Eisbären in der Krise – Ernüchterung nach der Auswärtstour

logo_WsM1516

125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svgVor elf Tagen konnte man in der Hauptstadt noch bester Laune sein, denn die Eisbären Berlin hatten sich durch einen hart erkämpften 2:1-Sieg gegen den ERC Ingolstadt die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gesichert. Mit reichlich Selbstvertrauen konnte man sich also auf die anstehende Auswärtstour von vier Spielen in Folge (inklusive CHL) begeben. Dass diese eher ernüchternd enden würde, hatte zu jenem Zeitpunkt wohl keiner gedacht. Zu stark waren die Eisbären in die Saison gekommen. Sechs der ersten sieben Saisonspiele wurden gewonnen, die letzten fünf davon sogar in Folge. Und inklusive des CHL-Hinspieles gegen Stavanger feierte man sogar sechs Siege in Folge. Die Eisbären waren zurück auf dem DEL-Thron, ließen von einer besseren Saison hoffen als es in den letzten beiden Jahren der Fall war, als stets in den Pre-Play-Offs Endstation war.

Auch die Leistung der Mannschaft machte uns Fans stolz. Die Jungs begeisterten durch eine klasse kämpferische Leistung. Alle Spieler hatten ihren Anteil an der Erfolgsserie. In der Defensive warfen sich die Spieler in die Schüsse, unterstützten Goalie Petri Vehanen wo sie nur konnten und ließen nur selten was zu. Vorne erspielte man sich viele Chancen, welche man auch zu nutzen wusste. Auf einmal wurden auch wieder die engen Spiele gewonnen. Diese hatte man in den beiden Jahren zuvor stets noch verloren. Die Eisbären hatten anscheinend zurück zur alten Stärke gefunden.

Doch elf Tage später ist der gute Saisonstart schon wieder ein wenig in Vergessenheit geraten. Denn in diesen elf Tagen absolvierten die Eisbären vier Auswärtsspiele, von denen sie nicht ein einziges gewinnen konnten. Lediglich in der Champions Hockey League (CHL) reichte es zu einem 3:3. Nimmt man aber die drei DEL-Spiele in der Fremde steht man mit null Punkten und einem Torverhältnis von 1:11 dar. Die Eisbären haben in den letzten 211 Minuten gerade mal ein einziges Törchen geschossen. Dass dieses dann ausgerechnet von einem Verteidiger (Jens Baxmann) erzielt wurde, passt irgendwie ins Bild.

Die Eisbären haben ihre Souveränität verloren. Das Spiel in Hamburg glich fast einem Offenbarungseid. In der Defensive, in der man zuletzt noch mannschaftlich geschlossen um die Siege gekämpft hatte, erwies man sich als äußerst harmlos. Man nahm fast keinen Zweikampf an, ließ die Freezers im eigenen Drittel machen, was sie wollten. Man konnte fast schon von einem körperlosen Spiel der Eisbären sprechen. Und auch die Offensive, in der man sich in den Wochen zuvor viele Chancen heraus gespielt und diese auch genutzt hatte, glänzte durch Ideenlosigkeit. Hamburg stand hinten sehr sicher und ließ nicht viel zu. Wobei man eher sagen muss, die Eisbären fanden an jenem Sonntagnachmittag kein Mittel gegen das Abwehrbollwerk der Hanseaten. Hamburg gewann die Partie mit 3:0, ohne dabei jedoch wirklich überzeugt zu haben. Aber sie wurden ja auch nicht gefordert vom – zu diesem Zeitpunkt – Spitzenreiter der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Immerhin konnte man dann wieder etwas für das Selbstvertrauen tun, als man nur zwei Tage später in der CHL ein 3:3 bei Stavanger erreichte und sich somit für das Achtelfinale qualifiziert hatte. Aber der Liga-Alltag sollte für die Eisbären gerade nach den letzten beiden enttäuschenden Jahren oberste Priorität haben.

Die nächste Chance auf den ersten Sieg während der Auswärtstour bot sich den Eisbären dann drei Tage nach dem CHL-Rückspiel. Man war zu Gast bei der Düsseldorfer EG. Doch auch da konnte man nicht zurück in die Erfolgsspur kehren. Ja, man erarbeitete sich nun mal wieder Torchancen, nur am Ende war stets bei Mathias Niederberger Endstation. Irgendwie war den Eisbären das Glück im Abschluss abhanden gekommen. Mit 0:2 ging auch diese Partie verloren.

