Ausgabe #8:

Die Eisbären Berlin haben ihre Niederlagenserie und auch ihre Torflaute (nur 1 Tor in den letzten 211 Minuten) beendet. Am Freitagabend setzten sich die Berliner mit 7:3 (1:1, 2:1, 4:1) gegen die Augsburger Panther durch. Die Fuggerstädter waren als „Team der Stunde“ angereist, hatten sie doch die letzten fünf Spiele in Folge gewonnen. Doch in der Hauptstadt sollten am Freitagabend beide Serien enden. Die drei Spiele andauernde Niederlagenserie der Eisbären und die Siegesserie der Panther. 12.256 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena sahen eine sehr unterhaltsame DEL-Partie mit vielen Torraumszenen und zehn Toren.
Eisbären-Chefcoach Uwe Krupp musste verletzungsbedingt auf Kevin Nastiuk, Mark Bell und Florian Busch verzichten. Die beiden Youngster Jonas Schlenker und Kai Wissmann waren für Kooperationspartner Dresdner Eislöwen im Einsatz. Im Tor der Hausherren stand Petri Vehanen.

Torjubel der Eisbären Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)
Die Partie nahm sofort an Fahrt auf. Die Eisbären gewannen zwar das Eröffnungsbully, doch Augsburg wäre beinahe nach zwölf Sekunden schon in Führung gegangen. Evan Oberg hatte abgezogen, sein Schuss prallte jedoch an den Pfosten. Glück für die Eisbären also, dass es hier nicht gleich die kalte Dusche zu Beginn gab.
Beide Mannschaften begannen die Partie sehr offensiv, suchten immer wieder den Weg vor das gegnerische Tor. Es war also irgendwie zu erwarten, dass der erste Treffer nicht lange auf sich warten lassen würde. In der vierten Spielminute fiel er dann auch. Die Eisbären in Überzahl, welche sie nach 27 Sekunden bereits ausnutzen konnten. Marcel Noebels und Darin Olver mit einer tollen Kombination, Olver scheiterte jedoch an Jeff Deslauriers im Augsburger Tor. Olver kam aber erneut an die Scheibe und versenkte sie im zweiten Anlauf im Gäste-Tor – 1:0 (4.).
Auch fortan war es eine sehr schnelle Partie, in der es rauf und runter ging. Beide Mannschaften suchten immer wieder den Abschluss. Die Eisbären zeigten sich dabei schon verbessert im Vergleich zu den letzten Spielen, leisteten sich im Spielaufbau aber immer noch zu viele Fehler.
Das hohe Tempo hielten beide Mannschaften nur in den ersten zehn Minuten, danach waren beide Mannschaften darauf bedacht, hinter sicher zu stehen und nicht mehr so viel zuzulassen. Beide Defensivreihen ließen in der Folgezeit auch nicht mehr so viel zu, aber dennoch gelang den Gästen aus Augsburg hier noch der Ausgleich. Drew LeBlanc erkämpfte sich die Scheibe im Drittel der Eisbären, spielte sie weiter zu Michael Iggulden, der jedoch noch an Petri Vehanen scheiterte. Mark Mancari kam jedoch an den Puck und hatte keine Probleme, den Puck im leeren Tor zu versenken – 1:1 (19.). Mit diesem Spielstand ging es auch in die erste Drittelpause.
Kurz nach Beginn des zweiten Drittels hatten die Augsburger ein Powerplay, welches sie stark spielten und auch

Endstation Petri Vehanen. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)
schnell in ihre Formation fanden. Die Panther ließen die Scheibe gut laufen und kamen auch zu Chancen, doch dem AEV gelang in dieser Überzahl kein Treffer.
In den zweiten 20 Minuten hatte ich zunächst das Gefühl, eine andere Eisbären-Mannschaft auf dem Eis zu sehen. Irgendwie schienen unsere Jungs nahezu jedes Laufduell zu verlieren, nahmen fast keinen Zweikampf an, spielten sehr körperloses Eishockey und griffen die Augsburger nur sehr zaghaft an, wenn diese in Scheibenbesitz waren. Auch in der Offensive erinnerte das Spiel der Eisbären an das Auswärtsspiel in Hamburg Anfang Oktober (0:3), als man sehr harmlos vor dem gegnerischen Tor war und nicht so recht ein Mittel fand, um die Abwehr der Gäste zu knacken.
In der 28. Spielminute ergab sich dann aber die große Chance zur erneuten Führung für die Eisbären, als Ben Hanowski wegen eines hohen Stocks eine Spieldauerdisziplinarstrafe bekam. Aber die Eisbären konnten diese fünfminütige Überzahl nicht nutzen, sorgten kaum für Gefahr vor Jeff Deslauriers. Man fand zwar in die Powerplay-Formation, doch da passte man die Scheibe sich lieber ständig hin und her, statt mal zum Abschluss zu kommen. Wenn man sich dann doch einmal für den Schuss entschied, warfen sich die Panther-Spieler in die Schüsse und brachten die Scheibe raus aus dem eigenen Drittel. Die Schüsse, die man auf das Tor bringen konnte, waren eine sichere Beute des AEV-Goalies. Augsburg überstand die lange Unterzahl fast mühelos. Da hatten die Hausherren eine große Chance vergeben.
Wie man sein Powerplay eiskalt ausnutzen kann, zeigten dann die Fuggerstädter vier Minuten vor der zweiten Pause. Bruno Gervais saß wegen Beinstellens für zwei Minuten in der Kühlbox. Augsburg fand sofort in die Powerplay-Formation, ließ die Scheibe gut laufen und kam zu richtig guten Chancen. Der AEV mit einer Traum-Kombination, James Bettauer passte die Scheibe zu T.J. Trevelyan, welcher am linken Pfosten lauerte. Er ließ Vehanen klasse aussteigen und schob die Scheibe eiskalt ins Tor zur erstmaligen Augsburger Führung – 1:2 (36.).
Doch auf einmal fanden die Eisbären in den letzten Minuten des zweiten Drittels ihren Kampfgeist zurück und gaben nun noch einmal alles, um hier den Ausgleich zu erzielen. Petr Pohl brachte die Scheibe zu André Rankel, welcher die Scheibe unhaltbar abfälschen konnte – 2:2 (38.).
14 Sekunden nach dem Ausgleich kassierte der AEV-Goalie eine Strafzeit wegen Spielverzögerung. Die Eisbären also noch einmal in Überzahl, was ja vorhin fünf Minuten lang nicht so gut funktioniert hatte. Aber diesmal nutzten die Hausherren die numerische Überlegenheit aus. Petr Pohl auf Bruno Gervais, welcher von der blauen Linie abzog und die Eisbären wieder in Führung brachte – 3:2 (40.). Bei dem Hammer von Gervais hatte Deslauriers keine Chance gehabt.
Die Berliner gingen also tatsächlich noch mit einer Führung in die zweite Drittelpause. Das hatte sich während des Drittels nicht wirklich angedeutet, aber am Ende nahm der Druck der Eisbären auf einmal enorm zu und so war diese Führung dann irgendwie doch verdient. So komisch es klingen mag.

