst zum Ende des zweiten Drittel dank eines Powerplays noch mal zu guten Chancen, aber sie nahmen den 0:1-Rückstand mit in die Kabine.
Mark Olver äußerte sich nach 40 Minuten im Pauseninterview bei Magenta Sport über die Situation mit Sean Backman wie folgt:
Es ist Teil des Spiels, aber wir sind schockiert. Wir müssen unser Spiel durchziehen und durchsetzen.

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Im letzten Drittel waren die Eisbären dann endlich wieder richtig gut drin im Spiel, so wie es auch im Auftaktdrittel der Fall war. Und als Nürnbergs Goalie Niklas Treutle einen Abschluss von Pföderl nicht sichern konnte, hatte Frank Hördler die große Chance zur Führung, aber er schoss knapp neben das Tor. Kurz darauf das nächste Powerplay für unsere Jungs, aber erneut blieb es erfolglos. PC Labrie hatte noch die beste Chance, aber das Powerplay auf fremden Eis bleibt weiterhin ein großes Sorgenkind.
Wenn es mit einem Mann mehr auf dem Eis nicht klappt, dann eben bei 5-gegen-5. Und irgendwie war es doch klar, dass es so kommen musste. Ausgerechnet Ex-IceTiger Leo Pföderl war dafür verantwortlich. Die Eisbären setzten gut nach, Marcel Noebels brachte die Scheibe in den Slot, wo Pföderl direkt abzog und zum 1:1 traf (49.). Das dritte Saisontor und das zweite in Folge der Nummer 93. Er kommt also so langsam in Fahrt.
Aber auch die Eisbären, die 131 Sekunden später das Spiel komplett drehten. Und es war mal wieder die Rankel-Aubry-Ferraro-Reihe, die Nürnberg weh tat. Bully im Nürnberger Drittel, eigentlich haben die Franken die Scheibe, aber die Eisbären setzten klasse nach. André Rankel erkämpfte die Scheibe, spielte sie zu Louis-Marc Aubry, welcher Landon Ferraro am langen Pfosten stehen sah und der musste nur noch die Kelle hinhalten – 2:1 (51.).
Doch Nürnberg ließ nicht locker und schlug keine zwei Minuten später zurück. Aber es war eher ein Treffer aus der Kategorie „Zufallstreffer“. Will Acton will die Scheibe im Angriffsdrittel zurücklegen, Marcel Noebels bekam sie nicht ganz raus und Oliver Mebus dachte sich, „ich zieh einfach mal ab„. Mit Erfolg, die Scheibe schlug im Berliner Tor ein – 2:2 (53.). Da musste der Nürnberger Verteidiger anschließend selbst nochmal auf dem Videowürfel nachschauen, wie der Puck eigentlich rein gehen konnte.
Danach durften beide Special Teams noch einmal ran. Nürnberg hatte für 1:27-Minuten eine 4-gegen-3-Überzahl und die Eisbären zum Ende hin sogar für eine Minute inklusive Verlängerung mit einer doppelten Überzahl. Aber beide konnten diese Chancen nicht nutzen und somit ging es in die bereits erwähnte Verlängerung.
Da die Eisbären also noch für 34 Sekunden mit zwei Mann mehr, aber sie blieben weiterhin nicht wirklich gefährlich in Überzahl. Beide nochmal anschließend mit einer guten Chance, aber Will Acton scheiterte an Dahm und Landon Ferraro an Treutle.
Und dann kassierten die Berliner elf Sekunden vor dem Ende nochmal eine Strafzeit und nun also die Hausherren mit der großen Chance, die Partie in Überzahl zu entscheiden. Und in der letzten Sekunde hätte es Brandon Buck auch beinahe geschafft, aber Dahm und der Pfosten waren im Weg. Es folgte also das Penaltyschießen.
Und die Partie sollte dabei eine neue Geschichte schreiben. Es war nicht mehr die Geschichte von Leo Pföderl und dem Treffer bei seiner Rückkehr ins Frankenland. Nein, es war die Geschichte von Lukas Reichel, der während des Spiels kaum berücksichtigt wurde und dann im Penaltyschießen ran durfte. Und dort war er der einzige Schütze, der traf. Er lief an und verwandelte eiskalt und abgezockt wie ein Großer den Penalty und bescherte den Eisbären somit den Zusatzpunkt.
Es läuft bei den Eisbären Berlin, welche nun sieben der letzten neun Spiele gewonnen haben. Und endlich entscheiden sie auch wieder enge Spiele für sich, was man in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hat. Im ersten Drittel war man die bessere Mannschaft, konnte sich dafür aber noch nicht belohnen. Im zweiten Drittel musste man den Backman-Schock verdauen und lief dann auch noch einem Rückstand hinterher. Aber im letzten Drittel besann man sich wieder auf seine Stärken und spielte wieder druckvolles und offensives Eishockey. Nun belohnte man sich auch endlich für ein gutes Auswärtsspiel und drehte innerhalb kürzester Zeit das Spiel. Man kassierte zwar relativ schnell den Ausgleich, aber auch das warf die Eisbären nicht aus der Bahn, brachte sie nicht aus der Ruhe. Am Ende sicherte man sich dank großem Kampf und dem notwendigen Glück im Penaltyschießen zwei wichtige Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Plätze.
Und doch dürfte man dem einen verlorenen Punkt nachtrauern, denn 26 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit wurden einem die drei Punkte auf dem Silbertablett serviert, als man 5-gegen-3 spielen durfte. Aber das Powerplay bleibt weiterhin ein großes Problem bei den Eisbären, gerade auswärts. Man hat es weder in der regulären Spielzeit als danach auch noch in der Verlängerung geschafft, für große Gefahr auf dem Eis zu sorgen und das mit zwei Mann mehr. Da muss einfach mehr kommen. Daran müssen die Jungs im Training weiter hart arbeiten, denn solch engen Spiele werden manchmal durch die Special Teams entschieden.
Heute aber wurde es im Penaltyschießen entschieden und da hat man ja einen gewissen Lukas Reichel, der so locker und abgezockt auftritt, als würde er das schon jahrelang machen. Ein Wahnsinnstyp, dieser Lukas Reichel. Sein Statement nach dem Spiel beweist das nur noch einmal:
Mir ist schon ein bisschen kalt jetzt, weil ich im letzten Drittel nicht gespielt habe. Ich habe mich immer bereit gehalten und wollte natürlich aufs Eis und spielen. Im Shootout hat er mich schon öfters raufgestellt. Der Coach hat das letzte Wort und sagt, wer spielt.