Herr Krupp, was müssen wir tun, um Deutscher Meister zu werden?
Was wird Uwe Krupp wohl geantwortet haben?
Die Gesellschafter jedenfalls waren bereit Geld locker zu machen, sehr viel Geld. Also arbeitete er ein Konzept aus und stand ein Jahr später mit den Haien im Finale um die Meisterschaft. Und der Gegner hieß Eisbären Berlin. Die Haie würden zum neunten Mal Meister. Krupps Planungen gingen so gut auf, dass es fast unheimlich war. Er sortierte unkonforme Spieler aus und kaufte sieben ausländische Profis ein. Alle schlugen ein, niemand versagte. Einen Stamm aus deutschen, formbaren Spielern hatte er schon in seinem ersten Jahr um sich gescharrt, in der Nationalmannschaft geprüft, für geeignet befunden und nach Köln gekauft. Alle zusammen sollten eine viel beschworene Musketiertruppe bilden, in der jeder für jeden kämpft. Krupp mag solche mystischen Dinge, auch als Bundestrainer formierte er Mannschaften, die durch Teamgeist glänzen sollten. Wer nicht mitmacht, darf nicht mitmachen. Dennoch, so ganz ohne „Söldner“ kommt auch Krupp nicht aus, denn dass einem Spieler wie Robinson plötzlich seine Musketierkumpels wichtiger sind als der Geldbeutel, darf bezweifelt werden. Und erstklassige Kräfte wie Holmqvist und Tjärnqvist werden auch nicht wegen ihrer Horoskope in Köln sein.
Uwe Krupp, seit dem Sommer 2011 Trainer in Köln, sollte den KEC wieder zu einem Spitzenverein formen. Beim ersten Anlauf scheiterte man jedoch sang- und klanglos im Playoff-Viertelfinale am späteren Meister Berlin. Es war Glück für die Haie, dass Krupp nach sechs Jahren Nationalmannschaft eine neue Herausforderung suchte. Als gebürtiger Kölner wollte er dem Verein, bei dem er „groß“ wurde, etwas zurückgeben. Eishockey ist in Deutschland immer noch eine Randsportart und kein Verein kommt heute ohne einen Mäzen aus. So war es ein noch viel größeres Glück, dass die Gesellschafter um Frank Gotthardt 2010 beim KEC einstiegen. Denn der Klub stand am finanziellen Abgrund. Zweimal waren die Haie an der Insolvenz vorbeigeschrammt.
Eine gute Strategie und eiskaltes Kalkül zeichneten die Haie in der Saison 2012/13 aus. Planänderungen waren nicht vorgesehen. Während viele andere Clubs während des Lock-outs in der NHL Spieler verpflichteten, hielt sich der KEC zurück. Krupp wollte keine Unruhe im Kader und so durfte einzig Marco Sturm für eine Weile mitspielen. Nach langer Verletzung trainierte er sich in Köln zurück an seine Bestform und galt als der Hoffnungsträger für das Gewinnen der ersten Meisterschaft nach 2002.
Am Ende wurden sie Vize-Meister.
Natürlich waren sie enttäuscht. Da spielte man eine perfekte Saison, war Zweiter der Vorrunde, nach Punkten weit vor Berlin. Doch die Eisbären nutzten die Playoffs, waren am Ende besser als der KEC, übertrafen sie vor allem in Sachen Coolness und Lockerheit. Rob Zepp zeigte die bessere Finalform als Danny Aus den Birken. Man wollte den Titel so sehr, dass die Leichtigkeit verloren ging. Sie scheiterten nicht an dem stärkeren Gegner, sondern an sich selbst.
Sicher ist, dass die Saison 2012/13 keine Eintagsfliege war.
Trainer und Team blieben fast komplett erhalten. Marco Sturm jedoch, den Krupp so unbedingt wollte, blieb nicht. Auch Felix Schütz wollte kein Musketier mehr sein. Die Angebote aus der KHL waren verlockender, denn er zahlte die Ablösesumme, die Köln für seinen Wechsel verlangte, aus eigener Tasche, sonst wäre der Transfer wohl nicht zustande gekommen.
Krupp hat ein Ziel, er will die Dominanz des siebenmaligen Meisters Eisbären Berlin beenden.
Es wird Zeit, dass Berlin den Titel nicht gewinnt.
Für ihn heißt das nichts anderes, als dass er ihn will, den Titel.
Die Saison 2013/14 startete nicht wie geplant. Man ließ unerwartet viele Punkte liegen, gegen Nürnberg oder Rückkehrer Schwenningen. Doch inzwischen scheinen die Weichen für den Meisterexpress gestellt. Auch wenn die Kölner Haie ab und an über ihre eigenen Füße und ihr Ego stolpern, wie vor einigen Tagen gegen Hamburg und München, dominieren sie trotz Verletzungspech derzeit die DEL. Die Moral stimmt, es wird gekämpft bis zum Umfallen.
Und schließlich gelang eines, was dem ehrgeizigen Uwe Krupp besonders wichtig sein wird: Der Meister aus Berlin konnte bisher gegen den Vizemeister noch nicht einen Blumentopf gewinnen.
(Anmerkung der Autorin: Ich hoffe natürlich, dass sich das am kommenden Dienstag ändert!)