Ausgabe #9
So langsam aber sicher rutschen die Eisbären immer tiefer in die erste Krise der noch jungen Saison. Am Sonntagnachmittag kassierten die Berliner vor 13.800 Zuschauern in der mal wieder nicht ausverkauften O2 World eine 2:4-Niederlage (1:1, 0:2, 1:1) gegen die bis dahin noch sieglosen Hannover Scorpions. Ein Spiel, wo man erneut die großen Schwächen der Berliner sah. Der Spielaufbau gelingt nach wie vor zu selten. Es werden weiterhin zu viele Fehlpässe gespielt. So wirklich als Team scheinen die Jungs da nicht mehr zusammenspielen. Die Spieler versuchen es zu oft mit Einzelaktionen. Spielerisch war das schon sehr schwach von den Eisbären, die lediglich zehn Minuten im Schlussdrittel ordentlich Druck aufbauen konnten und dort beinahe noch zum Ausgleich gekommen wären. Man konnte von Glück reden, dass der Gegner heute nicht Mannheim und Köln war, denn die hätten das Team von Don Jackson wahrscheinlich auseinander genommen.
Vor dem Spiel wurde Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann erst einmal für sein 500. DEL-Spiel geehrt.
In der Aufstellung gab es eine Änderung im Tor. Rob Zepp kehrte für Sebastian Elwing zurück ins Tor. In der Verteidigung konnte Don Jackson wieder auf Jimmy Sharrow zurückgreifen, dagegen fehlte aber Henry Haase. Der Youngster war heute für den Kooperationspartner FASS Berlin im Einsatz.
Die Eisbären waren zu Beginn des Spiels bemüht gewesen, Druck aufzubauen. Immer wieder suchten die Berliner den Weg Richtung Gäste-Tor, welches von Dimitri Pätzold gehütet wurde. Doch wenn Schüsse mal durchkamen, waren sie eine sichere Beute vom Scorpions-Goalie.
Hannover fand erst Mitte des ersten Drittels ins Spiel. Die Gäste aus Niedersachsen machten dann auch ordentlich Druck und drängten die Hausherren ein ums andere Mal in deren Drittel. Die Defensive der Eisbären hatte da schon ordentlich Probleme gehabt und schwamm ein ums andere mal.
Als die Eisbären die Drangphase der Gäste überstanden hatten, fuhren sie einen Angriff, den Tyson Mulock nach klasse Zuspiel von Julian Talbot mit dem Tor zum 1:0 abgeschlossen hatte (17.).
Diese Führung sollte jedoch nicht bis zur ersten Drittelpause halten. Martin Hlinka hatte sich die Scheibe hinter dem Tor erkämpft, zog vor das Tor und schob den Puck letztendlich an Eisbären-Keeper Rob Zepp vorbei ins Tor. Der verdiente 1:1-Ausgleich 43 Sekunden vor dem Ende des ersten Drittels.
Im Mitteldrittel waren die Berliner zu Beginn bemüht gewesen, doch sie brachten den Puck einfach nicht an Dimitri Pätzold vorbei. Anders machten es dagegen die Gäste aus Niedersachsen. Ivan Ciernik sorgte per Handgelenkschuss für die erstmalige Führung der Scorpions – 1:2 (23.).
Die Eisbären waren nach diesem Treffer zwar geschockt, doch sie bemühten sich weiter. Aber sie rannten teilweise kopflos an. So wirklich eine Idee hatten die Eisbären nicht gehabt. Zudem versuchten sie es zu oft alleine. Wenn man dann doch einmal in aussichtsreicher Schussposition war, kamen meistens nur harmlose Schüsse auf das Tor, welche natürlich kein Problem darstellten für Dimitri Pätzold.
Hannover spielte das jetzt aber auch sehr clever. Sie ließen die Eisbären kommen und konterten dagegen immer wieder gefährlich. Und wie man Chancen erspielt und effektiv nutzt, zeigten die Gäste in der 30. Minute. Andreas Morchzinietz hatte den Puck schön für Scott King aufgelegt und der netzte ein zum 3:1.
Nach diesem Treffer standen die Gäste aus Hannover sehr sicher in der Defensive und ließen die Eisbären bei deren Angriffen verzweifeln.
In der 38. Minute kam es dann zum großen Aufreger der Partie. Eisbären-Stürmer Julian Talbot wurde sehr unsauber in die Bande gecheckt und blieb danach eine ganze Zeit verletzt auf dem Eis liegen. Talbot wurde mit Hilfe der Teamärzte vom Eis geführt und blieb dann auch gleich in der Kabine. Er soll sich wohl eine Rückenprellung zugezogen haben. Eine genaue Diagnose steht aber noch aus. Wer aber nun gedacht hatte, der Scorpions-Spieler würde dafür eine Strafzeit kassieren, der irrte sich gewaltig. Denn die beiden Hauptschiedsrichter Lars Brüggemann und Ramin Yazdi ließen diese Aktion unbestraft. Sorry, aber wenn man nicht mal für so einen Check von Hinten eine Strafzeit gibt, wo sich der Spieler vor Schmerzen auf dem Eis krümmt, wofür dann? Man kann nur hoffen, dass die Eisbären das Video mit der Aktion zur DEL schicken und noch eine Strafe für den Spieler der Hannover Scorpions fordern. Ansonsten macht sich die DEL mal wieder nur lächerlich.