Zum Abschluss der Auswärtstour waren die Berliner gestern Abend zu Gast bei den Kölner Haien. Und dort kamen sie böse unter die Räder. 1:6 stand es am Ende, die höchste Saisonniederlage war perfekt. Und es war fast wie ein Rückfall in alte Zeiten. In die der letzten beiden Jahre. Als man nach Gegentoren irgendwann die Gegenwehr eingestellt hatte und sich seinem Schicksal ergab. Man dachte zu Saisonbeginn, diese Zeit würde nun hinter uns liegen. Aber am Sonntag kamen die Erinnerungen an die letzten beiden Jahre zurück. Die Eisbären standen im ersten Drittel unter Dauerbeschuss der Domstädter. Auch wenn sich die Haie keine wirklich hochkarätige Torchance heraus spielen konnten, so wäre eine Führung längst verdient gewesen. Es kam aber anders, die Eisbären gingen durch Jens Baxmann in Unterzahl in Führung. Köln glich jedoch noch im ersten Drittel aus.
Im Mitteldrittel hätte man der Partie dann endgültig eine Wende geben können. Auf einmal waren es die Eisbären, die hier sehr durckvoll agierten und sich Chancen erspielten. Köln wurde ordentlich unter Druck gesetzt. Aber da war wieder die Sache mit dem Glück im Abschluss, welches die Eisbären nicht hatten. Köln dagegen schon, beim 2:1 wurde der Schuss am Ende entscheidend abgefälscht. Das 1:3 aus Eisbären-Sicht zehn Sekunden vor Ende des zweiten Drittels beendete dann wohl alle Eisbären-Hoffnungen auf ein erfolgreiches Ende in der Domstadt. Im Schlussdrittel hätte man ein Aufbäumen der Eisbären erwartet, einen bedingungslosen Kampf um den Ausgleich, um Punkte, um Tore. Doch von alldem war nichts zu sehen. Köln stand hinten sicher und wollte hier nichts mehr anbrennen lassen. Die Eisbären fanden einfach kein Mittel und verloren dann auch noch die Nerven. Unnötige Strafzeiten in den letzten zehn Minuten ließen aus einem 1:3 ein 1:6 machen. Eine unnötig hohe Niederlage, welche man sich am Ende durch seine Undiszipliniertheit selbst zuzuschreiben hatte.

Die Frage, die sich derzeit wohl alle Eisbären-Fans stellen: Was ist mit den Eisbären nur in dieser kurzen Zeit passiert? In elf Tagen drei Liga-Niederlagen in Folge bei 1:11-Toren. Von Platz Eins auf Platz Sechs abgerutscht. Statt sich oben festzusetzen muss man sich nun wieder nach unten orientieren. Wo ist das souveräne Spiel der Eisbären hin? Wo ist der Kampfgeist hin? Warum wirkt man in der Defensive derzeit so harmlos? Warum verliert man irgendwann die Geduld und nimmt unnötige Strafzeiten? Nach dem nahezu perfekten Saisonstart hatte man doch genug Selbstvertrauen getankt für die Auswärtstour. Diese endete nun mit einer Ernüchterung, welche die Sorgenfalten zurück auf die Stirn der Eisbären-Fans gebracht hat.

Am kommenden Wochenende kehren die Eisbären in die Arena am Ostbahnhof zurück. An jenen Ort, wo man zwei Wochen zuvor noch den Sprung an die Tabellenspitze gefeiert hatte. Zum Feiern ist derzeit aber keinem zu Mute. Viel mehr erwarten die Fans am Wochenende bei den Spielen gegen Augsburg und München eine Reaktion der Eisbären. Es liegt nun an der Mannschaft zu zeigen, dass die letzten Ergebnisse nur ein Ausrutscher waren und man in dieser Saison definitiv besseres Eishockey spielt als letzte Saison. An ein erneut negatives Wochenende mag man gar nicht denken. Hoffen wir mal das Beste für die beiden anstehenden Heimspiele und auf ein Ende der ersten Eisbären-Krise der aktuellen Saison. 

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Ein Kommentar

  1. Die Saison ist noch lang also kämpfen und siegen heißt die Devise

Kommentare sind geschlossen