Als sie mit nur zwei Spielen die Adler Mannheim in den Vor-Playoffs aus der Saison warfen, traten bei so manchem Berliner Eishockey-Liebhaber die Schweißperlen auf die Stirn. Mehr als solide, mit 25 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Hannover Scorpions, hatte man sich den 1. Platz der Vorrunde gesichert. Und jetzt kam im Viertelfinale ausgerechnet Augsburg! Nun erwartete keiner den erhofften Durchmarsch zum nächsten Meistertitel. Man sollten Recht behalten, denn die Panther zeigten sich einmal mehr als gefürchteter, unangenehmer Gegner:
Spiel 1 konnten die Eisbären Berlin knapp mit 2:1 gewinnen, ehe die Bayern überraschend ausglichen. Als die Panther die Eisbären dann auswärts mit 5:3 schlugen, stand Berlin vor dem Aus. In Spiel 4 gewannen die Eisbären mit 5:3 – Ausgleich. Doch welches Kunststück Augsburg dann vor mehr als 14.000 Zuschauern in der O2-World gelang, war für so manchen Eishockeyinteressierten unfaßbar. Mit 6:2 überrollten sie die Berliner, den unumstrittenen Favoriten und Titelverteidiger der DEL und schaffte damit eine kleine Sensation und den größten Erfolg in der 132-jährigen Vereinsgeschichte.
Das 5. Spiel sollte alles entscheiden. Die Hausherren belagerten das Tor der Panther und Kapitän Steve Walker konnte in der 9. Minute den ersten Treffer erzielen. Doch diese nutzten die sich bietenden Chancen. In Überzahl trafen Jeff Likens und Brett Engelhardt und als Tyler Beechey nach einem katastrophalen Fehlpass von Andy Roach auf 3:1 erhöhte, war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Im Mitteldrittel das gleiche Bild: Die Berliner schossen aus allen Rohren doch die Panther machten die Tore. Goalie Dennis Endras zeigte sich in bestechender Form, er hielt einfach alles! Nicht umsonst wurde er der wertvollste Spieler der WM 2010.
Erst in der 49. Minute konnte Richie Regehr mit einem Ehrentreffer verkürzen – das letzte Tor der Berliner Saison 2009/2010.
Im Halbfinale machten sie dann mit den Grizzly Adams Wolfsburg kurzen Prozess und scheiterten im Finale nur an den Hannover Scorpions.
Was für eine Saison – Vizemeister!Leider schafften es die Panther nicht, den Schwung der Playoffs in die nächste Saison zu retten. Nur 20 Spiele konnten sie gewinnen und wurden abgeschlagen Letzter. Die folgenden 2 Jahre verliefen etwas besser, doch kam man nicht über den 8 Platz hinaus.
Der sensationelle Finaleinzug der Panther überraschte Experten, Konkurrenten und Fans. Der Klub mit dem kleinsten Etat ist der Gegenentwurf zu den modernen großen Klubs mit ihren High-tech-Arenen und das beste Beispiel dafür, dass Erfolg nicht nur mit Geld möglich ist. Mit einem Etat von ca. 3,8 Millionen Euro haben die Bayern heute nicht einmal halb so viel Geld wie Spitzenreiter EHC Red Bull München.
Wegen der geringen Gehälter fiel das Team damals auseinander. Gleich sieben Leistungsträger, darunter Play-off-Topscorer Tyler Beechey, Brett Engelhardt und Colin Murphy unterschrieben für „viel mehr Geld“ bei anderen Vereinen. Ein Jahr später wechselten Darin Olver und Barry Tallackson nach Berlin. Und selbst Trainer Larry Mitchell wollte an die Spree, wollte dorthin, wo mehr Geld fließt, wo alles größer und glamouröser ist.
Die aktuelle DEL-Saison brachte zwar ein umgebautes Curt-Frenzel-Stadion, jedoch mit Glamour hat man in Augsburg noch immer nicht viel am Hut, hier mag man Eishockey einfach und handgemacht. Da nutzt auch ein gewonnener Dolomitencups nichts.
Nach einer herben Auftaktniederlage bei den Iserlohn Roosters konnten die Augsburger Panther beim ersten Heimspiel in der neuen, fast ausverkauften Hütte die Straubing Tigers besiegen, wenige Tage später die Adler Mannheim.
Bis zum verflixten 11. Spieltag lief es bei den Panthern.
Ausgerechnet an dem Tag, als sich 500 Panther-Fans mit dem Sonderzug nach Schwenningen aufmachten, um ihr Team zu unterstützen, handelten sie sich eine ihrer größten Pleiten ein.
Trotz lautstarker Anfeuerungen lagen die Panther nach dem ersten Drittel mit 0:2 zurück. Zuversicht und Frust hielten sich noch die Waage. Im zweiten Abschnitt ertönte die Torsirene weitere drei Mal – für Schwenningen. Am Ende werden es eine 0:8-Klatsche, gellende Pfiffe aus dem AEV-Block und Spieler ohne den Schneid, sich beim Anhang zu entschuldigen. Das Team hat an Vertrauen eingebüßt.
Dieser „Odyssee des Grauens“ folgten weitere bittere Niederlagen gegen Köln und Wolfsburg, aber auch gut gemachte Siege, wie gegen Düsseldorf und München. Nach 17 Spieltagen steht Augsburg auf einem soliden 8. Platz, vor der vermeintlichen „Glamourtruppe“ aus Berlin.