Im Playoff-Halbfinale kommt es mal wieder zum Duell der ewigen Erzrivalen. Die Eisbären Berlin treffen auf die Adler Mannheim. Es wird bereits die zehnte Playoff-Serie zwischen den Hauptstädtern und den Kurpfälzern sein. Während sich die Berliner darauf freuen dürften, wird man in Mannheim dem Ganzen eher mit gemischten Gefühlen gegenüber stehen. Denn die Zeiten, in denen die Adler die Eisbären dominierten, sind lange vorbei. Ein Blick zurück in die Historie dieses Duells in den Playoffs.

Entschied damals das legendäre Finalspiel gegen Mannheim: Mikael Wahlberg (copyright City-Press Berlin; Foto Marco Leipold)
Die Playoff-Geschichte startete in der Saison 1997/1998, als sich beide Mannschaften im Finale gegenüber standen. Die ersten beiden Spiele gewann Mannheim und konnte somit in Berlin die Meisterschaft perfekt machen. Aber sie machten damals die Rechnung ohne die Eisbären, welche ein fulminantes Torspektakel damals mit 8:7 vor gefühlt 5.000 Zuschauern im altehrwürdigen Wellblechpalast gewannen. Zwischenzeitlich führten die Berliner sogar mit 5:1, Mannheim kam aber nochmal bis auf 7:7 ran, ehe Mikael Wahlberg (Foto) am Ende den viel umjubelten Siegtreffer erzielte. In Mannheim machte Mannheim dann die Meisterschaft perfekt.
Bereits im Jahr darauf kreuzten sich die Wege der beiden Erzrivalen bereits im Halbfinale und Geschichte sollte sich wiederholen. Mannheim gewann erneut die ersten beiden Spiele und hätte in der Hauptstadt ins Finale einziehen können, aber die Eisbären gewannen Spiel drei mit 2:1 n.V. Im vierten Spiel in der Kurpfalz machten die Adler dann aber kurzen Prozess mit den Eisbären und gewannen deutlich mit 9:3. Bei diesem Ergebnis klingelt es bei euch? Genau, mit jenem Ergebnis demütigten die Berliner die Adler in der diesjährigen Hauptrunde im Januar in der SAP-Arena.
In der Saison 2001/2002 trafen sich beide Mannschaften bereits im Viertelfinale. Erneut setzte sich Mannheim am Ende mit 3:1-Siegen durch, doch die Spiele waren weitaus enger. Spiel eins konnten die Eisbären damals mit 3:2 n.V. in Mannheim gewinnen, ehe die Adler die drei darauffolgenden Duelle mit 3:2, 4:3 n.P. (ja, damals wurde Spiele in den Playoffs auch noch durch Penaltyschießen entschieden) und 3:1. Was damals noch keiner erahnen konnte: Es sollte die letzte erfolgreiche Playoff-Serie der Adler Mannheim gegen die Eisbären Berlin gewesen sein. Denn seit jener Viertelfinalserie warten die Mannheim auf einen Seriensieg gegen die Eisbären in den Playoffs.

Ein Bild für die Ewigkeit: Sven Felski und Hartmut Nickel nach der ersten DEL-Meisterschaft (Nickelcopyright City-Press GmbH)
Die Erfolgsgeschichte startete im Finale der Saison 2004/2005, als sich die Eisbären damals souverän mit 3:0-Siegen gegen die Adler durchsetzen konnten. Trainiert wurde Mannheim damals übrigens vom heutigen Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer. Jochen Hecht brachte seine Adler damals in Führung, doch zweimal Erik Cole (Foto unten), Steve Walker und Denis Pederson machten die erste DEL-Meisterschaft der Eisbären perfekt. Der Rest war Party pur – auf dem Eis und auf den Rängen. Wer erinnert sich nich noch gerne an jenes Jubel-Bild (Foto oben) von den Eisbären-Legenden Sven Felski und Hartmut Nickel zurück? Oder der Moment, als es endgültig war und die Eisbären den Meisterpokal in die Höhe stemmen konnten? Es war ein Abend und eine Nacht für die Ewigkeit. Und dass man ausgerechnet gegen den Erzrivalen die erste DEL-Meisterschaft erringen konnte, machte das Ganze damals umso schöner.

Wurde in den Playoffs 2005 damals zum MVP gewählt: Erik Cole (Colecopyright City-Press GmbH)
Es sollte dann bis zur Saison 2008/2009 dauern, ehe sich beide Mannschaften in den Playoffs wieder gegenüber standen. Im Halbfinale setzten sich die Berliner damals mit 3:1-Siegen durch. Eisbären-Goalie Rob Zepp feierte damals in Spiel eins und drei jeweils einen Shutout, denn die Berliner gewannen beide Spiele mit 4:0. Am Ende gewannen die Berliner auch das Finale gegen die DEG.

