Vergangenen Dienstag startete die Halbfinalserie zwischen den Eisbären Berlin und den Adler Mannheim. Nur eine Woche später ist die zehnte Playoff-Serie zwischen den beiden Erzrivalen bereits Geschichte. Mit einem Sweep (!) lösten die Hauptstädter erneut das Finalticket und schickten Mannheim in die Sommerpause. Es war bereits die siebte Playoff-Serie, welche die Berliner in Folge für sich entscheiden konnten. Dazu kommen zwölf (!) Siege gegen Mannheim in Folge. Wow, was für eine unglaubliche Statistik!
Aber genau diese spiegelt die aktuellen Kräfteverhältnisse der beiden erfolgreichsten DEL-Teams wider. Die Eisbären sind den Mannheimern derzeit meilenweit voraus. Das hat nicht nur diese Playoff-Serie bewiesen. Und selbst als Eisbären-Fan sage ich, mir fehlen die Duelle – vor allem in den Playoffs – auf Augenhöhe. Wo um jeden Zentimeter Eis gekämpft wurde, wo sich beide Teams nichts schenkten und wo beide Teams Chancen auf Siege hatten. Doch alleine in dieser Spielzeit gab es in vier von acht Spielen derbe Niederlagen für Mannheim – allen voran das 3:9 auf eigenem Eis gegen Berlin.

Auch wenn es zwischenzeitlich sehr ruppig war, gab man sich nach der Halbfinalserie fair die Hände. (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)
Siege gegen Mannheim sind natürlich immer schön und schmecken besonders gut. Aber die zurückliegende Playoff-Serie wirkte wie ein Klassenunterschied. Aber Mannheim macht eben seit Jahren den gleichen Fehler. Die Meisterschaft ist stets das Ziel in der Kurpfalz und die Spieler dafür haben sie auch. Das große Problem der Adler ist aber, dass viele gute Einzelspieler noch lange kein erfolgreiches Team garantieren, welches am Ende dann auch um den Henkelpott spielen kann. Was wiederum am Trainerteam um Dallas Eakins – aber auch seinen Vorgängern liegt – die es nicht hinbekommen, aus vielen guten Einzelspielern ein Team zu machen. Von daher sollte man in Mannheim vielleicht diesbezüglich einfach mal umdenken und nicht immer nur Stars verpflichten, denen ihr eigenes Ego meistens wichtiger ist als der Team-Erfolg.

Dieser Mann ist seit 23 Spielen nicht zu stoppen: Ty Ronning (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)
Und da sollte Mannheim vielleicht auch mal den Blick nach Berlin werfen. Denn auch dort spielen viele Stars, die aber eins von den Adler-Spielern unterscheidet: Sie stellen den persönlichen Erfolg hinter den Team-Erfolg. Bestes Beispiel ist da natürlich der neue DEL-Rekordhalter Ty Ronning (Foto oben), der seit 23 Spielen immer mindestens einen Punkt geholt hat. Er freut sich über diesen Erfolg, meinte aber zugleich, dass man als Team ein viel größeres Ziel verfolgt. Und genau diese Einstellung ist es, welche die Eisbären Berlin zu dem Top-Team der Liga machen.

Der Berliner Erfolgstrainer: Serge Aubin (Foto von Moritz Eden / City-Press GmbH Bildagentur)
Ein Team, welches vor allem auch die richtigen Schlüsse aus bestimmten Saisons zieht und nicht in Panik verfällt, wenn es mal nicht läuft. Wer erinnert sich da nicht an die Saison 2022/2023 zurück, als die Eisbären sich plötzlich im Abstiegskampf wieder gefunden haben. Und das als Titelverteidiger. Bei allen anderen Vereinen, insbesondere in Mannheim, wäre Serge Aubin (Foto oben) frühzeitig vor die Tür gesetzt worden. So aber nicht in Berlin, denn dort vertraute man dem Coach weiterhin, weil man eben wusste, was er zuvor bereits mit dem Hauptstadtclub erreicht hatte. Nun haben Dallas Eakins und seine Vorgänger nicht die Erfolge vorzuweisen gehabt, wie ein Serge Aubin. Aber manchmal muss man auch Geduld beweisen, um am Ende zum gewünschten Ziel zu kommen. Diese Geduld hat man in Mannheim seit Jahren nicht, aber es wäre für die Adler zu wünschen, dass jetzt ein Umdenken stattfindet. Denn, auch wenn man sich über den Sweep freut, hart umkämpfte Duelle und Playoff-Serien gegen Mannheim sind mir dann doch lieber. Serien, die ins entscheidende siebte Spiel gehen und erst in der Overtime entschieden werden. All das gab es mal zwischen den beiden Erzrivalen und wird es in Zukunft hoffentlich wieder geben.

