Ausgabe #26:
Immer wieder haben wir in dieser Saison von der Mannschaft vor den Spielen gehört, dass sie wüssten, worum es geht und dass man auch weiß, welche Fehler man mache. Immer wieder hat man dann gesagt, wir werden es in den nächsten Spielen besser machen und zurückkommen. Man will schließlich das Minimalziel, die Pre-Play-Offs noch erreichen. Und dann folgten den vielen Worten so gut wie nie Taten auf dem Eis – höchstens mal in Ansätzen, mehr aber auch nicht. Auch das heutige Spiel kann man so bezeichnen. Viele Worte vor dem Spiel, wenige Taten dann auf dem Eis. Mit 2:4 (1:1, 0:2, 1:1) haben die Eisbären Berlin am Sonntagabend gegen die Krefeld Pinguine verloren. 12.400 Zuschauer in der O2 World sahen die fünfte Niederlage sowie das zweite Null-Punkte-Wochenende in Folge. Immerhin sah man heute für höchstens zehn Minuten mal eine Mannschaft, die versucht hat, Druck auf den Gegner auszuüben. Da war auch ein wenig Kampfgeist und Leidenschaft zu spüren. Doch leider waren es eben nur zehn Minuten und nicht 60 Minuten.
Die Jungs hatten im ersten Drittel nach vorne gar nicht mal so schlecht gespielt. Da hatte man schon gemerkt, dass sie hier etwas erreichen und nicht schon wieder als Verlierer vom Eis gehen wollen. Da suchte man immer wieder den Weg zum Tor, kam dann auch zum Abschluss. Nur was bringt es, wenn man nach vorne einigermaßen ansehnliches Eishockey spielt, aber sich hinten einen Fehler nach dem anderen erlaubt? Es war schon erschreckend zu sehen, wie viele Fehlpässe der Mannschaft da unterliefen. Da fehlte mal wieder in der Defensive die nötige Konzentration. Man konnte von Glück reden, dass Krefeld daraus nicht mehr gemacht hat.
Die Seidenstädter waren es, die den ersten Treffer des Spiels erzielen sollten. Die Krefelder druckvoll hinter dem Tor, mit dem klasse Pass vor das Tor, wo Patrick Klöpper eiskalt vollendete – 0:1 (7.). Da stimmte die Zuordnung in der Berliner Defensive überhaupt nicht. Wie so oft in der Partie.
Doch immerhin fiel die Mannschaft nach diesem Gegentreffer nicht auseinander und versuchte weiter ihr Glück in der Offensive. Mit Erfolg. Darin Olver mit einem klasse Pass in den Slot, wo Youngster Sven Ziegler die Kelle rein hielt und zum 1:1 traf (18.). Bereits der zweite Treffer von Ziegler an diesem Wochenende. Am Freitag gelang ihm gegen Hamburg sein erstes DEL-Tor.
Bei diesem Spielstand ging es in die Kabine.
Im Mitteldrittel sah man dann wieder die Eisbären vom Freitag. Zu viele Fehlpässe, kein geordneter Spielaufbau, keine Zuordnung in der Defensive, kein Kampfgeist, keine Leidenschaft, ein unglaublich schlechtes Zweikampfverhalten. Ich glaube, die Jungs hatten in dem zweiten Drittel fast jeden Zweikampf verloren. Man machte es den Pinguinen einfach zu einfach. Teilweise kamen die Krefelder problemlos an ihren Gegenspielern vorbei, weil diese keine Gegenwehr zeigten. Erneut schlitterten da einige Spieler wieder lustlos über das Eis. Als Mannschaft spielte man jedenfalls nicht zusammen. Die jungen Spieler will ich da aus der Kritik heraus nehmen, denn die haben wirklich alles versucht. Im Gegensatz zu den vermeintlichen Leistungsträgern.
In der 26. Minute konnte Krefeld erneut in Führung gehen. Joel Perrault mit dem Querpass vors Tor, Adam Courchaine verwertete dieses Zuspiel relativ locker – 1:2. Eisbären-Goalie Sebastian Elwing gab da keine gute Figur ab, ging viel zu früh runter und machte es Courchaine somit sehr leicht, den Puck im Tor zu versenken. Aber Courchaine stand auch vollkommen frei, die Zuordnung hatte da wieder einmal nicht gestimmt.
Nach einem Scheibenverlust der Eisbären fiel dann der dritte Krefelder Treffer an diesem Abend. Joel Perrault schnappte sich die Scheibe, spielte sie weiter zu Adam Courchaine und der lief alleine auf Elwing zu. Sein Schuss ging unter die Latte und kam sofort wieder aus dem Tor heraus. Die beiden Hauptschiedsrichter Willi Schimm und Bastian Haupt gingen auf Nummer sicher und schauten sich den Videobeweis an, entschieden danach aber folgerichtig auf Tor – 1:3 (31.).
Fortan die Eisbären mit weiteren Fehlpässen, doch Krefeld zeigte sich gnädig und nutzte die vielen Fehler der Eisbären nicht aus. Somit blieb es beim 1:3 nach 40 Minuten.
Im Schlussdrittel hatte man nun das Gefühl, dass die Eisbären vielleicht doch begriffen hätten, worum es hier eigentlich geht. Denn die Jungs übten nun schon ein wenig Druck auf die Krefelder aus und kamen dann sogar in Unterzahl durch Mark Bell zum Anschlusstreffer – 2:3 (45.).
