Halbzeit: Die Eisbären Berlin nach 26 DEL-Spieltagen

logo_wsm_161752 Spieltage sind in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu spielen. Die Eisbären Berlin haben bisher als einziges Team bereits 26 Spiele absolviert. Somit ist für den DEL-Rekordmeister also sozusagen Halbzeit in der Saison 2016/2017. Zeit für uns, ein erstes Saison-Fazit zu ziehen, wobei die Eisbären aber nicht wirklich gut bei weg kommen. Was wohl viele von Euch nicht wundern dürfte angesichts des bisherigen Saisonverlaufs, der keinesfalls zufrieden stellend ist.

Aktuell stehen die Hauptstädter mit 40 Punkten auf dem siebten Platz in der Tabelle mit fünf Zählern Rückstand auf den Zweiten. Aber wie bereits erwähnt haben die Berliner die meisten Spiele in dieser Saison bisher absolviert. Und Platz Sieben entspricht nicht der Zielvorgabe vor der Saison, wonach es doch schon ein Platz unter den Top-4 sein sollte. Punktemäßig ist der Abstand ja auch nicht groß bis dahin aber spielerisch doch schon deutlich.

12 Siege nach regulärer Spielzeit, ein Sieg und zwei Niederlagen in der Verlängerung/Penaltyschießen sowie elf Niederlagen bei 72:71-Toren. So liest sich keine Bilanz eines Top-4-Kandidaten. Während man mit neun Siegen aus 13 Spielen das beste Heimteam der Liga ist, ist man mit neun Niederlagen in 13 Auswärtsspielen das fünftschlechteste Team der DEL.

Jubelnde Eisbären möchten die Fans in der zweiten Saisonhälfte noch öfters sehen. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Jubelnde Eisbären möchten die Fans in der zweiten Saisonhälfte noch öfters sehen. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Was den Eisbären in dieser Saison nach wie vor fehlt ist die Konstanz. Man schafft es einfach nicht, mal eine richtige Siegesserie zu starten. Mehr als zwei Siege am Stück gelangen bisher nicht. Auch bei den Niederlagen gab es bisher keine so richtige Negativserie, drei Niederlagen in Folge waren es bisher maximal. Guten Leistungen folgen zu oft schlechte Leistungen. Man schafft es einfach nicht, gute Leistungen konstant über mehrere Spiele zu zeigen. Sehr oft reicht es ja nicht einmal für 60 Minuten. Nach guten Auftritten gibt man sich anscheinend sehr schnell zufrieden damit und gibt im Spiel darauf weniger Prozente als im Spiel zuvor. So kann man in dieser Liga keinen Erfolg haben.

72 erzielte Tore sind jetzt auch kein berauschender Wert für eine Mannschaft wie die Eisbären, die einst mal so gefürchtet wurden für ihre Offensive. Diese Zeiten sind lange vorbei. 71 Gegentore sind nicht akzeptabel. Und wenn man keinen Petri Vehanen im Tor haben würde, wäre man schon bei deutlich mehr Gegentoren. Der finnische Goalie hat der Mannschaft schon so manche Siegchance gegeben.

Auch die Special Teams sind in dieser Saison bisher mehr als schlecht. Man hat die zwölftbeste Überzahl (!) mit einer Erfolgsquote von gerade einmal 14 Prozent. In Unterzahl ist man das zweitschlechteste Team (75,2 Prozent). So kannst du die Hoffnung auf die direkte Play-Off-Teilnahme begraben.

Die Gründe sind vielschichtig. Die fehlende Konstanz haben wir bereits angesprochen. Die eklatante Auswärtsschwäche ebenfalls. Die Special Teams sind ebenso kein Erfolgsgarant. Und dann wären da noch die sogenannten Leistungsträger, welche einfach nicht ihre Form bringen. Allen voran ein Barry Tallackson, dessen Torausbeute von zwei Toren einfach nur peinlich ist. Dazu gelangen ihm sieben Assists, was eine Punkteanzahl von gerade einmal neun ergibt.
Aber er ist längst nicht der einzige Leistungsträger, der seiner Form meilenweit hinterher hängt. Julian Talbot (3 Tore/4 Vorlagen), Bruno Gervais (3/2), Constantin Braun (0/6), Florian Busch (0/5) oder Jens Baxmann (1/2). Von diesen Spielern muss einfach mehr kommen. Ein Spencer Machacek (3/7) oder Kyle Wilson (5/6) haben immerhin zweistellig gepunktet, wenn gleich das aber auch nicht wirklich zufrieden tellend ist.
Es hängt einfach von bestimmten Spielern ab, ob die Eisbären erfolgreich sind oder nicht. Darin Olver (12/15) und Nick Petersen (11/15) sind nicht nur die Top-Scorer der Eisbären, nein, sie sind auch die Top-Scorer der gesamten DEL. Micki DuPont folgt mit 19 Scorerpunkten (4/15). Meist ist es die Reihe um Petersen, Olver und Fischbuch, die für Gefahr sorgt. Die anderen Reihen sorgten bisher nur in ganz wenigen Spielen für Gefahr.

