Die Eisbären nach 16 Spieltagen: Auf der Suche nach Konstanz

logo_wsm_1617125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svgDieses Wochenende pausiert die Deutsche Eishockey Liga (DEL) aufgrund des Deutschland Cups in Augsburg. Doch während die anderen DEL-Mannschaften wirklich die Länderspielpause zum ausruhen nutzen können, sind die Eisbären Berlin auch während der Pause im Einsatz. Im Rahmen der Champions Hockey League (CHL) steht in zwei Tagen das Rückspiel bei Titelverteidiger Frölunda Indians Göteborg auf dem Programm. Wenn gleich die Chancen auf das Erreichen des Viertelfinales nicht mehr vorhanden sind, angesichts einer 1:6-Heimniederlage im Hinspiel. Dabei könnten die Berliner die Länderspielpause so gut gebrauchen. Denn nach den ersten 16 Saisonspielen kann man mit der Leistung der Hauptstädter nicht wirklich zufrieden sein.

Mit 24 Punkten steht man aktuell auf dem siebten Platz, einem Pre-Play-Of-Rang. Der Rückstand auf den Tabellenersten und Titelverteidiger Red Bull München beträgt bereits acht Punkte. Doch viel mehr sollte der Blick nach unten gehen, bei aktuell nur fünf Punkten Vorsprung auf den Elften Bremerhaven. Zudem ist die Tordifferenz im Negativbereich mit 45:47. So hat man sich den bisherigen Saisonverlauf bei den Eisbären sicherlich nicht vorgestellt.

Dabei begann die Saison 2016/2017 aus Berliner Sicht doch recht vielversprechend. Vier Siege aus den ersten fünf Spielen ließen die Hauptstädter ganz oben in der Tabelle dabei sein. Man startete mit einem Sechs-Punkte-Wochenende in die Saison. Einem 5:2 daheim gegen Straubing ließ man ein 4:3 in Düsseldorf folgen. Gegen Meister München folgte dann beim 2:4 die erste Niederlage der Saison, doch die darauffolgenden beiden Spiele konnte man wieder für sich entscheiden. In Schwenningen feierte man einen 5:3-Sieg und in Berlin setzte man sich gegen Nürnberg mit 3:2 n.P. durch.

Danach ging es aber leistungstechnisch bergab. Es folgte drei Liganiederlagen in Folge. In Wolfsburg verlor man knapp mit 2:3 n.V., am Doppel-Heimspiel-Wochenende präsentierte man sich äußerst schwach gegen Köln (0:3) und Krefeld (1:3) und erzielte nur ein einziges Tor. Zu wenig für eine Mannschaft mit den Ansprüchen wie man sie in Berlin nun einmal hat. Zwar beendete man mit einem furiosen 7:4-Sieg in Ingolstadt die Niederlagenserie und die Torflaute, blamierte sich aber nur zwei Tage später beim 1:3 bei Aufsteiger Bremerhaven. Auch das Auswärtsspiel danach ging verloren, am Seilersee setzte es eine 0:2-Niederlage gegen Iserlohn.

Danach fanden die Eisbären aber anscheinend wieder zurück in die Erfolgsspur. Am Doppel-Heimspiel-Wochenende fuhr man die vollen sechs Punkte ein. Beim „Tag der offenen Tür“ setzte man sich mit 6:4 gegen Augsburg durch, gegen den Erzrivalen zeigte man seine wahrscheinlich beste Saisonleistung in kämpferischer Hinsicht, als man die Adler Mannheim mit 4:3 niederkämpfte. Im darauffolgenden Auswärtsspiel in München machte man sich in vier Minuten eine 2:0-Führung kaputt und ging am Ende mit 2:3 leer aus. In Straubing machte man dann dem Ruf als Aufbaugegner wieder alle Ehre. Die Niederbayern hatten zuvor sieben Spiele in Folge verloren, gegen unsere Jungs beendeten sie den Negativlauf mit einem 5:2-Sieg. Vor allem im ersten Drittel agierte die Berliner Abwehr wie ein wild gewordener Hühnerhaufen. Und beim letzten Spiel vor der Länderspielpause quälte man sich und vor allem die Fans zu einem 1:0-Sieg gegen Schwenningen.

Man merkt an den bisherigen Resultaten ganz deutlich die fehlende Konstanz in den Leistungen der Eisbären. Es gelangen bisher nie mehr als zwei Siege am Stück. Zu wenig für eine Mannschaft, die unter die Top-6 der Liga will. Siege und Niederlagen wechseln sich zu oft ab. Und die Eisbären schaffen es erneut nicht, über 60 Minuten hoch konzentriert zu Werke zu gehen. Meistens reicht es nur für ein oder zwei gute Drittel. Danach fällt man in seiner eigenen Leistung wieder ab. Man leistet sich im Spielaufbau zu viele unnötige Fehler, spielt in der Offensive meist ohne Ideen und im Powerplay schiebt man sich den Puck immer wieder hin und her, statt einfach mal aus allen Lagen auf das gegnerische Tor zu schießen. Nur selten erkennt man an der Spielweise ein richtiges Konzept der Eisbären, immer mehr hat man das Gefühl, dass Chefcoach Uwe Krupp keinen wirklichen Gameplan hat. Jedenfalls ist dieser an der Spielweise seiner Mannschaft äußerst selten zu erkennen.

