6:5 n.V. – Eisbären drehen 0:4-Rückstand noch um – Fan-Boykott überschattet den Play-Off-Auftakt

logo_WBN_1213Ausgabe #32:

delpo125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svg200px-Hamburg-freezers_svgDie Eisbären Berlin haben zum Play-Off-Auftakt die Hamburg Freezers mit 6:5 n.V. (0:4, 2:0, 3:1) besiegt und damit einen gelungenen Start in die Viertelfinal-Serie gefeiert. Dabei sah es zu Beginn des Spiels überhaupt nicht nach einem Sieg der Hausherren aus, denn nach dem ersten Drittel lagen die Berliner bereits mit 0:4 im Rückstand. Doch dann zeigten die Eisbären große Moral und rangen die Hanseaten am Ende noch nieder.

Eisbären-Coach Don Jackson musste auf Dominik Bielke, Laurin Braun und Matt Foy verzichten. Im Tor setzte er wie so oft auf Rob Zepp.

Hinein in ein Play-Off-Spiel, welches es so noch nie gegeben hatte in der Vereinsgeschichte der Eisbären. Mit Spielbeginn verließ die Fankurve nahezu komplett die Arena. Lediglich einzelne Fans blieben noch stehen, um die Mannschaft zu unterstützen. Auch aus den Sitzplatzblöcken verschwanden die Fans zunehmend. Die Fans wollten ein Zeichen gegen die geplante Dauerkartenpreiserhöhung setzen. So kam es dazu, dass es in der Arena am Ostbahnhof plötzlich sehr, sehr still war. Mehr zum Fan-Boykott erfahrt Ihr weiter unten im Bericht.

Die Mannschaft der Eisbären war angesichts des angekündigten und nun auch durchgeführten Boykotts sichtlich verunsichert. Man hatte davon gewusst, was passieren würde. Aber anscheinend konnte man sich darauf nicht einstellen. Hamburg nutzte die Verunsicherung der Gastgeber aus.
Garrett Festerling brachte Hamburg in der dritten Minute mit 1:0 in Führung. Der Treffer wurde nach Ansicht des Videobeweises gegeben. Diesen Treffer hatte ein Teil der Fankurve noch mitbekommen, denn es hatte einige Minuten gedauert, bis die Kurve leer war.
52 Sekunden nach dem Führungstreffer konnte Eric Schneider nachlegen – 0:2. Der Boykott hatte also seine Wirkung vor allem bei der Mannschaft gezeigt, was so sicherlich nicht geplant war.
Den Hanseaten war das natürlich vollkommen egal, sie zogen ihr Spiel gnadenlos durch und hatten mit den Eisbären auch kein Mitleid. Julian Jakobsen (13.) und Thomas Dolak (15./PP) erhöhten noch im ersten Drittel auf 4:0.
Mehr Tore fielen im Auftaktdrittel nicht mehr und so ging es beim Stand von 0:4 aus Sicht der Eisbären in die erste Drittelpause. Wie man hören konnte, wurde die Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet.

Was in der Kabine dann passierte, wird wohl das Geheimnis der Eisbären bleiben. Denn ab dem zweiten Drittel sah man eine völlig andere Eisbären-Mannschaft. Eine, die sich nun gegen die Niederlage stemmte und endlich Play-Off-Einsatz zeigte. Man zeigte endlich Gegenwehr, zeigte, dass man dieses erste Spiel in der Viertelfinalserie nicht so einfach her schenken will.
Und schon nach 45 Sekunden hatten die noch anwesenden Fans der Berliner erstmals Grund zum Jubeln gehabt. Julian Talbot brachte den Puck in Überzahl an Freezers-Keeper Niklas Treutle vorbei – 1:4.
Hoffnung keimte in der O2 World auf. Und auch die Mannschaft merkte nun, dass hier noch etwas geht. Die Eisbären dominierten das zweite Drittel ganz klar, erspielten sich jede Menge guter Torchancen, doch immer wieder scheiterte man am starken Hamburger Torhüter Nikas Treutle. 57 Sekunden vor der zweiten Drittelpause war aber auch Treutle machtlos, als Darin Olver den Puck bei doppelter Überzahl im Tor versenkte – 2:4.
Bei diesem Spielstand ging es dann auch in die zweite Drittelpause.

Im Schlussdrittel machten die Berliner deutlich, dass sie nachlegen wollten. Doch die Hamburger zeigten nun wieder mehr Gegenwehr und erspielten sich auch wieder gute Torchancen. Aber den Eisbären gelang im Schlussdrittel zunächst alles. Die Hausherren gaben im gesamten letzten Drittel nur fünf Torschüsse ab, drei davon zappelten aber im Hamburger Tor.
Innerhalb von nicht einmal drei Minuten drehten die Eisbären durch Tore von T.J. Mulock (45.), Mads Christensen (47.) und Jens Baxmann (47.) die Partie komplett – 5:4.
Plötzlich kam auch so etwas wie Stimmung in der spärlich gefüllten Arena am Ostbahnhof auf. Die Fans, die da waren, gaben jedenfalls ihr Bestes.
Die Gäste aus Hamburg wehrten sich nun gegen die drohende Niederlage und kamen drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit noch zum verdienten Ausgleich. Eric Schneider war bei doppelter Überzahl erfolgreich – 5:5.

