Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) befindet sich derzeit in der Länderspielpause. In dieser stehen die Eisbären Berlin aktuell auf dem zehnten Platz, welcher gerade so noch zur Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigen würde. Mit 56 Punkten hat man fünf Zähler Vorsprung auf den Tabellenelften aus Krefeld, welche man heute in einer Woche zum direkten Duell in der Arena am Ostbahnhof empfängt. Diese Partie wird dann wohl schon eine Art Vorentscheidung mit sich bringen. Gewinnen die Hauptstädter dieses Duell, können sie wohl sicher mit den Pre-Playoffs planen, verlieren sie jedoch, dann fängt das große Zittern an der Spree an.
Und dabei hatte man doch vor der Saison so große Ziele. Die Top-4 und das damit verbundene Heimrecht im Viertelfinale ist stets das Ziel. Nach der starken letzten Saison, an deren Ende die Vizemeisterschaft stand, hatte man schon vom nächsten Schritt (Titel) in der kommenden Saison gesprochen oder viel mehr geträumt. Von diesem Ziel sind die Berliner aber meilenweit entfernt und die Leistung in dieser Saison auch alles andere als titelreif. Hinzu kommt, dass die erfolgreiche letzte Saison schon so einige Fehler überdeckt hat, denn auch wenn am Ende die Vizemeisterschaft heraus sprang und man nur ein Spiel von der achten Meisterschaft entfernt war, lief bereits in der letzten Saison nicht alles so rosig wie es aussah. Und in dieser Saison bekommen die Eisbären dafür nun die Quittung.
Dabei wollen wir natürlich auch nicht vergessen, dass die Eisbären faktisch seit dem ersten Spiel nie in Bestbesetzung antreten konnten und immer fünf bis acht Leistungsträger fehlten. Solche Personalsorgen kann natürlich kein Team der DEL auf Dauer verkraften, auch nicht die Eisbären. Aber man hat ja selbst immer wieder betont, man wolle die verletzten Spieler nicht als Ausrede benutzen, viel mehr hätte man sich gewünscht, dass dann die anderen erfahrenen Spieler in die Bresche springen, noch mehr Leistung zeigen und die Youngsters, die unfreiwillig bereits diese Saison ins kalte Wasser geworfen wurden, nach allen Kräften unterstützen.
Aber das Problem in dieser Saison ist einfach, dass zu viele Leistungsträger nicht die erwartete Form bringen. Viele Leistungsträger hinken ihrer Form einfach meilenweit hinterher, enttäuschten in dieser Saison mehr als sie überzeugen konnten. Dazu kommt, dass die Neuzugänge nicht alle eingeschlagen haben. Von einem Brendan Ranford und einem Colin Smith sind viele Fans enttäuscht, sehen in diesen beiden Spielern keine guten Transfers der Eisbären. Ein Mark Cundari tat sich auch sehr schwer, fehlt nun verletzungsbedingt.
Immerhin haben die Eisbären mit Goalie Kevin Poulin und Verteidiger Florian Kettemer richtig starke

Erfolgsgarant Kevin Poulin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)
Transfers getätigt. Diese beiden Spieler haben den Eisbären in dieser so katastrophalen Saison schon so manche Spiele gerettet. Und mal schauen, was der nächste Neuzugang so zu leisten im Stande ist. Unter der Woche gaben die Eisbären die Verpflichtung des 24-jährigen Stürmers Austin Ortega bekannt, der aus Schweden von den Växjö Lakers nach Berlin kommt und die Nummer 21 erhalten wird. Zunächst wurde in Fankreisen darüber gerätselt, was denn dieser Transfer doch soll, schließlich müsse ja dann ein Importspieler auf die Tribüne. Doch dem ist nicht so, da Colin Smith nun seinen deutschen Pass erhalten hat und somit nicht mehr als Importspieler zählt.
Aber nicht nur Ortega wird die Eisbären im Hauptrunden-Endspurt unterstützen können. Denn auch das Lazarett lichtet sich mehr denn je. Trainer Stéphane Richer hatte es nach dem Spiel gegen Augsburg auf der PK bereits angedeutet, dass er darauf hoffe, dass nach der Pause drei bis vier Spieler in den Kader zurückkehren würden. Und es sollte tatsächlich klappen, das den Eisbären am Freitag in Schwenningen mehrere Spieler, die zuletzt noch schmerzhaft vermisst wurden, endlich wieder zur Verfügung stehen. Wenn alles gut läuft, sind Verteidiger Florian Kettemer sowie die Stürmer Louis-Marc Aubry, James Sheppard und Mark Olver am Freitag wieder mit im Line-up des Tabellenzehnten. Bei André Rankel steht dagegen noch ein dickeres Fragezeichen als bei den zuvor genannten Spielern.
Kettemer ist jedenfalls heiß auf sein Comeback:
Geil, wieder mit den Jungs auf dem Eis zu sein. Die Trainer haben das aber auch so gestaltet, dass es anstrengend war, aber auch Spaß gemacht hat. Das war ja nicht nur stupides Laufen, es gab auch Zweikämpfe. Ich bin aufs Eis zurück und habe mich gleich wohlgefühlt.