Der Held von Spiel vier: T.J. Mulock/rechts (Florian Pohl / City-Press)
Kommen wir zur nächsten Serie, die wohl jedem Eisbären-Fan noch freudig in Erinnerung sein wird, während die Adler-Fans dieses eine Spiel wohl am liebsten aus dem Gedächtnis verdrängen würden. Aber fangen wir von vorne an. Die Eisbären gewannen Spiel eins zu Hause mit 2:0, ehe sie Spiel zwei in Mannheim mit 1:4 verloren. Man hatte aber immer noch das Heimrecht, doch das gab man mit einer 1:2-Niederlage in Spiel drei ab. Es folgte Spiel vier und der wohl spektakulärste Verlauf aller Playoff-Spiele. Mannheim ging mit einer 3:2-Führung ins Schlussdrittel und konnte diese durch Tore von Magowan und MacDonald bis zur 46. Spielminute auf 5:2 ausbauen. In Mannheim begannen bereits die Feierlichkeiten, die Caps und T-Shirts wurden raus geholt, der Champagner stand bereit. Doch man hatte dabei vergessen, dass das Spiel noch lange nicht vorbei war und die Eisbären starteten die bis heute legendärste Aufholjagd in der DEL-Geschichte. Jimmy Sharrow und Barry Tallackson verkürzten per Doppelschlag auf 5:4, da waren gerade einmal 48 Minuten gespielt. Tyson Mulock schickte das Spiel in der 54. Spielminute mit dem Tor zum 5:5 in die Verlängerung, wo sein Bruder T.J. (Foto) zum Helden wurde. In der 64. Spielminute drückte er die Scheibe über die Linie und sorgte für grenzenlosen Jubel im Gästeblock und für Schockstarre bei den Adlern und ihren Fans. Von diesem Nackenschlag erholte sich Mannheim nicht mehr und am Ende wurden die Eisbären tatsächlich erneut deutscher Meister.

War damals der Matchwinner in Spiel fünf in Mannheim: Charles Linglet (Foto von Mathias Renner/City-Press GbR)
Es sollte bis zur Saison 2016/2017 dauern, ehe Mannheim die Chance bekam, sein Berlin-Trauma zu besiegen. Es war erneut eine epische Serie, welche über sieben Spiele ging. Bis zu Spiel sieben gewann stets das Heimteam, insgesamt drei der sieben Spiele gingen in die Overtime. Schon Spiel eins war äußerst dramatisch, sorgte doch Matthias Plachta erst 3,5 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit für das 3:3, um dann die Verlängerung nach nur 20 Sekunden mit dem Siegtreffer zu beenden. Der deutsche Nationalstürmer hatte damals alle vier Mannheimer Tore erzielt.
Spiel sechs in Berlin war ebenso dramatisch. Die Eisbären mussten gewinnen und führten nach gerade einmal zehn Minuten mit 3:0. Mannheim kämpfte sich aber zurück und sorgte für den 3:3-Ausgleich. Die Partie ging also erneut in die Verlängerung und zwar bis in die dritte. Nach 100:28 Minuten hatte Charles Linglet abgezogen und Marcel Noebels entscheidend abgefälscht.
Es gab also Spiel sieben und auch dieses wurde in der Verlängerung entschieden. Der erste Auswärtssieg in dieser Serie brachte den Seriensieg. Charles Linglet (Foto) hatte die Eisbären nach 69:32 Minuten ins Halbfinale geschossen. Dort scheiterte man am späteren Meister München.
In der Saison 2021/22 traf man dann wieder im Halbfinale aufeinander. Alles sah nach einem souveränen Sweep der Eisbären aus, welche die ersten beiden Spiele gewonnen hatten. Damals war es noch eine Best-of-Five-Serie. Aber Mannheim kämpfte sich mit zwei Siegen zurück in die Serie und bekam das alles entscheidende Spiel in Berlin, welches die Eisbären souverän mit 3:0 gewannen. Am Ende wurde man wieder Deutscher Meister.

Seit dieser Jubelpose wird Lean Bergmann von den Adler-Fans gehasst, aber von den Eisbären-Fans dafür geliebt. (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)
Das letzte Playoff-Duell fand in der letzten Saison statt und auch daran werden sich wohl beide Mannschaften und deren Fanlager noch bestens erinnern. Die Adler waren noch im Rhythmus durch die Pre-Playoff-Serie gegen Nürnberg und düpierten die Eisbären in Spiel eins mit 7:1. Auch in Spiel zwei in Mannheim sah alles nach dem zweiten Sieg der Adler aus. Nach fünf Minuten führten die Kurpfälzer bereits mit 2:0. Die Eisbären taten sich schwer, überhaupt einen Fuß in diese Serie zu bekommen. Doch in der 28 Spielminute sollte sich alles ändern. Innerhalb von 57 Sekunden glichen Ty Ronning und Marcel Noebels zum 2:2 aus und nur 45 Sekunden später sorgte ausgerechnet Lean Bergmann für die erstmalige Berliner Führung an diesem Abend. Seine Jubelpose (Foto) sorgte für Wut bei den Adler-Fans und Ex-Eisbär Leon Gawanke schnappte sich daraufhin Bergmann. Es sollte der Wendepunkt in dieser Serie sein, denn fortan konzentrierten sich die Mannheimer fast ausschließlich nur noch auf Lean Bergmann und sämtliche Provokationen, wovon sich die Eisbären aber nicht beeindruck ließen und fortan kein Spiel mehr abgaben. Am Ende gewann man zum zehnten Mal die deutsche Meisterschaft.
Ab Dienstagabend erhält dieses Playoff-Duell also eine Fortsetzung. Und man kann davon ausgehen, dass beide Team hoch motiviert sein werden, schließlich geht es gegen den Erzrivalen. Die Eisbären werden den nächsten Seriensieg einfahren wollen, während Mannheim das Berlin-Trauma endlich beenden will. Und dann wäre da ja noch Lean Bergmann, das Feindbild der Mannheimer Fans. Wird er wird zum Zünglein an der Waage? Freuen wir uns auf Teil zehn der Playoff-Serie zwischen den Eisbären Berlin und den Adler Mannheim!