Kampf um den Puck beim Bully. (Foto: eisbaerlin.de/Walker)
Die Hauptstädter nahmen den Schwung aus den letzten Minuten des Mitteldrittels mit in den Schlussabschnitt und machten gleich wieder ordentlich Druck. T.J. Mulock und Frank Hördler scheiterten noch, doch Petr Pohl konnte die Führung in der 43. Spielminute ausbauen. Micki DuPont hatte abgezogen, Jeff Deslauriers hatte die Scheibe abprallen lassen und Pohl staubte eiskalt ab – 4:2.
Doch die Gäste aus Augsburg wollten sich so einfach nicht geschlagen geben und spielten munter mit. Es ging nun hin und her. Und der AEV kam gut drei Minuten nach dem 4:2 zum Anschlusstreffer. Mark Mancari sah Michael Iggulden am langen Pfosten stehen, spielte die Scheibe genau dahin, Iggulden brachte die Scheibe im Tor unter – 4:3 (47.).
Die Partie nahm weiter an Fahrt auf, ganze 23 Sekunden nach dem Anschlusstor der Augsburger stellten die Eisbären den Zwei-Tore-Abstand wieder her. Darin Olver brachte die Scheibe ins gegnerische Drittel, sah Bruno Gervais anrauschen, passte die Scheibe vor das Tor in den Slot, wo Gervais den Augsburger Goalie klasse ausspielte und die Scheibe zum 5:3 im Tor versenken konnte (47.).
Danach wurde das Spiel wieder ruhiger, beide Mannschaften konzentrierten sich nun wieder auf die Defensive und ließen fortan nicht mehr viel zu. Doch Augsburg unterlief fünf Minuten vor dem Ende der Partie ein entscheidender Fehler. Die Panther wollten gerade das Spiel aufbauen, als Marcel Noebels den Puck abfangen konnte und ihn gleich weiter spielte zu Petr Pohl, welcher hinter dem Tor der Gäste lauerte. Den Tschechen hatten die Augsburger beim Spielaufbau glatt übersehen. Pohl bestrafte diesen Fehler des AEV per Bauerntrick – 6:3 (55.).
Doch auch dieses Tor brachte Augsburg nicht zum aufgeben. Die Gäste versuchten noch einmal alles, um hier doch noch etwas Zählbares mitzunehmen. Die Eisbären machten jedoch hinten dicht und lauerten nun auf Konter. Augsburg hatte am Ende sogar noch einmal ein Powerplay, nahm zudem auch noch den Goalie vom Eis und war somit nun mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Aber auch das half nicht mehr. In Unterzahl zog Frank Hördler aus dem eigenen Drittel ab und versenkte den Puck im verwaisten Panther-Gehäuse – 7:3 (60.). 20 Sekunden waren da noch auf der Uhr. Die Partie war damit endgültig durch und die Eisbären konnten einmal tief durchatmen.
Dieser Sieg war ein Befreiungsschlag für die Eisbären Berlin. Nicht nur die Niederlagenserie wurde beendet, nein, auch die Torflaute konnte man beenden. Man hat gesehen, dass man das Toreschießen eben doch noch nicht verlernt hat. Von daher war dieser Sieg enorm wichtig für das Selbstvertrauen der Eisbären. Aber die Eisbären zeigten während der Partie ihre zwei Gesichter. Im ersten Drittel hatte man sich ein leichtes Chancenplus erarbeitet und hätte bei etwas mehr Glück im Abschluss auch führen können. Im Mitteldrittel wirkte man dagegen in den ersten 13,14 Minuten völlig verunsichert, man spielte körperloses Eishockey, verlor fast jedes Laufduell sowie fast jeden Zweikampf. Vor dem Tor wirkte man teilweise harmlos, so wirklich eine zündende Idee vor dem Tor hatte man irgendwie nicht.
Aber als man auf einmal 1:2 hinten lag, fand man seinen Kampfgeist wieder zurück und konnte das Spiel noch im zweiten Drittel drehen. Die Eisbären bauten einen enormen Druck in den letzten Minuten des Mitteldrittels auf. Diesen Schwung nahm man mit in die letzten 20 Minuten und dort schoss man sich dann endgültig den Frust von der Seele. Im letzten Drittel war man vor dem Tor eiskalt, hinten ließ man nicht viel zu und stand sehr sicher. Somit ging der Sieg am Ende dann doch in Ordnung, auch in der Höhe.