Auch er trumpfte in den Playoffs so richtig auf: Freddy Tiffels, der sowohl vorne als auch hinten für Furore sorgte. (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)
In der zurückliegenden Halbfinalserie waren die Adler jedenfalls chancenlos, was alleine die Torbilanz von 16:4 zeigt. Alleine die Berliner Paradereihe um Ty Ronning, Freddy Tiffels (Foto oben) und Leo Pföderl kam in den vier Spielen zusammen auf neun Tore und damit mehr als die gesamte Mannheimer Mannschaft. 25 Scorerpunkte holten diese drei Spieler zusammen in der Halbfinalserie gegen die Adler. Gerade in Spiel vier spielten sie die Mannheimer Defensive nach Belieben schwindelig. Kein Wunder, dass die drei Stürmer mit Abstand die besten Scorer im Team der Eisbären waren. Insgesamt neun verschiedene Spieler trafen für Berlin, darunter acht Stürmer.
Wenn man sich alleine mal die Schussquote bestimmter Berliner Spieler anschaut. Lean Bergmann kommt auf eine Schussquote von 40 Prozent. Fünfmal schoss er auf das Tor, zweimal zappelte die Scheibe im Tor. Ty Ronning machte aus acht Schüssen drei Tore (37,50 Prozent). Und auch Eric Hördler und Marcel Noebels kommen auf über 30 Prozent (33,33 Prozent).
Die Eisbären brauchten eben nicht viele Chancen, um zum Torerfolg zu kommen. Im Viertelfinale gegen Straubing hatte man in allen fünf Spielen weniger Schüsse als die Tigers abgegeben und sich am Ende trotzdem durchgesetzt. Und auch gegen Mannheim gab man in den ersten drei Spielen weniger Schüsse ab. Nur gestern im entscheidenden vierten Spiel waren es mehr Schüsse als die Adler. Und doch spricht die Schussstatistik im Halbfinale mit 109:101 knapp für die Kurpfälzer. Aber es kommt eben immer darauf an, von wo die Schüsse kommen. Und die Eisbären haben es eben erneut geschafft, die gefährlichen Räume zuzumachen und Jake Hildebrand meist freie Sicht zu gewähren.

Dürfte zu manchen blauen Fleck als Andenken aus der Halbfinalserie gegen Mannheim mitgenommen haben: Verteidiger Eric Mik (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)
Denn neben der gnadenlosen Effektivität in der Offensive stach natürlich auch die Defensive heraus, was bei vier Gegentoren in vier Spielen nicht verwundern dürfte. Mit welcher enormen Leidenschaft die Eisbären das defensiv verteidigt haben. Ausnahmslos jeder Spieler hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Die Spieler haben sich gegenseitig unterstützt. Immer wieder war im entscheidenden Moment noch ein Schläger dazwischen oder aber man warf sich in die Schüsse. Eric Mik (Foto oben) mit elf Blocks und Freddy Tiffels mit acht Blocks muss man da besonders hervorheben. Was die defensiv geleistet haben, kann man gar nicht genug loben. Und wenn man bedenkt, dass Tiffels Stürmer ist und dann hinten auch Schwerstarbeit verrichtet. Daran merkt man einfach, was für ein unglaubliches Team das ist. Da passt einfach alles zusammen, das Team ist perfekt zusammengestellt worden und das Trainerteam um Serge Aubin hat es im Saisonverlauf noch besser gemacht.
Aubin ist sowieso ein Phänomen. Seitdem er die Eisbären Berlin trainiert, haben die Berliner noch keine Playoff-Serie verloren. Wann immer die Berliner mit ihm in die Playoffs kamen, am Ende gewann man den Pokal. Weil Serge Aubin seine eigene Philosophie verfolgt. Man denkt nur von Spiel zu Spiel und dabei ist es ihm egal, ob es ein Dienstagabendspiel in der Hauptrunde ist oder aber ein entscheidendes Finalspiel. Wann immer die Eisbären während der Spiele mal Probleme hatten, Aubin fand stets die richtige Lösung, um am Ende das Spiel doch noch auf die eigene Seite zu ziehen und es am Ende zu gewinnen. Um diese Fähigkeit dürften ihn einige Trainer-Kollegen beneiden.

Mit Jonas Stettmer und Jake Hildebrand verfügen die Eisbären Berlin über das beste Torhüter-Duo in den Playoffs. (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)
Beneiden dürften sie ihn auch angesichts der Luxus-Situation in den Playoffs. Im Viertelfinale entnervte Jonas Stettmer die Straubing Tigers und führte den Rekordmeister ins Halbfinale. Dort fehlte er angeschlagen diese gesamte Serie, aber er wurde hervorragend von Jake Hildebrand vertreten. Vier Gegentore in vier Spielen, eine Fangquote von 96,33 Prozent und ein Shutout – das sind die Werte von „The Wall“ im Halbfinale. Hildebrand spielte keine so gute Hauptrunde, weshalb er zu Playoff-Beginn seinen Status der Nummer eins an Jonas Stettmer verloren hatte. Dann aber so zurückzukommen und es allen Kritikern zu zeigen, damit hätten wohl die wenigstens gerechnet. Chapeau, Jake!
Neun Playoff-Spiele haben die Eisbären bisher in dieser Spielzeit absolviert und dabei nur ein Spiel verloren. Auf den Finalgegner warten sie im Moment noch. Aber egal, ob es der Vorrundensieger ERC Ingolstadt wird oder aber die Kölner Haie, die derzeit mit 2:1 in der Serie führen. Freuen dürften sich beide Mannschaften nicht auf die Eisbären Berlin, welche aktuell in überragender Form sind. Und das Schlimme für die Konkurrenz daran ist, dass die Hauptstädter längst noch keine 100 Prozent abgerufen haben. Man hat also nach wie vor Steigerungspotential. Und dazu hat man vor der Finalserie auch nochmal mehr als eine Woche Pause. Auch das kann am Ende ein Faktor sein, der für Berlin spricht. Aber generell sehen wohl viele DEL-Fans und Experten die Eisbären als den großen Favoriten auf die Meisterschaft an, denn es ist angesichts der bisherigen Leistungen in den Playoffs zu bezweifeln, dass eine Mannschaft die Eisbären viermal in einer Serie schlägt. Und dennoch sollten die Eisbären gut daran tun, sich auf sich und ihr Spiel zu konzentrieren. Denn man ist noch lange nicht am Ziel. Vier Siege fehlen noch bis zum elften Stern. Morgen in einer Woche geht es dann endlich los, der Kampf um die DEL-Meisterschaft. Bernd Römer kann bis dahin seine Gitarre schon einmal für die Nationalhymne einstimmen.