Es ging also in die Verlängerung und da entwickelte sich ein Spiel, welches hin und her ging. Beide suchten immer wieder den Weg zum Tor, um das Spiel zu entscheiden. Es war klar, dass hier der nächste Fehler das Spiel entscheiden würde. Und den entscheidenden Fehler machte David Wolf, der sich eine Strafzeit wegen hohen Stocks einhandelte. 55 Sekunden später sorgte T.J. Mulock für den 6:5-Siegtreffer der Eisbären und brachte somit die Partie noch zu einem guten Ende für den Titelverteidiger.

Ein ganz wichtiger Sieg der Eisbären. Man zeigte nach dem 0:4-Rückstand große Moral und kämpfte sich verbissen zurück in dieses Spiel. Die Hamburger werden sich fragen, wie man dieses Spiel eigentlich noch verlieren konnte. So führen nun die Eisbären mit 1:0 in dieser Viertelfinalserie.

 
Kommen wir aber nun noch einmal zurück zum Fan-Boykott. Dass die Fans eine Reaktion zeigen würden auf die geplante Dauerkarten-Preiserhöhung, war allen klar gewesen. So versammelten sich die Fans 45 Minuten vor Spielbeginn in der Kurve – komplett in Schwarz bekleidet. Man wollte so seiner Trauer Ausdruck verleihen. Denn auch wenn (fast) alle dafür waren, dem Spiel komplett fern zu bleiben, tat es den meisten Fans trotzdem weh, nicht in der Arena zu sein, um die Mannschaft zu unterstützen. Man sah auf den Gängen der Arena nach Verlassen der Kurve viele Fans mit Tränen in den Augen. Man sah also, wie schwer es allen gefallen war, diesen Schritt zu vollziehen. Doch er war notwendig gewesen.

Als Stadionsprecher Uwe Schumann das Eis betrat, um sein Programm durchzuführen, hörte man aus der Kurve abwechselnd nur noch zwei Gesänge oder aber ohrenbetäubende Trillerpfeiffen. Man wollte also auch den normalen Ablauf stören. Immer wieder hallte es aus der Kurve folgende Gesänge:

 

„Wir sind die Fans, die Ihr nicht wollt“

und

„Eure Kartenpreise, sind absolute Sch*****, Ihr wollt nur noch Kohle, nicht mehr uns“

Man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, so laut war es gewesen. Als die Eisbären-Hymne ertönte, wurde sie mit einem gellenden Pfeiffkonzert übertönt. Es tat weh, dass man zu solchen Aktionen greifen musste. Aber es blieb den Fans eben nichts anderes mehr übrig, als sich zur Wehr zu setzen. Dies tat man beim Einlauf der Spieler auch mit einer Choreo, welche komplett in Schwarz gehalten war (siehe Foto):

Choreo vorm Fan-BoykottQuelle: black corner 2007

Auf dem Choreo-Bild konnte man auch eine weitere Aktion der Eisbären-Fanclubs sehen. Denn die Fanclubs hatten sich bis auf drei Ausnahmen darauf geeinigt, dass man die Fanclub-Logos mit Tapeband durchkreuzt, um zu zeigen, dass es derzeit kein „Wir sind der Meister, wir der EHC“ gibt.

Die Trillerpfeiffen kamen natürlich auch bei den Starting-Six zum Einsatz und man sang zudem weiterhin die besagten zwei Lieder. Bei der ganzen Aktion bekam man richtig Gänsehaut und von der Lautstärke her war es fast so laut, wie nach dem gewonnen Finalspiel gegen Mannheim im April 2012.

Mit Beginn des Spiels ertönte noch einmal der Gesang „Wir sind die Fans, die Ihr nicht wollt“ und dann ging es auch schon wie angekündigt raus aus der Kurve und der Arena. Dieser Vorgang dauerte natürlich einige Minuten, denn es hatten sich fast alle Fans aus der Kurve an diesem Boykott beteiligt. Innerhalb kürzester Zeit war die Fankurve nun (fast) komplett leer und ergab ein für den treuen Eisbären-Fan sehr schmerzliches Bild:

Die Fankurve nach dem BoykottQuelle: black corner 2007

So schnell wurde also aus einer Arena, in der eigentlich Play-Off-Stimmung herrschen sollte, eine Arena, die von der Atmosphäre her eher der eines Freundschaftsspiels glich. Es war eine bedrückende Stille, so kannte man die O2 World bei Spielen der Eisbären bisher noch nicht. Ein Teil der Fanszene machte sich nach dem Boykott auf den Weg in den „Welli“, wo zu gleicher Stunde die Eisbären Juniors im DNL-Halbfinale spielten. Ein weiterer Teil – wahrscheinlich der größte Teil – machte sich auf zu den Fanbögen, um dort das Spiel der Eisbären zu verfolgen. Und ein anderer Teil – zudem auch ich zählte – machte sich auf den Weg nach Hause, um dort den Rest des Spiels zu verfolgen. Im Gepäck hatten natürlich alle ein sehr mulmiges Gefühl angesichts des gerade statt gefundenen Boykotts. Auch wenn er notwendig war, so tat er doch allen Fans ziemlich weh.

Ein Bild, was wohl keine Worte braucht!Quelle: black corner 2007

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