Beim Stand von 1:3 ging es dann in die zweite Drittelpause.
Im letzten Drittel suchten die Eisbären von Beginn an den Weg Richtung Gäste-Tor. Doch immer wieder stand ein Scorpions-Spieler oder aber Dimitri Pätzold im Weg. In der 50. Minute wurden dann aber die Bemühungen der Berliner belohnt. Florian Busch ließ Dimitri Pätzold keine Chance und verkürzte zum 2:3.
Es folgte die stärkste Phase der Eisbären in diesem Spiel. In den letzten zehn Minuten zeigten die Berliner, was sie wirklich können. Da haben sie ordentlich Druck aufgebaut und nahezu jeder Schuss brachte Gefahr. Doch Dimitri Pätzold wuchs in dieser Phase über sich hinaus und entnervte die Eisbären-Spieler reihenweise.
Don Jackson riskierte alles und nahm Rob Zepp zu Gunsten eines sechsten Spielers vom Eis. Doch es schien fast so, als wenn die starke Drangphase zu viel Kraft gekostet hatte. Denn mit sechs Mann konnten die Eisbären nicht mehr so einen Druck erzeugen und kassierten prompt das 2:4. Martin Hlinka netzte zum 2:4 und damit zur Entscheidung ein (59.).
Fazit:
Eine Niederlage, mit der man vor dem Spiel sicherlich nicht gerechnet hatte. Aber wenn man eben nur zehn Minuten gutes Eishockey spielt, braucht man sich darüber nicht zu wundern. Hannover war keinesfalls überragend, aber sie spielten es eben sehr clever und nutzten ihre Chancen eiskalt aus. Und so wie die Eisbären derzeit spielen, ist es auch nicht schwer, gegen sie zu gewinnen. Es muss sich etwas ändern und zwar schnell. Ansonsten wird das eine sehr schwere Saison werden. Man kann immer Spiele verlieren, aber es kommt darauf an, wie man verliert. Und derzeit schenkt man die Spiele zu schnell her und lädt die Gegner zum Toreschießen ein.
Leistung vom Hauptschiedsrichter mit Note:
Hauptschiedsrichter waren Lars Brüggemann und Ramin Yazdi. Man muss ehrlich sagen, sie haben eine ordentliche Leistung gezeigt. Eine Leistung, die man mit der Note Zwei bewerten kann. Wäre da nicht die Szene in der 38. Minute gewesen. Eisbären-Stürmer Julian Talbot wurde so hart in die Bande gecheckt, dass er sich dabei eine Rückenprellung zugezogen hat. Er stand einen Meter von der Bande weg und der Scorpions-Spieler checkt ihn trotzdem unsauber in die Bande. Eine Aktion, die man zwingend mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe, wenn nicht sogar Matchstrafe belegen muss. Doch die beiden Schiedsrichter geben nicht mal zwei Minuten dafür. Sorry, aber wenn die beiden Herren nicht sehen, dass das eine Strafzeit war, dann haben sie ihren Job verfehlt und haben auf dem Eis nichts zu suchen.
Note 6.
Fanstimmung:
Dickes Lob an die Fans. Die haben heute alles gegeben und die Mannschaft nach allen Kräften unterstützt. Schade, dass es am Ende nicht mit dem Sieg geklappt hat, aber an den Fans hat es nicht gelegen. Die Frage ist nur, wie lange die Fans noch geschlossen hinter der Mannschaft stehen werden. Noch drei, vier weitere schlechte Spiele und die Stimmung kann durchaus kippen.
Besten drei Spieler des Spiels:
1. Martin Hlinka (Hannover Scorpions/Stürmer)
2. Ivan Ciernik (Hannover Scorpions/Stürmer)
3. Dimitri Pätzold (Hannover Scorpions/Torhüter)
Vorschau auf das nächste Heimspiel mit Tipp von mir:
Am kommenden Sonntag empfangen die Eisbären Berlin zum Bruderduell die Hamburg Freezers in der Berliner O2 World. Die Hanseaten haben einen sehr guten Saisonstart hingelegt und werden hoch motiviert in die Hauptstadt reisen. Schon bei der European Tropy trafen die beiden Teams aufeinander, Hamburg gewann beide Spiele. Sollten die Eisbären dann auch so spielen, wie in den ersten 50 Minuten heute, dann sehe ich für dieses Spiel schwarz. Und angesichts der derzeitigen Form der Freezers rechne ich so der so mit einem Sieg der Hamburger. Mein Tipp 2:5