Kann am Freitag hoffentlich wieder für die Eisbären spielen – Verteidiger Florian Kettemer. (Foto: eisbaerlin.de/walker)
Und ein Florian Kettemer würde der Eisbären-Defensive und generell dem gesamten Eisbären-Team so gut tun. War der Neuzugang, der nach der letzten Meisterschaft mit München seine Karriere eigentlich schon beendet hatte, doch bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung einer der Leistungsträger im Eisbären-Team. Hauptberuflich ist „Ketti“ zwar Verteidiger, was ihn aber nicht daran gehindert hatte, auch vorne Akzente zu setzen, was seine acht Tore (plus acht Vorlagen) in 30 Spielen beweisen. Dabei waren natürlich auch Treffer im Penaltyschießen, denn in diesen hat er sich als Penalty-Monster bewiesen und den Eisbären schon so manchen wichtigen Zusatzpunkt gesichert. Mit acht Treffern ist Kettemer torgefährlicher als so mancher Eisbären-Stürmer, was eigentlich schon alles zu dieser Saison aussagt.
Mit Louis-Marc Aubry würden die Eisbären einen sehr wichtigen Stürmer zurück bekommen, der bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung einen guten Lauf hatte. Aktuell steht die Nummer 41 der Eisbären bei neun Toren und 14 Vorlagen in 41 Spielen. Auch er wäre sehr wertvoll für die Eisbären-Offensive.
Was man natürlich auch von James Sheppard behaupten kann, ist die Nummer 88 der Berliner doch nach wie vor der Top-Scorer des Hauptstadt-Clubs. Seine Bilanz in 38 Spielen: 12 Tore und 18 Assists.
Mark Olver hingegen konnte erst neun Spiele in dieser Saison bestreiten, in denen ihm gerade einmal eine Torvorlage gelang, was definitiv kein überzeugender Wert ist.
Natürlich erhoffen sich die Verantwortlichen der Eisbären Berlin von den Rückkehrern jede Menge,

Die Eisbären feiern mit ihren Fans nach einem gewonnenen Heimspiel. Werden die Eisbären ihren Fans in dieser Saison noch mehrere Gründe zum Feiern geben oder ist die Saison bald Geschichte? (Foto: eisbaerlin.de/walker)
erhoffen sich damit einen versöhnlichen Ausgang der DEL-Hauptrunde 2018/2019, welche bestmöglich mit dem Erreichen der Pre-Playoffs enden soll. Und in den Playoffs ist ja dann alles möglich, dass wissen auch die Eisbären-Fans. Und viele haben sogar davor Angst, dass man in der Führungsetage bei Erreichen der Playoffs und einem möglichen Halbfinaleinzug die Saison als sehr gut abstempelt und es nicht den so dringend benötigten Umbruch geben wird. Aber das machten die Verantwortlichen am Mittwoch bei „Im Dialog mit..“ im Fanbogen deutlich. Selbst wenn man die Playoffs erreichen und dann sehr weit kommen sollte, würde man die Saison knallhart analysieren und am Ende auch Konsequenzen ziehen. Ernst gemeinte Worte oder mal wieder nur leere Versprechen? Wir werden es erst nach Ablauf dieser Saison erfahren.
Nur selbst wenn man jetzt wieder mehr Personal zur Verfügung hat, heißt das nicht gleich automatisch, dass alles wieder gut wird und man jetzt eine Siegesserie startet. Die verletzten Spieler müssen erst einmal wieder ins Spiel rein kommen und zurück zur alten Stärke finden. Was bei dem Einen länger, bei dem Anderen kürzer dauern kann. Aber man darf nicht gleich erwarten, dass Kettemer, Aubry, Sheppard und Olver sofort wieder zu einhundert Prozent eine Hilfe sind. Viel mehr werden sie den jungen Spielern den Platz streitig machen. Gerade den Youngsters, die in dieser so schweren Saison bisher noch am meisten überzeugen konnten, sich mehr rein gehangen hatten als so manch erfahrener Leistungsträger.
Man kann nur hoffen, dass das Trainerteam um Stéphane Richer, Steffen Ziesche und Gerry Fleming nicht nach Namen sondern nach Leistung im Training aufstellen. Und wenn dann ein Youngster eben mehr überzeugt als ein als wichtig eingeplanter Leistungsträger, dann sollte der junge Spieler auch den Vorzug erhalten.
Aber egal, wer am Freitagabend am 19:30 in der Schwenninger Helios-Arena auf dem Eis stehen wird. Die Spieler dürften nur ein Ziel vor Augen haben: Den Sieg und drei Punkte. Denn alle noch folgenden sieben Spiele in der Hauptrunde sind Endspiele für die Eisbären. Sie haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, eine richtige Siegesserie zu starten. Der Zeitpunkt für den Startschuss einer solchen Serie könnte nicht besser sein. Aber haben die Eisbären in der Länderspielpause ihr eseit Saisonbeginn vermisste Top-Form wieder gefunden? Diese Frage können die Akteure am Freitagabend selbst beantworten.