Danach hatten die Eisbären ihre stärkste Phase, machten richtig viel Druck und hatten auch gute Chancen. Doch im Abschluss fehlte ihnen das nötige Glück und das schien den Jungs die Hoffnung, hier noch etwas drehen zu können, genommen zu haben. Denn plötzlich stellte man sein Offensivspiel ein und machte wieder zu viele Fehler. Man ließ Krefeld so wieder zurück ins Spiel kommen. Zudem nahm man unnötige Strafzeiten, weshalb Krefeld fast zwei Minuten zwei Mann mehr auf dem Eis hatte. Und das nutzte Krefeld nach nur 14 Sekunden aus. Kevin Clark mit der Direktabnahme zum 2:4 (54.).
Die Eisbären danach noch einmal mit verzweifelten Angriffen, die jedoch nichts mehr einbrachten. Auch eine Auszeit von Coach Jeff Tomlinson (welche meiner Meinung nach viel zu spät kam) und das heraus nehmen von Goalie Sebastian Elwing (auch das kam für mich zu spät) brachte keinen Erfolg mehr. Die Eisbären verloren das Spiel am Ende verdient mit 2:4.
Eine Niederlage, die weh tut. Man hatte die große Chance, bis auf einen Punkt an Augsburg heran zu rücken, doch man vergab sie kläglich. Weil die Mannschaft wieder einmal nicht das zeigte, was sie eigentlich kann. Es ist schon erschreckend, wie eine Mannschaft das Eishockey spielen so verlernen kann. Für mich ist dass da unten auf dem Eis schon lange keine Mannschaft mehr. Viele Spieler verrennen sich lieber in Einzelaktionen, ein Zusammenspiel findet nur noch äußerst selten statt. Auch sehe ich nicht, dass die Jungs alles dafür tun, um die Pre-Play-Offs noch zu erreichen. Nach den beiden Siegen gegen Mannheim und in Krefeld hatte ich gedacht, jetzt geht es bergauf, die Mannschaft hat endlich kapiert, worum es geht. Doch die beiden Erfolge erwiesen sich im Nachhinein als Strohfeuer, denn es folgten fünf Niederlagen in Folge.
Die beiden Spiele an diesem Wochenende erinnern mich irgendwie an die Saison 2006/2007, als die Mannschaft gegen den damaligen Trainer Pierre Pagé spielte. Ich will den Jungs jetzt nicht vorwerfen, dass sie gegen Jeff Tomlinson spielen, aber irgendwie sieht es so aus.
Und auch Jeff Tomlinson muss sich fragen, ob er die Mannschaft überhaupt noch erreicht? Kann er seinen Spielern noch das vermitteln, was er auf dem Eis sehen will? Hat er überhaupt ein System, welches er spielen lassen will? Warum gibt er dem jungen Goalie Dominik Gräubig jetzt nicht mal eine Chance? Schlechter als Sebastian Elwing in den letzten Spielen kann selbst Gräubig nicht sein. Und Gräubig ist ein sehr talentierter Goalie, dem man durchaus mal das Vertrauen schenken kann. So wie man es während der Saison den Youngsters Jonas Müller, Jonas Schlenker, Christoph Kabitzky, John Koslowsky, Sven Ziegler, Alex Trivellato, Vincent Schlenker und Vladislav Filin auch geschenkt hat. Und wenn in dieser Saison überhaupt wer annähernd seine Leistung gebracht hat, dann waren es doch wohl die jungen Spieler. Sie haben ihr Können angedeutet, machen Hoffnung für die Zukunft. An deren Einstellung, deren Einsatz, deren Kampfgeist und deren Leidenschaft kann sich so mancher Leistungsträger eine Scheibe von abschneiden.
Noch sind zehn Spiele Zeit, um das drohende Szenario des Saisonendes nach der Hauptrunde abzuwenden. Doch allein die Hoffnung fehlt mir, noch an ein gutes Ende zu glauben. Wenn die vermeintlichen Leistungsträger so spielen würden, wie die Youngsters, hätte ich Hoffnung. Ich sehe auch keine Hoffnung, wenn die verletzten Spieler zurückkehren.
Nach dem Spiel kam es dann noch zu unschönen Szenen in der Fankurve. Ein paar Fans machten ihrem verständlichen Unmut Luft und pfiffen die Mannschaft aus. Eine für mich nachvollziehbare Aktion, denn man kann die Leistung der Mannschaft nicht immer gut heißen. Wenn die Mannschaft wenigstens kämpfen würde, alles geben würde, die Spiele nicht zu verlieren, hätte ich mit den vielen Niederlagen kein Problem. Doch wenn ich eine lustlose Mannschaft da unten auf dem Eis sehe, die ihre Trikots nur spazieren trägt, dann werde auch ich irgendwann einmal sauer und kann die Leistung der Mannschaft nicht mehr gut heißen. Nein, ich habe die Spieler nicht ausgepfiffen, aber ich habe ihnen nach Spielende sowohl am Freitag als auch heute kein Applaus gespendet, denn den hätten sie auch nicht verdient.
Dass dann einige Unverbesserliche der Meinung sind, sie müssten wutentbrannt zu den pfeiffenden Fans stürmen, um ihnen ihre Meinung zu geigen, finde ich nicht in Ordnung. Jeder Fan hat das Recht, seine Meinung zu äußern, Und irgendwann muss man der Mannschaft auch einmal zeigen, dass es so nicht weiter gehen kann. Die Fans, die die Mannschaft auch nach solchen Leistungen noch feiern wollen, können dies gerne tun. Das verbietet ihnen keiner. Aber sie sollten dann bitte auch so fair sein, den anderen Fans es zu erlauben, ihren Unmut zu äußern. Auch ich bin sehr enttäuscht über die Leistung der Mannschaft. Verlieren kann man immer, aber die Leistung muss am Ende auch stimmen. Und die hat in dieser Saison bisher nicht so oft gestimmt.
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