Zudem fehlt es dem Kader definitiv an Tiefe, was die letzten Wochen deutlich bewiesen haben. Längerfristige Ausfälle von Leistungsträgern können die Youngsters um Maximilian Adam, Charlie Jahnke oder Vincent Hessler nicht auf Dauer ausgleichen. Dabei sind es vor allem die Youngsters, denen man immer ansieht, dass sie alles geben und sich bis zum Schluss verausgaben. Sie wollen die sich ihnen bietende Chance natürlich nutzen, aber ihn fehlt natürlich die Erfahrung, weshalb sie auf Dauer gesehen die Ausfälle der Stammspieler nicht kompensieren können. Aber Uwe Krupp hatte das ja bereits vor der Saison angesprochen, dass ihm die nötige Tiefe im Kader fehlt. Stefan Ustorf (Sportlicher Leiter) und Peter John Lee (Manager) waren da aber anscheinend anderer Meinung. Wer nun recht hat, sollte allen klar sein – Uwe Krupp. Man kann gespannt sein, ob die Verantwortlichen der Eisbären doch noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen werden. Es wäre zu wünschen.

Aktuell hat man zwar elf Punkte Vorsprung auf Platz Elf und damit den ersten Nicht-Play-Off-Platz. Aber wenn die schwankenden Leistungen der Eisbären auch in der zweiten Saisonhälfte so weitergehen, kann dieser Vorsprung ganz schnell schrumpfen und man muss wieder mehr denn je um die Pre-Play-Off-Teilnahme kämpfen. Was man eigentlich nicht wollte, man wollte die Spitze angreifen und sah sich dazu eigentlich auch in der Lage. Der bisherige Saisonverlauf zeigt jedoch was anderes, nämlich wie groß der Abstand der Eisbären auf die Spitze der Liga ist. Punktemäßig vielleicht noch nicht allzu groß aber vom spielerischen her sind die Eisbären weit entfernt von den Top-Teams der Liga.

Auf Petri Vehanen darf man sich nicht immer verlassen. Es muss auch von den anderen Spielern der Mannschaft mehr kommen. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Auf Petri Vehanen darf man sich nicht immer verlassen. Es muss auch von den anderen Spielern der Mannschaft mehr kommen. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Um sich am Ende der Hauptrunde einen Platz unter den Top-6 zu sichern und damit direkt für die Play-Offs zu qualifizieren, bedarf es einer deutlichen Leistungssteigerung. Mann muss endlich Konstanz in die eigenen Leistung bringen, man muss es endlich schaffen, gute Leistung über mehrere Spiele zu zeigen und endlich mal eine Siegesserie von mindestens fünf Spielen starten. Man muss die nach wie vor zu vielen individuellen Fehler minimieren und im besten Fall komplett abstellen. Die bisher so enttäuschenden Leistungsträger müssen einen deutlichen Leistungsschub bekommen. Es muss Gefahr von allen vier Reihen kommen, man muss schwer auszurechen sein. Die Special Teams müssen besser werden. Die Eisbären müssen praktisch fast alles verbessern, will man nach dem 52. Spieltag weiterhin Eishockey spielen. Man darf sich nicht immer auf Petri Vehanen verlassen, der eine überragende Saison spielt, er alleine kann es nicht richten. Die gesamte Mannschaft muss für den Erfolg kämpfen, um die Eisbären endlich wieder aus dem Mittelmaß zu führen.
Noch hat man 26 Spieltage Zeit, die Saison zu einem guten Ende zu führen. Zumindest was die Hauptrunde anbetrifft. Die direkte Play-Off-Qualifikation sollte jetzt erst einmal das Ziel sein. Aber dieses zu erreichen, wird schwer, wenn sich in Zukunft nichts ändert. Es bleibt spannend bei den Eisbären.

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Ein Kommentar

  1. sehr guter Artikel und leider wahr. Mit 80 Punkten kommt man nicht in die direkten Playoffs.
    Leider ist kein Ende des Abwärtstrends bei den Eisbären zu sehen. Das Verstärkungen fehlen ist wohl allen bewusst. Warum holt man keinen neuen Spieler? Ist kein Geld da? Vermutlich. Dann sollte man so ehrlich sein und es auch so kommunizieren. Dann wissen die Fans woran man ist und hat auch keine überzogenen Ansprüche was den Tabellenstand betrifft. Bei der Stärke der anderen Mannschaften klingt es schon aberwitzig, wenn bei den Eisbären einige Entscheidungsträger von Meisterschaft reden.

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