Die Frage ist aber, wie soll es nach der Länderspielpause besser werden, wenn selbst die Spieler nach einem 1:0-Sieg gegen Schwenningen von einer guten Leistung sprechen und es als richtige Antwort auf die beiden Auswärtsniederlagen zuvor sahen? Anscheinend sind die Ansprüche der Spieler so dermaßen gesunken, dass man sich inzwischen auch mit einem mehr als qualvollen 1:0 gegen Schwenningen zufrieden gibt. Nur dann sollte das Management der Eisbären nicht die Top-6 und die direkte Play-Off-Qualifikation als Saisonziel ausgeben, denn mit der bisher gezeigten Leistung schafft man es wohl nicht einmal unter die ersten zehn Mannschaften der Liga.

Zwar sind die Eisbären auch vom Verletzungspech verfolgt, aber das alleine als Ausrede für den bisher durchwachsenen Saisonverlauf zu verwenden, ist nicht richtig. Denn die Youngsters, die für die verletzten Leistungsträger einspringen müssen, geben in den Spielen wenigstens noch alles und versuchen, ihren Teil zu einem erfolgreichen Spielausgang beizutragen. Charlie Jahnke, Vincent Hessler und Maximilian Adam haben bei ihren bisherigen Einsätzen durchaus zu überzeugen gewusst.

Es sind die vermeintlichen Leistungsträger die ihrer Form alter Tage meilenweit hinterher hängen. Sei es Barry Tallackson (1 Tor/2 Vorlagen), Julian Talbot (2/2) oder André Rankel (5/1). Es sind so viele Spieler, die einfach nicht mehr ihre Form bringen und wo man sich fragen muss, wie sie den Eisbären in Zukunft weiterhelfen sollen. Immerhin hat ein Darin Olver zurück zu alter Stärke gefunden, was sieben Tore und sieben Vorlagen nach 16 Spielen eindrucksvoll belegen.

Was aber vor allem an zwei Neuzugängen liegt, die bisher voll eingeschlagen haben. Darin Olver bildet zusammen mit Nick Petersen und Daniel Fischbuch eine Reihe. Es ist mit Abstand DIE torgefährlichste Reihe der Eisbären und nicht überraschend sind die Drei auch die drei besten Scorer der Berliner. Nick Petersen erzielte bisher neun Tore selbst und bereitete zehn weitere Treffer vor. Daniel Fischbuch erzielte starke fünf Tore und gab sieben weitere Torvorlagen.

Aber da ist auch schon das Problem der Eisbären zu sehen, die vor der Saison noch gehofft hatten, endlich vier ausgeglichene Reihen zu haben, wo jede Reihe für Torgefahr sorgen kann. Leider ist das bisher nicht eingetreten und zu oft hängt es immer wieder von der Top-Reihe Petersen-Olver-Fischbuch ab, ob die Eisbären Spiele erfolgreich gestalten oder nicht. Von den anderen drei Reihen muss da mehr kommen, erst dann sind die Eisbären auch wieder ein ernst zunehmender Top-6-Kandidat. Aber so lange es die besagte Top-Reihe alleine richten muss, kann es in Zukunft nicht wirklich besser werden.

Vielleicht sollte die Sportliche Leitung um Stefan Ustorf aber auch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden und einen erfahrenen Stürmer an Land ziehen. Denn die Youngsters Jahnke, Adam und Hessler, die bisher wirklich zu überzeugen wussten, können auf Dauer den Ausfall von bis zu vier Leistungsträgern nicht auffangen. Von daher sollten die Eisbären definitiv noch etwas auf dem Transfermarkt machen, denn der aktuelle Kader reicht einfach nicht aus, um langfristige Ausfälle vieler Leistungsträger auf Dauer zu kompensieren. Aber das hatte ja Chefcoach Uwe Krupp bereits vor Saisonbeginn geäußert, als man ihm jedoch nicht zustimmte und meinte, man sei mit dem Kader breit genug aufgestellt. Die bisher gezeigten Leistungen und der Tabellenplatz nach 16 Spielen zeigen jedoch deutlich, wer vor Saisonbeginn recht hatte – Uwe Krupp.  

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Ein Kommentar

  1. Dem ist nichts hinzuzufügen. Super Bericht.

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